Der weite Blick der Wereldbibliotheek. Die internationale Ausrichtung der Wereldbibliotheek unter besonderer Beachtung der deutschen Kultur zwischen 1905 und 2004. (Cornelie van Rinsum)

 

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1. Einführung

 

Der in Amsterdam angesiedelte Verlag Wereldbibliotheek (WB), der unter dem Namen ‚Maatschappij tot Verspreiding van Goede en Goedkoope Lectuur (MGGL)’ im Jahre 1905 vom Journalisten und Literaturwissenschaftler Leo Simons und seinem Kompagnon Gérard Schreuder gegründet worden ist, bildet den Gegenstand dieser Diplomarbeit. Wereldbibliotheek ist der Name der ersten und beliebten Bücherserie, die der Verlag herausgibt, und ist erst im Jahre 1939 der offizielle Name des Verlags geworden. Besonderes Ziel war der WB war, preiswerte Bücher unter einem neuen Publikum, das bis dann kaum an der Lesekultur teilhatte, zu verbreiten. Dazu wurde nicht nur die traditionelle Buchhandlung eingeschaltet.

Vor dem Hintergrund meines Deutschstudiums innerhalb der Spezialisierung ‚Vertalen’ bildet die Wereldbibliotheek ein schönes Forschungsobjekt für meine Diplomarbeit, denn die Wereldbibliotheek hat im Laufe der vergangenen hundert Jahre regelmäßig Übersetzungen aus dem deutschen Sprachgebiet herausgegeben. Somit kann ich die zwei Pfeiler meines Studiums (einerseits die deutsche Sprache und Kultur und andererseits Übersetzen) miteinander verbinden. Ziel dieser Studie ist es, Klarheit über die internationale Ausrichtung und besonders über die Ausrichtung auf die deutsche Literatur der Wereldbibliotheek und ihrer Leser zu verschaffen. Mit der intendierten Forschungsarbeit möchte ich außerdem einen Beitrag zur wissenschaftlichen Forschung nach literarischen Verlagen leisten, die eine noch nicht so lange Tradition hat.

 

 

1.1. Verlage in der Literaturwissenschaft

 

Die Literaturwissenschaft hat dem Verlag als Untersuchungsgegenstand lange Zeit wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Der Verlag kam nur indirekt zur Sprache, zum Beispiel in Literaturgeschichten. Innerhalb der Literaturwissenschaft standen namentlich die Analyse und Interpretation des literarischen Werks, dessen Autor und die jeweilige literarische Strömung im Mittelpunkt, während Verlage nebenbei behandelt wurden. In den siebziger Jahren entsteht jedoch eine Besinnung auf die Aufgabenstellung und Methodik der Literaturwissenschaft. Die Wissenschaftlichkeit der Literaturwissenschaft wird kritisiert, weil eine explizite theoretische Basis und eine eindeutige Fragestellung fehlen. Außerdem würde die Literaturwissenschaft nicht die erkenntnistheoretischen und methodologischen Anforderungen der intersubjektiven Kontrollierbarkeit und Falsifizierbarkeit der wissenschaftlichen Forschungsergebnisse erfüllen. Die empirischen Wissenschaften sollten als Beispiel für eine neue wissenschaftliche Basis dienen. Man spricht sich für eine mehr „empirisch-sociaalwetenschappelijk“ orientierte Literaturwissenschaft aus.[1] Wichtig in der ‚neuen’ Literaturwissenschaft wird die Auffassung, dass Literatur als ‚Kommunikation’ verstanden werden soll.[2] Dieser Gedanke erweitert das Forschungsobjekt, denn er lenkt die Aufmerksamkeit ebenfalls auf Leser und literarische Institutionen. Literarische Institutionen definiert De Glas als „instanties die deel hebben aan de produktie en verspreiding van teksten en aan het vormen en verkondigen van opvattingen over die teksten“.[3] Als Beispiele literarischer Institutionen nennt De Glas Verlage, Bibliotheken, Buchhandlungen und Buchgemeinschaften, Literaturwissenschaft und –kritik, Unterricht, staatliche Instanzen für Kulturpolitik, die Presse und die übrigen Medien. Da nicht nur der literarische Text, sondern auch literarische Institutionen als wertvolle Forschungsobjekte betrachtet werden, wird nach und nach der Blick erweitert, und ist auch der Verlag als literarische Institution allmählich zu einem gängigen Forschungsobjekt geworden.

 

 

1.2. Forschung nach Verlagen

 

Über Verlage und Verleger aus dem 20. Jahrhundert ist eine umfassende Literatur vorhanden. Betriebsjubiläen sind oft Anlass zu solchen Arbeiten. Bücher über Verlage kombinieren oft die Lebensbeschreibung des Gründers und die Betriebsgeschichte mit einer Charakteristik des Verlagsprogramms. Solche Arbeiten sind nach De Glas meistens „onkritisch“ und „weinig diepgaand“.[4] Wissenschaftliche Studien zu modernen niederländischen Verlagen waren bis vor kurzem kaum vorhanden, aber in den letzten Jahrzehnten hat sich dies geändert. Das zugenommene Interesse für Verlage passt nach Susanne Janssen in die breitere Tendenz des wachsenden Interesses für die Umstände und Voraussetzungen, worunter Literatur entsteht, verbreitet und rezipiert wird.[5]

Adorno und Horkheimer haben die ‚Kulturindustrie’ seit den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts untersucht.[6] Den Begriff Kulturindustrie definiert Frank de Glas folgendermaßen: „In het moderne kapitalisme is de produktie van cultuurgoederen voor de massa een op arbeidsdeling, standaardisering en zorgvuldige planning gebaseerd industrieel proces geworden“.[7] In der Kulturindustrie ist Gewinn das wichtigste Ziel der Betriebe, und sind vor allem die großen Unternehmen von Bedeutung. Die Produkte der Kulturindustrie basieren auf Stereotypen, Klischees und Wiederholung, wodurch die Kultur zu „kritiekloos amusement“ entartet.[8] Wirtschaftliche Faktoren gewinnen in der Buchproduktion im Laufe des 20. Jahrhunderts denn auch immer mehr an Bedeutung. Konkrete Beispiele dieser Entwicklung sind der Aufstieg des Taschenbuchs, des Beststellers und der Buchgemeinschaften.

Die Studentenbewegung der sechziger und siebziger Jahre leistet ebenfalls einen Beitrag zur Forschung der Kulturindustrie. Die Forschungsergebnisse beziehen sich u.a. auf die Produktion der Massenlektüre und des Bestsellers im planmäßig organisierten industriellen Verlagskonzern und auf die Konzentration und Monopolisierung im Verlagswesen.[9] Der Verlag wird in diesen Studien als Teil der Kulturindustrie untersucht, aber ist noch immer kein selbstständiges Forschungsobjekt. Dies geschieht erst in den siebziger Jahren.

Pierre Bourdieu untersucht in seiner Studie aus dem Jahr 1977 den Verlag als kulturelle Institution.[10] Er präzisiert die Position der Verlage anderen kulturellen Institutionen gegenüber und geht auf die kulturellen und wirtschaftlichen Aspekte der Verlagspolitik ein. Verdaasdonk untersucht das Titelangebot fünf niederländischer literarischer Verlage in den Jahren 1975 bis 1980.[11] Andere Studien beschäftigen sich mit den Beziehungen des Verlags zu anderen kulturellen Institutionen, wie literarischen Zeitschriften (Verdaasdonk in den siebziger Jahren), literarischen Essays (Verdaasdonk in den achtziger Jahren), literarischen Rundfunkprogrammen (Viehoff, Anfang der siebziger Jahre) und literarischer Kritik in Zeitungen und Zeitschriften (Janssen in den achtziger Jahren).[12] In diesen Studien handelt es sich jeweils um die Frage, welche Wahl die anderen kulturellen Institutionen aus dem Angebot der Verlage treffen.

Verschiedene ausländische Studien geben Aufschluss über die Macht der Verlage als „gatekeeper of ideas“ (auf diesen Begriff wird im nächsten Absatz näher eingegangen).[13] Die amerikanische Studie von Lewis Coser in den achtziger Jahren zeigt, dass die Macht der Verleger nicht unterschätzt werden darf.[14]

In der zweiten Hälfte der achtziger Jahre sind in den Niederlanden verschiedene Doktorarbeiten erschienen, die den Verlag zum Forschungsobjekt haben. Die umfassende Doktorarbeit R.E.M. van den Brinks (1987) behandelt die Geschichte der ganzen Informationsmedien und besonders des Verlags im 20. Jahrhunderts aus einer betriebswirtschaftlichen Perspektive.[15] Die Studie von Frank de Glas (1989) untersucht die Entwicklung der Verlage Wereldbibliotheek und Ontwikkeling/De Arbeiderspers vor dem Zweiten Weltkrieg.

Lisa Kuitert untersucht in den neunziger Jahren die literarischen Serien literarischer Verlage nach 1945[16], und Sandra van Voorst untersucht in ihrer Doktorarbeit aus 1997 die Rolle der Übersetzungen im Verlagswesen der Nachkriegszeit.[17] In einer Anzahl weiterer Studien wird die Rolle externer Institutionen in der Auswahl und dem Erwerb der Autoren von Verlagen untersucht. Janssen und Olislagers untersuchen zum Beispiel die Rolle der Zeitschriften in dieser Hinsicht.[18]

Obschon wissenschaftliche Forschung nach dem Verlag als kultureller Institution lange Zeit wenig üblich war, beweist diese Auflistung, dass dieser Sachverhalt sich geändert hat. Jedoch handelt es sich nach Susanne Janssen bis jetzt um Fallstudien, und ist die Theoriebildung zum Funktionieren literarischer Verlage im Allgemeinen leider noch mangelhaft.[19]

 

 

1.3. Wie sind Verlage zu untersuchen?

 

Den verschiedenen Studien zu Verlagen liegen unterschiedliche Ausgangspunkte zugrunde. Van Voorst unterscheidet auf der einen Seite den soziologischen und wirtschaftlichen Ausgangspunkt und auf der anderen Seite die historische, mehr dokumentarische Annäherung. Soziologisch und wirtschaftlich ausgerichtete Studien beziehen sich aufgrund von Daten zur Produktion und Verbreitung auf die Verbindung zwischen dem Verlag und den Autoren, zwischen dem Markt und den Lesern. Historisch und dokumentarisch ausgerichtete Forschungen geben anhand von der Zusammensetzung des Verlagsprogramms über Verlagsprogramm und Verlagsziele Aufschluss. Eine neue Vorgehensweise verbindet diese beiden Ausgangspunkte, was Sandra van Voorst die „institutionele“ Annäherung nennt, die das literarische ‚Feld’, in dem verschiedene Institutionen und Personen auftreten, untersucht.[20] Die neueste Forschung nach Verlagen rückt vor allem die Zusammensetzung des Verlagsprogramms und Faktoren, die die Bildung des Verlagsprogramms beeinflussen, in den Mittelpunkt. Dies gilt zum Beispiel für die Doktorarbeiten von Frank de Glas und Sandra van Voorst.

Van Voorst stellt die Frage, was das eigentliche Forschungsobjekt der Verlagsforschung ist, weil die Ideen und Ideale des Verlegers selbstverständlich nicht immer mit dem in der Praxis aufgebauten Verlagsprogramm übereinstimmen. Äußerungen eines Verlegers und Akzente, die er auf bestimmte Teile des Verlagsprogramms oder auf Autoren legt, vermitteln nach Van Voorst ein subjektives und unvollständiges Bild des Verlagsprogramms. Auch nach De Glas kann für die Bestimmung der besonderen Charakteristik eines Verlagsprogramms die Persönlichkeit des Verlegers nicht als zuverlässigen Gradmesser dienen. Wenig Verleger äußern sich explizit zu den Kriterien, die ihrer Selektion zugrunde liegen, und Programme, die schon zu Papier gebracht sind, sind meistens sehr allgemein und vage formuliert. Van Voorst und De Glas unterscheiden deshalb zwischen dem Ziel, das erstrebt wird, und dem Ziel, das faktisch erreicht wird. Sie beziehen sich dabei beide auf Meyer-Dohm, der einen Unterschied zwischen „Berufsidealen“ und „Leitmaximen“ eines Verlegers macht.[21] ‚Berufsideale’ eines Verlegers sind seine Auffassungen bezüglich der Aufgabe seines Berufs und seine nach außen vorgeführten Ideale und Zielsetzungen. Unter ‚Leitmaximen’ werden die faktischen Zielsetzungen des Verlegers verstanden, wie sie in der Praxis ersichtlich werden, zum Beispiel im Verlagsprogramm. Eine Diskrepanz zwischen Berufsidealen und Leitmaximen ist deswegen möglich.

Wegen des nach Frank de Glas „vortheoretischen“ Stadiums, in dem die wissenschaftliche Verlagsforschung sich 1989 befindet, ist es unklar, auf welche Weise die Forschung anzugehen ist.[22] Nach De Glas besteht die Methode, mittels deren Verlagsforschung stattfinden soll in einer Analyse des Verlagsprogramms. Da nach De Glas die Charakteristik eines Verlagsprogramms nicht anhand eines Programms oder der Persönlichkeit des Verlegers bestimmt werden kann, ist eine mehr empirische Grundlage nötig. Eine empirische Analyse des integralen Verlagsprogramms ermöglicht nach De Glas objektiven Äußerungen zu dessen besonderer Charakteristik.[23] Dies bedeutet, dass nicht nur die Höhepunkte des Verlagsprogramms untersucht werden müssen, sondern alle Ausgaben. De Glas unterscheidet zwei Merkmale, die das Verlagsprogramm bestimmen: die Art der Bücher und die Titel und Autoren, die im Verlagsprogramm vorherrschen. Weiterhin kann nach De Glas im Hinblick auf Akzentverschiebungen im Verlagsprogramm quantitative Forschung ausmachen, in wiefern es sich um wesentliche Kursänderungen handelt. Forschung nach der Charakteristik eines Verlagsprogramms über eine längere Periode kann nach De Glas außerdem die Rolle der Redaktion beleuchten. Diese Rolle ist mit expliziten Äußerungen des Verlagsvorstands zu dessen Politik zu verbinden.

 

 

1.4. Die Studien von Frank de Glas und Sandra van Voorst

 

Da die vorliegende Forschung methodisch auf zwei Doktorarbeiten zurückgreift, werden die Studien näher erläutert. Die erste Doktorarbeit ist unter dem Titel Nieuwe lezers voor het goede boek (1989) erschienen.[24] Daneben ist 1997 die Doktorarbeit von Sandra van Voorst erschienen: Weten wat er in de wereld te koop is.[25]

Die Doktorarbeit von Frank de Glas betrifft eine umfassende und systematische Forschung nach den Verlagsprogrammen zweier Vorkriegsverlage, Wereldbibliotheek und Ontwikkeling/De Arbeiderspers vor 1940. Beide Verlage gaben u.a. literarische Werke aus und erstrebten ein besonderes Ziel, nämlich die Verbreitung qualitativ hochwertiger Lektüre unter neuen Lesern. Ausgangspunkt für Frank de Glas ist der Gedanke, dass die Bildung eines Verlagsprogramms nur verstanden werden kann, wenn die Betriebsführung und Strategie des Verlags mit in Betracht gezogen werden. De Glas passt die Forschung des Verlagsprogramms deswegen in die Analyse des Verlags als Betrieb ein. De Glas untersucht den Verlag als Betrieb auf drei verschiedene Merkmale hin. Erstens beschreibt De Glas die Grundlage des Betriebs (die Zielsetzung, Rechtsform und Weise der Kapitalverschaffung). Zweitens erforscht De Glas die Organisation der verlegerischen Aufgaben, wie die Erwerbung und Qualifikationen der Mitarbeiter, die Erwerbung der Manuskripte und das Verhältnis zu Fachkollegen. Schließlich bezieht De Glas die Verbreitung und Vermarktung der Ausgaben in seine Forschung ein.

Im empirischen Teil der Arbeit untersucht Frank de Glas den Aufbau des Verlagsprogramms. De Glas ordnet die Titel nach Gattung (Fiktion oder Nichtfiktion) und nach ursprünglichem Sprachgebiet (Niederländisch oder übersetzt) ein. Diese Einordnungen sind nach ihm auf dem Büchermarkt gängig geworden.[26] Somit entstehen vier Hauptsegmente: niederländische Fiktion, übersetzte Fiktion, niederländische Nichtfiktion und übersetzte Nichtfiktion. De Glas untersucht die Wereldbibliotheek in der Periode 1905 bis 1939 und teilt die Periode in Zeitabschnitte von fünf Jahren auf. Für jeden Zeitabschnitt listet er die Titelproduktion pro Segment auf. Aufgrund dieser Einordnung führt De Glas eine quantitative Analyse durch und beschreibt die Entwicklung der verschiedenen Segmente in der untersuchten Periode. In den vier Hauptsegmenten unterscheidet De Glas außerdem das Verhältnis zwischen zeitgenössischen und schon gestorbenen Autoren, das absolute Alter der Titel (Ausgaben vor 1900 und nach 1900 werden unterschieden) und die Ursprünglichkeit der Ausgaben, d.h. dass untersucht wird, ob eine Ausgabe zum ersten Mal im niederländischen Sprachgebiet erschienen ist oder nicht. Weiterhin untersucht De Glas das Verlagsprogramm auf drei andere Merkmale hin: Die Oeuvres (er berechnet den Umfang und die Laufzeit der größten Oeuvres), das Gewicht der Serienformel und die wirtschaftliche Bedeutung der verschiedenen Segmente (anhand von der Anzahl Neuauflagen). Aufgrund dieser Analyse stellt De Glas eine Liste der erfolgreichsten Werke auf, und stellt er pro Segment das wirtschaftliche Gewicht fest.

Die Forschung von De Glas trägt eine statistische Prägung. De Glas geht nicht auf inhaltliche Aspekte der Werke und Autoren ein, sondern untersucht die Verlagsprogramme auf ihre wirtschaftliche und kulturelle Kontinuität hin. De Glas betrachtet einen Verlag als einen Betrieb, der wirtschaftliche und kulturelle Dauerhaftigkeit erstrebt. Diese Dauerhaftigkeit wird nach ihm erreicht, indem Titel im Rahmen von Oeuvres und Serien ausgegeben werden. Daneben betont De Glas die Notwendigkeit einer richtigen Zusammensetzung des Verlagsprogramms, d.h. eine richtige Mischung von Büchern (alte/neue Titel), Autoren (debütierend/etabliert) und Oeuvres. Dies ist nach ihm von Gewicht, weil somit eine Diversifikation entsteht, die die wirtschaftliche und kulturelle Kontinuität des Verlags fördert.

Die Schlussfolgerungen von De Glas zeigen auf, dass wirtschaftliche und strategische Erwägungen tatsächlich die Bildung des Verlagsprogramms beeinflussen. Die Studie von De Glas weist ebenfalls auf, dass die eigene Beschaffenheit individueller Verlage nur bestimmt werden kann, wenn das Verlagsprogramm als Ganzes erforscht wird und nicht nur dessen Höhepunkte. Die Charakteristik des Verlagsprogramms kann nach De Glas nicht einfach definiert werden, da es aus sehr unterschiedlichen Teilen zusammengesetzt ist. Die Studie vermittelt ein sehr nuanciertes Bild der untersuchten Verlagsprogramme und zeigt auf, dass die Ziele eines Verlags und die Kriterien, die angewendet werden, nicht ohne weiteres auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen sind. Nuancierung sei nach De Glas geboten.

Sandra van Voorst untersucht in ihrer Doktorarbeit die internationale Ausrichtung des niederländischen Verlagswesens in der Nachkriegszeit. Im Rahmen der Internationalisierung befasst sie sich mit der Rolle der Übersetzungen. Die zweigliedrige Zielsetzung der Forschung von Van Voorst sind das Funktionieren des Verlags im Allgemeinen und dessen Entwicklungen nach 1945, und zweitens die internationale, kulturelle Ausrichtung der niederländischen Verlage nach 1945. Ihre Forschung bezieht sich auf die Periode 1945 bis 1970. Van Voorst stützt sich in ihrer Analyse auf die Ausgangspunkte der Forschung von De Glas.

Die Grundlage der Verlagsforschung bildet nach Van Voorst das Produkt, das Buch, weswegen das Titelangebot der Verlage rekonstruiert werden muss. Die Charakteristik eines Verlagsprogramms kann nach Sandra van Voorst skizziert werden, indem dessen Zusammensetzung und Verschiebungen im Laufe der Zeit analysiert werden. Sandra van Voorst teilt die Titel nach verschiedenen Kriterien ein: nach ursprünglichem Sprachgebiet (Niederländisch oder übersetzt) und nach Gattung (Fiktion oder Nichtfiktion). Diese Einteilung führt wie in der Forschung von De Glas zu vier Hauptsegmenten (niederländische Fiktion, übersetzte Fiktion, niederländische Nichtfiktion und übersetzte Nichtfiktion). Van Voorst führt eine quantitative Analyse des totalen Titelangebots zwischen 1945 und 1970 durch. Anhand von sechs Stichjahren (1946, 1950, 1955, 1960, 1966, 1970) berechnet Van Voorst den absoluten und relativen Anteil des Übersetzungsangebots in der totalen Titelproduktion zwischen 1945 und 1970.

Auf das Übersetzungsangebot geht Van Voorst näher ein. Da es Van Voorst unmöglich ist, alle niederländischen Verlage näher zu analysieren, hat sie sich auf die Verlage Het Spektrum, Meulenhoff, Veen und Contact beschränkt. In einem einzelnen Kapitel vermittelt Van Voorst für diese Verlage einige besondere Charakteristiken bezüglich der Geschichte der Verlage und eine allgemeine Skizzierung ihrer Verlagsprogramme. Die nähere Analyse der vier Verlage bezieht sich auf Verschiebungen im einzelnen Verlagsprogramm, besonders die des Übersetzungsangebots. Die Analyse erfolgt erneut anhand von der Aufteilung in vier Segmente, und innerhalb des Übersetzungsangebots unterscheidet Van Voorst weiterhin ursprüngliche Sprachgebiete, vor allem die englische, deutsche und französische Sprache. Die übrigen Sprachgebiete werden auch beschrieben, aber weniger tief gehend. Während De Glas keine Sprachgebiete unterscheidet (er spricht nur von Übersetzungen), unterscheidet Van Voorst sie dagegen schon. Genauso wie Frank de Glas befasst Van Voorst sich mit der Kontinuität, die sie wie De Glas anhand von Oeuvres, Neuauflagen und der Serienformel erforscht. Van Voorst unterscheidet wie De Glas alte und zeitgenössische Werke (wobei sie als Grenze das Jahr 1940 hantiert), und berechnet Ausmaß und Laufzeit der Oeuvres. In einzelnen Kapiteln geht Van Voorst schließlich auf das Phänomen des Taschenbuchs, die Serienformel und Netze um den Verlag (anhand von drei Beispielen) ein. All diese unterschiedlichen Aspekte verschaffen Informationen zum Aufbau des Verlagsprogramms. Dies ermöglicht nach ihr einer unvoreingenommenen Kennzeichnung des Verlagsprogramms, und weiterhin können somit verschiedene Verlage miteinander verglichen werden.

 

 

1.5. Intendierte Forschung

 

Die Wereldbibliotheek hat viele Bücher ausgegeben, jedoch werde ich mich nur den übersetzten Titeln widmen. Innerhalb des Übersetzungsangebots gilt mein besonderes Interesse den deutschen Übersetzungen. Die Forschung ist auf die Beantwortung der folgenden Frage ausgerichtet: Wie sieht die internationale Ausrichtung und besonders die Ausrichtung auf die deutsche Literatur der Wereldbibliotheek und ihres Leserpublikum zwischen 1905 und heute aus?

Die Forschung fällt in zwei Teile auseinander. Der erste Teil der Analyse bezieht sich auf die prozentuelle Entwicklung des Übersetzungsangebots innerhalb des totalen Titelangebots der Wereldbibliotheek. Mit dem ersten Teil der Analyse hoffe ich eine Klarheit über die internationale Ausrichtung der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und heute zu verschaffen. Namentlich der Entwicklung des deutschen Sprachgebiets und seinem Verhältnis zu den anderen Sprachgebieten im totalen Übersetzungsangebot wird Beachtung geschenkt werden. Ich widme mich vor allem der deutschen, englischen und französischen Sprache. Wenn sich herausstellen wird, dass auch andere Sprachgebiete im Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek eine große Rolle spielen oder gespielt haben, werde ich diese Ergebnisse selbstverständlich in meine Forschung einbeziehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg findet in den Niederlanden eine explosionsartige Zunahme des Bücherangebots, und namentlich des Übersetzungsangebots statt. Ich werde erforschen, ob diese Zunahme auch für die Wereldbibliotheek zutrifft. Schließlich ist von Bedeutung, ob der nach 1945 zunehmende Einfluss der angelsächsischen Kultur sich auch für die Wereldbibliotheek geltend gemacht hat. Dieser Einfluss ergibt sich im Verlagswesen aus einer Zunahme der Übersetzungen aus dem Englischen.

Im zweiten Teil der Analyse wird dem deutschen Übersetzungsangebot besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Im Gegensatz zum ersten Teil der Studie werde ich auf die Ausgaben eingehen. Das Verhältnis zwischen Fiktion und Nichtfiktion, Gattungen, Strömungen, Wissensgebiete und Niveua der Werke werden in der Analyse an die Reihe kommen. Interessant ist ansonsten die Frage, warum die Wereldbibliotheek Übersetzungen aus dem Deutschen ausgegeben hat. Außerdem deckt das Interesse der Leser ihre Ausrichtung auf das deutsche Sprachgebiet auf. Die Analyse der deutschen Übersetzungen gibt über die Ausrichtung der Wereldbibliotheek und ihrer Leser auf die deutsche Kultur Aufschluss.

 

 

1.6. Operationalisierung der Forschungsfragen und die Methode

 

Es ist von Gewicht, wie in der vorliegenden Forschung die Ausrichtung der Wereldbibliotheek und ihr Leserpublikum auf die deutsche Kultur untersucht wird. Die Bezeichnung ‚deutsche Kultur’ wird näher spezifiziert werden, denn sie umfasst ein breites Spektrum.

Zunächst werde ich einen Unterschied zwischen zwischen Fiktion und Nichtfiktion machen. Diese Einteilung ist in der Literaturwissenschaft gängig. Auch Frank de Glas und Sandra van Voorst in ihren Arbeiten einen Unterschied zwischen Fiktion und Nichtfiktion. Außerdem werde ich das Verhältnis zwischen den Gattungen Epik, Drama, Lyrik und Nichtfiktion im deutschen Übersetzungsangebot bestimmen. Die Werke aus dem Bereich der Fiktion werden verschiedenen literarischen Strömungen zugeordnet und die Werke aus dem Bereich der Nichtfiktion den unterschiedlichen Wissensgebieten.

Ich beantworte weiterhin die Frage, ob es sich um nichtzeitgenössische oder zeitgenössische Werke handelt. Als Grenze hantiere ich das Jahr 1900. Werke, die ursprünglich vor 1900 erschienen sind, bezeichne ich als klassisch oder nichtzeitgenössisch, während der Rest als zeitgenössisch angesehen wird. Diese Frage der Kontemporärität wurde auch von De Glas und Van Voorst erforscht.

Es erhebt sich schließlich die Frage, ob der Schwerpunkt des Verlagsprogramms im Bereich der hochwertigen Dichtung oder eher im Bereich der oberflächlicheren Unterhaltungsliteratur liegt. Was den Bereich der Nichtfiktion anbelangt, ist es von Gewicht aufzudecken, ob wissenschaftliche oder populärwissenschaftliche Werke überwiegen. Bezüglich der Fiktion werde ich deswegen zwischen Dichtung, besserer Unterhaltungsliteratur und Unterhaltungsliteratur unterscheiden. Die Einteilung Dichtung, bessere Unterhaltungsliteratur und Unterhaltungsliteratur habe ich der Studie von Hans Elema entnommen.[27] Da der Unterschied zwischen Kunst oder Dichtung einerseits und Unterhaltungsliteratur andererseits nicht immer scharf zu trennen ist, unterscheidet Elema eine dritte Gruppe: Die bessere Unterhaltungsliteratur. Diese Einteilung ist zunächst notwendig, weil somit das Material bewältigt werden kann. Vor allem deckt die Einteilung aber das künstlerische und wissenschaftliche Niveau der Ausgaben auf.

Den Unterschied zwischen den verschiedenen literarischen Niveaus werde ich anhand von den Literaturgeschichten von Beutin und Sørensen feststellen.[28] Diese literaturgeschichtlichen Werke habe ich zu Rate gezogen, weil sie während meines Studiums der deutschen Sprache und Kultur empfohlen wurden und sich als ein gutes Hilfsmittel erwiesen haben. Wenn das Werk eines Autors in den genannten literaturhistorischen Werken vorkommt, bezeichne ich das Werk als Dichtung. Die Restgruppe ordne ich der Unterhaltungsliteratur zu. Um Nuancierung zu ermöglichen, werde ich wie Elema eine dritte Gruppe unterscheiden: Die bessere Unterhaltungsliteratur. Die Methode wird also flexibel hantiert. Literaturgeschichten treffen nämlich eine Auswahl, wobei sie nicht immer das ganze Spektrum der Dichtung umfassen können. Unter bessere Unterhaltungsliteratur verstehe ich Werke, die nicht in den Literaturgeschichten vorkommen, aber trotzdem ein bestimmtes literarisches Niveau aufweisen und anspruchsvolle Themen aufgreifen. Weitere Sekundärliteratur  kann die Einordnung der Autoren und Werke deswegen ebenfalls bestimmen.

Betreffs der Nichtfiktion unterscheide ich zwischen populärwissenschaftichen und wissenschaftlichen Ausgaben. Unter ‚primär wissenschaftliche’ Werke verstehe ich Werke, die von Wissenschaftlern für Wissenschaftler geschrieben worden sind. Unter ‚populärwissenschaftlichen’ Werken verstehe ich Werke, die für ein allgemeines Publikum geschrieben wurden. Die Wissenschaftlichkeit einer Ausgabe bestimme ich anhand von der Brockhaus-Enzyklopädie, Klappentexten und Vorworten.

Klappentexte, Vor- und Nachworte können Klarheit über das Motiv für eine Ausgabe geben, denn Klappentexte werden von der Redaktion hinzugefügt, während Vor- und Nachworte sowohl von der Redaktion, vom Übersetzer oder von anderen Sachverständigen geschrieben werden. Aufschlussreich ist es, die Motive für Herausgaben zu ermitteln, weil somit die Ausrichtung der Wereldbibliotheek auf die deutsche Kultur weiter spezifiziert werden kann. Auch beziehe ich die Sekundärliteratur zur Beantwortung dieser Frage ein, denn Beweggründe der Herausgaben werden nicht immer von der Redaktion expliziert.

 

 

1.7. Einordnung der vorliegenden Forschung

 

Diese Studie greift teilweise auf die in den Studien von Frank de Glas und Sandra van Voorst angewandte Methode zurück. Andererseits unterscheidet die vorliegende Studie sich von den Studien von Frank de Glas und Sandra van Voorst. De Glas und Van Voorst beziehen mehrere Verlage in ihre Forschung ein, während ich nur einen Verlag unter die Lupe nehme. Die Perioden unterscheiden sich ebenfalls. Frank de Glas bezieht sich auf den Zeitabschnitt 1900 bis 1939, Sandra van Voorst basiert ihre Forschung auf den Jahren 1945 bis 1970, während ich die Periode 1905 bis 2004 erforsche. In der Analyse wende ich wie De Glas und Van Voorst die Einteilung nach ursprünglichen/übersetzten Titeln und Fiktion/Nichtfiktion an. Die besondere Aufmerksamkeit, die Van Voorst für die englische, deutsche und französische Sprache aufzeigt, bezieht sich auch auf die vorliegende Studie. Auch das Interesse für Oeuvres kehrt in der vorliegenden Forschung zurück. Der kommerzielle Aspekt spielt in der vorliegenden Studie zwar eine Rolle, aber mein Interesse gilt dabei nicht der wirtschaftlichen Kontinuität des Verlagsprogramms. Es handelt sich dagegen um die Frage, welche Werke aus dem deutschen Sprachgebiet erfolgreich gewesen sind. Vor allem bei De Glas ist der (betriebs)wirtschaftliche Aspekt von Bedeutung. Er untersucht, auf welche Weise der Verlag sich als Betrieb behauptet. Diese betriebswirtschaftliche Ausrichtung fehlt meiner Studie, mein Interesse gilt dagegen der Ausrichtung der Wereldbibliotheek und ihrer Leser auf das deutsche Sprachgebiet. Im Gegensatz zu De Glas und Van Voorst werde ich inhaltlich auf die Ausgaben eingehen. Die inhaltliche Ausrichtung der vorliegenden Studie ist der Studie von Hans Elema ähnlich. Der Unterschied, zwischen Dichtung, besserer Unterhaltungsliteratur und Unterhaltungsliteratur ist nicht den Studien von De Glas und Van Voorst entnommen, sondern der Studie Hans Elema’s. Im Allgemeinen gilt deswegen, dass meine Forschung sich auf die Rezeption der deutschen Literatur bezieht, während die De Glas den Verlag als Betrieb in den Mittelpunkt rückt und Van Voorst die internationale Ausrichtung der Verlage im Allgemeinen erforscht.

 

 

1.8. Material

 

Um bestimmen zu können, wie sich der Prozentsatz an Übersetzungen im Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek während ihrer Existenz entwickelt hat, muss über das totale Titelangebot eine Übersicht verschafft werden. Die Rekonstruktion des Verlagsprogramms ermöglicht dessen Charakterisierung und einer Beschreibung dessen Entwicklungen.

Ausgangspunkt bei der Sammlung des Materials bilden zwei alphabetisch geordnete Listen herausgegebener Werke, die die Wereldbibliotheek mir zur Verfügung gestellt hat. Die erste Liste enthält die Ausgaben der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 1974, die zweite Liste die Ausgaben zwischen 1975 und 1994. Die Ausgaben der letzten zehn Jahre sind einer elektronischen Datenbank, von der ich einen Ausdruck bekommen habe, entnommen. Derartige Listen sind oft lückenhaft, und ich prätendiere demnach nicht, dass sie vollständig sind. Jedoch bilden sie einen guten Ausgangspunkt. Wo möglich habe ich die Listen mit Material aus den Archiven der Wereldbibliotheek erweitert oder ausgefüllt. Ich habe das totale Titelangebot der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004 gezählt, indem ich alle Titel in das Computerprogramm Excel eingeführt habe. Mittels der Online-Bibliographie namens Picarta habe ich für jeden Titel bestimmt, aus welcher Sprache er stammt.[29] Mittels Picarta habe ich außerdem zusätzliche Informationen über deutsche Übersetzungen gesammelt. Eine Analyse der Titel gibt somit Aufschluss über die Anzahl und Ursprung der Übersetzungen im Laufe der Zeit und vermittelt ein erstes Indiz der Entwicklungen im übersetzten Titelangebot.

Nach der Analyse des Angebots habe ich im Bücherarchiv der Wereldbibliotheek gezielt die deutschen Übersetzungen untersucht, mangelnde Informationen ausgefüllt und mir Vor- und Nachworte und Klappentexte kopiert. Neben dem Bücherarchiv habe ich ein Karteisystem, das Informationen zu Verkaufzahlen, Auflagen und Neuausgaben bis zum Jahre 1976 enthält, benutzen können. Dieses Karteisystem habe ich auf die deutschen Übersetzungen hin untersucht. Für die letzten 20 Jahre (seit 1986) war ein einzelnes Archiv, das Informationen zu Auflagen und Neuausgaben enthält, vorhanden. Auch dieses Archiv habe ich auf die deutschen Übersetzungen hin erforscht. Im gesammelten Material bezüglich Verkaufzahlen, Auflagen und Neuausgaben gibt es eine Lücke, weil Informationen zu den Jahren 1976 bis 1985 fehlen. Während dieser Periode ist die Wereldbibliotheek von anderen Verlagen übernommen, wodurch Archivmaterial nicht leicht auf die Spur zu kommen ist. Das gesammelte Material ist jedoch reichhaltig und vermittelt m.E. ein gutes Bild.

 

 

1.9. Aufbau

 

Im zweiten Kapitel wird der Verlag als Institution beleuchtet. Ich beschreibe die Aufgabe und Rolle des Verlags und stelle dar, wie der Verlag als Betrieb funktioniert. Außerdem wird kurz über die Entwicklung des Verlags im 20. Jahrhundert berichtet. Im dritten Kapitel werde ich auf den historischen Hintergrund der Wereldbibliotheek (die soziale Kulturverbreitung), und die Wereldbibliotheek als Institution eingehen. Besondere Aufmerksamkeit widme ich den ersten Direktoren des Unternehmens: Leo Simons und Nico van Suchtelen. Ich berichte weiterhin über das ursprüngliche Ziel der Wereldbibliotheek und werde die Frage beantworten, ob dieses Ziel tatsächlich erreicht wurde. Kapitel 2 und 3 dienen als Hintergrund zur Analyse, auf die zurückgegriffen werden kann, um Ursachen und Beweggründe aufzudecken. Diesen allgemeinen Kapiteln folgt in Kapitel 4 und 5 die zweigliedrige Analyse des gesammelten Materials. Zunächst wird in Kapitel 4 anhand vom Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004 die internationale, kulturelle Ausrichtung der Wereldbibliotheek erforscht. Das 5. Kapitel widmet dem deutschen Übersetzungsangebot besondere Aufmerksamkeit. Die Kapitel 4 und 5 werden mit einer Schlussfolgerung abgeschlossen. Das abschließenden Kapitel lässt sich als allgemeine Schlussfolgerung bezeichnen und berichtet über Motive für Ausgaben.

 

 

2. Forschungsobjekt

 

2.1. Aufgabe und Rolle der Verlage und Verleger

 

Schon jahrhundertelang, eigentlich seit der Erfindung der Buchdruckerkunst, ist der Verlag der wichtigste Verarbeiter und Verbreiter gedruckter Informationen. R.E.M. van den Brink definiert den Verlag als „professionele organisator van inhoud, verveelvoudiging, openbaarmaking en verspreiding van informatie voor voldoende brede, specifieke groepen van afnemers“.[30] Lange Zeit dachte man, dass der Einfluss der Verlage und anderer literarischer Institutionen, wie Literaturkritik und Zeitschriften, auf die Meinungsbildung über Autoren und ihre Werke nicht sehr bedeutsam war. Seit einigen Jahrzehnten hat sich diese Ansicht aber geändert und werden Verlage und andere literarische Institutionen für einflussreich gehalten. Die Funktion der vermittelnden Institutionen im ganzen Prozess der Produktion, Verbreitung und Rezeption eines literarischen Werks wird heutzutage in wissenschaftlichen Studien stark betont. Verlage werden als „co-producenten“ eines literarischen Werks betrachtet.[31]

Die wichtigste Aufgabe des Verlags betrifft nach Susanne Janssen die Selektion der Autoren und Texte. Der Verlag hat eine Schlüsselstellung inne, indem er den Zugang der Autoren und Texte zum literarischen Markt regelt. Der Verlag trifft eine Wahl aus einem umfangreichen Angebot von Manuskripten. De Glas führt die schon zitierte Metapher ‚gate-keepers of ideas’ an, d.h. Torwächter des geistigen Lebens, die entscheiden, welche Texte und Autoren zum literarischen Markt zugelassen und welche ausgeschlossen werden. Mit seiner Auswahl bewertet der Verlag implizit Texte und Autoren und verbreitet diese Auffassungen. Der Verlag erfüllt somit eine kulturtragende Rolle. R.E.M. van den Brink führt in seiner Doktorarbeit einen neuen Begriff ein, mit dem er die Rolle des Verlags in der Auswahl der Texte bezeichnet: „Keuzebepalende Organisatie (KBO)“.[32] Susanne Janssen relativiert zugleich die Aufgabe des Verlags, indem sie bemerkt, dass Verleger von anderen Institutionen und Personen bei ihrer Selektion beeinflusst werden. Beispiele sind literarische Zeitschriften und deren Redakteure, Berater und Kritiker, und die Medien im Allgemeinen. Außerdem muss der Verlag mit seinen Lesern rechnen, und ist er von den wirtschaftlichen Umständen des Markts abhängig.

Bei ihrer Selektion hantieren Verleger Qualitätskriterien. Frank de Glas beschreibt drei Paradoxe, die mit diesen Kriterien zusammenhängen.[33] Erstens hantiert der Verleger Kriterien, während sie zugleich schwer zu spezifizieren sind. Zweitens bestimmen Qualitätskriterien die Wahl der zu veröffentlichen Werke, während erst später deutlich wird, welche Werke wahre und dauerhafte Qualität besitzen. Schließlich basiert die Wahl auf Kriterien, während Verleger zugleich sehr oft die Unvorhersehbarkeit ihrer Arbeit und die Rolle des Zufalls betonen.

Neben der Selektion erfüllt der Verlag nach De Glas einige weitere Funktionen. Der Verleger initiiert und fördert die Herausgaben. Außerdem greift der Verleger in die Manuskripte ein, und kümmert sich aktiv um die Meinungsbildung der Werke und Autoren. Susanne Janssen nennt außerdem die intensiven Kontakte des Verlegers mit verschiedenen Vermittlern. Nach ihr gehen Verleger aktiv auf die Suche nach Texten und Autoren.[34] Zusammenfassend stellt Sandra van Voorst, dass der Verlag, neben anderen Institutionen, einen entscheidenden Beitrag zur Auswahl, Produktion, Verbreitung und somit ebenfalls zur immateriellen Verbreitung kultureller Produkte leistet.[35]

Die Arbeit des Verlegers wird nach Van Krevelen im Laufe des 20. Jahrhunderts immer abstrakter und hat sich vom tatsächlichen Druckprozess gelöst. [36]  Der persönliche Beitrag des Verlegers zum Werk eines Autors wird im 20. Jahrhundert bedeutsamer. Van Krevelen nennt einen Verleger gut, wenn er weiß, wie er das Werk auf geeignete Weise vermarkten kann. Dies steht selbstverständlich mit einem guten Verständnis für den Inhalt des Werks in Zusammenhang. Nach Van Krevelen soll der Verleger das Gleichgewicht zwischen den künstlerischen und intellektuellen Forderungen des Werks einerseits und den kommerziellen Aspekten andererseits bewahren.

Susanne Janssen nennt einige Aktivitäten des Verlegers, welche die Meinungsbildung eines Werks steuern können. Der Verlag wählt eine spezifische Form, mittels deren er das Buch auf den Markt bringt. Er kann das Buch als Taschenbuch anbieten, aber ebenfalls in gebundener Form. Auch kann der Text im Rahmen einer Serie ausgegeben werden. Klappentexte, Anzeigen, Verlagskataloge, Vorträge und Signiersessionen bestimmen ebenfalls die Meinungsbildung eines Textes. Der im Laufe der Zeit erworbene Ruf eines Verlags soll in dieser Hinsicht schließlich auch nicht vergessen werden.[37]

Verschiedene Autoren gehen auf die Kenntnisse und Fertigkeiten, die der Verleger für die Ausübung seines Berufs benötigt, ein. Nach Stanley Unwin muss der Verleger über verschiedene Kenntnisse und Fertigkeiten verfügen.[38] Zunächst muss der Verleger nach ihm die bestehende Literatur zum Thema eines Manuskripts kennen, denn nur wenn er den Hintergrund eines Manuskripts kennt, kann er eine gute Wahl treffen. Dies bedeutet, dass der Verleger eine breite allgemeine Bildung braucht. Nur dann kann er die verschiedenen Disziplinen, auf die sich das Buch beziehen kann, übersehen. Neben diesen Kenntnissen ist das Urteil eines Verlegers sehr wichtig, denn es sorgt dafür, dass der Verleger eine gute Auswahl aus dem großen Angebot von Manuskripten treffen kann. Weiterhin sind nach Unwin technische Kenntnisse bezüglich des Papiers, des Druckens, Bindens usw. erforderlich. Die technischen Kenntnisse müssen außerdem mit Geschmack verbunden sein.[39] Nach der Auswahl und Produktion eines Werks wird das Buch auf den Markt gebracht, und dazu braucht der Verleger Kenntnisse des Buchvertriebs. Da der Verleger viele Abkommen treffen muss und mit dem Urheberrecht zu tun hat, sind auch juristische Kenntnisse für einen Verleger unentbehrlich. Schließlich nennt Unwin ein gutes Gedächtnis, das dem Verleger von Nutzen sein kann. Namentlich die Erinnerung an die Geschichte anderer Bücher ist von Gewicht, denn sie kann viel über den Bedarf an einem neuen Werk voraussagen. Frank de Glas nennt weiterhin Sprachkenntnisse, mittels deren der Verleger auch andere Sprachgebiete in Betracht ziehen kann. Auch auf betriebswirtschaftlichen Kenntnisse kann nach De Glas nicht verzichtet werden.[40] R.E.M. van den Brink schreibt schließlich, dass Verleger sehr kontaktfähig sein müssen. In drei Hinsichten ist nach ihm eine gute Kommunikation von Bedeutung: Erstens in den Beziehungen zu den Autoren, zweitens den Lesern gegenüber, und schließlich ist eine gute Kommunikation innerhalb des Verlags selber wichtig.[41] Diese Auflistung zeigt, dass die benötigten Kenntnisse des Verlegers umfassend sind, denn neben einer großen allgemeinen Bildung muss er sich sowohl im kommerziellen als auch im juristischen Bereich auskennen.

 

Wie mächtig sind Verlage?

Laurens van Krevelen stellt die Frage, ob Verleger eine Machtposition innehaben. Nach ihm kann das Fach eines Verlegers kaum darauf ausgerichtet sein, Macht zu erlangen. Nur in autoritären Staatssystemen wäre dies möglich. Er meint, dass Verleger in gesellschaftlicher Hinsicht Achtung und Ansehen erwerben können, aber keine Macht. Auch schreibt er, dass Autoren letztendlich mächtiger als Verleger sind.[42] Nichtsdestotrotz könne der kulturelle Verlag in einer demokratischen Gesellschaft die gesellschaftliche und kulturelle Debatte fördern, indem der Verlag unabhängig und kritische Autoren zu Wort kommen lässt. Diese Rolle der Verlage werde jedoch immer kleiner, weil wirtschaftliche Mächte und Motive stattdessen bedeutsam werden. Das Wort Macht wird in den vergangen zwei Jahrzehnten immer öfter in Zusammenhang mit Verlagen gebracht. Eine Macht, die sich nicht auf die Verlage selber bezieht, sondern auf die finanzielle Macht deren Aktieninhaber. Für Verlage ist nach Van Krevelen etwas anderes wichtiger als Macht, nämlich Freiheit, was namentlich für die literarischen Verlage gilt.

 

 

2.2. Der Verlag als Betrieb

 

Nach Frank de Glas machen Verleger selber oft einen Unterschied zwischen Verlagen, die von kulturellen Motiven geleitet werden und denen, die von kommerziellen Motiven ausgehen. Verleger prätendieren traditionell, uneigennützige Hüter der Kultur zu sein. Später erfolgt die ‚Entlarvung’ des Verlegers als wäre er nur auf Geld ausgerichtet.[43] Nach De Glas führen solche übertriebenen Betonungen der wirtschaftlichen oder kulturellen Motive des Verlegers zu Simplifizierungen. Er nuanciert das einseitige Bild, indem er das nach Meyer-Dohm charakteristische Merkmal eines Verlags beschreibt: Das Streben nach sowohl kultureller als auch wirtschaftlicher Kontinuität. Dies ist nach Meyer-Dohm für einen Verlag wichtiger als das Erreichen eines baldigen Spitzengewinns.[44] Auch Sandra van Voorst unterscheidet sowohl wirtschaftliche als kulturelle Motive eines Verlags. Sie nennt dies „gezond koopmanschap en selectieve bevlogenheid“, wobei sie überdies vermerkt, dass Verleger sich zwischen Kultur und Vermarktung bewegen.[45] Schließlich relativiert Stanley Unwin das einseitige Bild, das von Verlegern besteht, indem er schreibt, dass Verleger nicht notwendig entweder Philanthropen oder Schurken sind.[46]

Obschon Frank de Glas und Stanley Unwin die häufig angewandte Teilung des Verlagswesens relativieren, wird sie von Van Krevelen interessanterweise neulich wieder aufgenommen. Die Kommerzialisierung der Verbreitungskanäle für Bücher wird nach ihm zu einem größeren Unterschied zwischen Verlagen führen. Einerseits unterscheidet er kommerzielle Verlage, die nur den Massenmarkt bedienen möchten, und andererseits die auf schöpferische Autoren ausgerichteten Verlage, die einen kleineren, literarischen Markt bedienen. Die auf Autoren ausgerichteten Verlage können sich nach ihm nur als unabhängige Unternehmen behaupten, die die kulturelle und intellektuelle Bedeutung des Autors berücksichtigen. Er bemerkt weiterhin, dass Verlage sich auf einer Bruchfläche der Kultur und Wirtschaft bewegen. Mit dieser Bemerkung relativiert er seine scharfe Teilung wieder.

Für den Aufbau des Verlagsprogramms ist nach Susanne Janssen für den Verlag ein gutes Netz von Personen und Institutionen unentbehrlich.[47] Dies gilt besonders für den Erwerb ausländischer Literatur. Die Verleger sind stark von einem solchen Netz, das eine gute Auswahl aus dem ausländischen Angebot treffen kann, abhängig. Die Auswahl muss nämlich gut in das eigene Verlagsprogramm passen. Meyer-Dohm unterscheidet acht unterschiedliche „Bezugsgruppen“, die das Netz des Verlags bestimmen: Die Mitarbeiter des Verlags, die Autoren, die Lieferanten, die Buchhandlung, das Leserpublikum, die konkurrierenden Verlage, die Organisationen im Bücherfach und eine Restgruppe, wozu der Staat, politische Parteien, Kirchen und die Massenmedien gehören. In Bezug auf die Herausgabe der Übersetzungen sind außerdem besonders Übersetzer und Berater von Bedeutung.[48]

Hinsichtlich der Kontinuität sehen Verleger den Aufbau eines kulturell und wirtschaftlich dauerhaften Verlagsprogramms als sehr wichtig an. Das Daueroeuvre eines Autors hält man dabei für sehr wichtig. Auch die Serienformel ist für Verleger im Streben nach Kontinuität von Bedeutung. Schließlich nennt Frank de Glas die richtige Mischung im Verlagsprogramm, was Gattungen, Autoren und Oeuvres angeht. Diese Mischung ist nicht nur kurzfristig in wirtschaftlicher Hinsicht von Bedeutung, sondern wird auch die Dauerhaftigkeit fördern, indem man im Hinblick auf die Zukunft neue Autoren heranbildet und neue Trends aufgreift.[49] Auch Susanne Janssen erwähnt, dass es für einen Verlag sehr wichtig ist, neue, jüngere Autoren zu erwerben. Wenn der Verlag nachhaltig eine bedeutsame Rolle im literarischen Leben eines Landes spielen will, kann er nicht auf den Autorennachwuchs verzichten.[50]

 

 

2.3. Entwicklung des Verlagwesens im 20. Jahrhundert

 

Besonders die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bildet eine Periode rascher und vielfältiger Entwicklung. Nach 1945 fängt eine Periode der Internationalisierung, Modernisierung, des Bevölkerungs- und Wohlfahrtswachstums an. Außerdem ändern Verstädterung und Industrialisierung die Gesellschaft tief gehend. Die schnell zunehmende Bevölkerung und das höhere Bildungsniveau führen eine steigende Frage nach Informationen herbei.

Auf die Verlags- und Bücherbranche üben die Entwicklungen großen Einfluss aus, wodurch sie sich tief gehend ändert. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die Verleger auf Markterweiterung ausgerichtet, denn der Markt soll wie die Gesellschaft demokratisiert und die Bücherbranche professionalisiert werden. Produktionsmethoden werden verbessert, wodurch schneller und in größeren Zahlen gedruckt werden kann. Der Markt des allgemeinen Buchs kann mit dem Stichwort ‚Zunahme’ bezeichnet werden. Die Zunahme bezieht sich sowohl auf das Titelangebot (namentlich das Übersetzungsangebot nimmt stark zu) als auch auf die Verkaufzahlen, die sich vervielfältigen. Zwischen 1938 und 1978, in der von Van den Brink untersuchte Periode, verachtfacht sich der Bücherumsatz (für Inflation korrigiert). Nach Van den Brink ist es die Zeit, in der der Verlag sich zu einem vollwertigen Betrieb entwickelt.[51] Es zeigt sich, dass Literatur verkäuflicher wird, wodurch sie immer mehr als Ware behandelt wird. Da hundertausende von Lesern sich für Literatur interessieren, ist erwirbt Literatur außerdem einen Platz in den Massenmedien. Von Autoren wird erwartet, dass sie sich in den Medien vorzuführen wissen, denn ihre Persönlichkeit wird immer mehr in den Mittelpunkt gerückt. Auf dem modernen Büchermarkt werden auch Leser literarischer Werke immer empfänglicher für Trends und publizistische Faktoren. Das Interesse an einem neuen Buch hält sich immer kürzer, wodurch Verleger die meisten herausgegebenen Bücher nur noch kurz vorführen können. Wie Filme und Schauspielstücke wird die kommerzielle Lebensdauer der Bücher immer kürzer. Die Medien kämpfen nach Van den Brink um die beschränkten Einkommen und die karge Freizeit der Konsumenten. Auch Van Krevelen weist darauf hin, denn nach ihm muss die Bücherbranche ihre Position inmitten der anderen Medien verteidigen. Der literarische Markt wird im 20. Jahrhundert demnach allmählich modeempfindlich, kommerziell und massenhaft.[52]

Die vom Staat initiierte Erweiterung des Bibliothekwesens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat einen enormen Einfluss auf den niederländischen Verlag und die Bücherbranche im Allgemeinen ausgeübt. Die staatliche Bibliothekpolitik ist ein großer Erfolg geworden, denn das Buch wird allen Bevölkerungsschichten zur Verfügung gestellt. Dieser Erfolg überschattet den Schaden für den Büchermarkt.[53]

Welche Folgen hat die massenhafte Literaturverbreitung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Literatur selber? Die Literatur ist im 20. Jahrhundert Teil einer Massenkultur geworden, in der der Bestseller den Ton angibt, Schriftsteller Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens geworden sind und die Größe des Leserpublikums für den Status des literarischen Werks wichtig geworden ist. Die massenhaft verbreitete Literatur sei nach Van Krevelen „konsumtiv“, und nichtkonsumtiver Literatur werde innerhalb der Massenkultur künftig wenig Raum übrig bleiben.[54] Sie muss deswegen nach neuen Verbreitungsmöglichkeiten suchen.

Fünf Faktoren haben die Arbeit des Verlegers Ende des 20. Jahrhunderts tief greifend beeinflusst. Zunächst üben andere audiovisuelle und elektronische Medien im Bereich der Information, Kultur und Unterhaltung ihren Einfluss aus. Zweitens sorgen digitale Techniken dafür, dass die Herstellung und Verbreitung der Ausgaben sich ändern. Drittens sind die traditionellen Verbreitungskanäle, die Buchhandlung und die Buchgemeinschaft, stark kommerzialisiert. Viertens übt die Kulturpolitik Einfluss auf das Bücherfach aus, z. B. mittels Richtlinien bezüglich der Ausleihung und des Kopierens von Büchern. Schließlich beeinflussen die finanzielle Welt und die Anleger die Betriebsführung der Verlage tief gehend, indem sie namentlich Gewinnwachstum anstreben.

 

Spezifische Entwicklungen der fünfziger, sechziger, siebziger, achtziger und neunziger Jahre

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts weist die Bücherbranche einige auffallende Entwicklungen und Innovationen auf. Der Erweiterungstrieb der Verleger führt in den fünfziger Jahren zur Ausgabe vieler Taschenbuchserien, wodurch in der sich ändernden Gesellschaft der Roman sich schnell verbreitet. In den sechziger Jahren wird zeitgenössische Literatur bei erster Ausgabe immer erfolgreicher, was das Phänomen des literarischen Bestsellers introduziert. Die Auflagen der erfolgreichen Bücher aus den sechziger Jahren sind jedoch gering, wenn wir sie mit den heutigen Auflagenzahlen vergleichen. Van Krevelen deutet die Rolle des Beststellers auf dem modernen Büchermarkt positiv, denn er verschafft der Ausgabe kulturell hochwertiger Werke eine finanzielle Grundlage. In den sechziger Jahren entstehen weiterhin Buchgemeinschaften, deren Erfolg für den Verlag und die Buchhandlung ungünstig gewesen ist, denn der Verlag und die Buchhandlung stoßen dadurch auf eine Stockung ihres Markts. Andererseits erreichen die Buchgemeinschaften jedoch ein neues Leserpublikum, was wieder positive Folgen für die Lesekultur hat. In den sechziger und siebziger Jahren ziehen Verlage Nutzen aus den großen Innovationen der grafischen Industrie. Die siebziger und achtziger Jahre kennzeichnen sich durch eine starke Rationalisierung der Verbreitungsstruktur, wobei das „Centraal Boekhuis“ eine große Rolle spielt.[55] Seit den siebziger Jahren werden überdies billige Bücher auch außerhalb des Buchhandels angeboten, zum Beispiel in Supermärkten. In den neunziger Jahren findet schließlich eine weitere Versachlichung statt. Es ist eine Zeit, in der die Freiheit der Verleger, ihre Arbeit kritisch zu erledigen, abnimmt. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts lässt die auf Lesen verwendete Freizeit nach. Kees Schuyt und Ed Taverne geben in ihrer Studie zur niederländischen Kultur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts jedoch einen hoffnungsvollen Ausblick auf das künftige, literarische Leben in den Niederlanden: Obschon das „literaire communicatiesysteem“ in unserer Kultur allmählich weniger bedeutsam wird, bildet es auch jetzt, um die Wende des 21. Jahrhunderts noch immer einen wichtigen und vitalen Teil der Kulturgeschichte.[56]

 

Zukunft

Um 2005 werde nach Van Krevelen ein Übergang zu einer neuen historischen Periode für den allgemeinen Verlag stattfinden. Das Buch in seiner klassischen Gestalt wird nicht verschwinden, sondern es wird zugleich von vollwertig elektronischen Buchvarianten und „boeken op verzoek“, oder „printing on demand“ die Rede sein.[57]Printing on demand“, „document delivery services“ und das Internet stellen fortschrittliche Verbreitungstechniken dar, die jetzt namentlich von wissenschaftlichen Verlagen angewendet werden, aber künftig auch das allgemeine Publikum bedienen werden.[58] Außerdem erwartet Van Krevelen eine Integration der niederländischen und flamischen Büchermärkte.

Nach dem literarischen Verleger Maarten Asscher, der sich vom Verlagswesen abwandte, werden die echten Verleger künftig „eerder behoren tot de wereld van de lezers en schrijvers dan tot die van de gecollectiviseerde [...] informatie- en entertainmentindustrie. [...] Cultuurhistorisch bezien, is die kleinschalige, guerrilla-achige positie wellicht helemaal geen slecht vooruitzicht voor de toekomst van de uitgever als intellectueel beroep“.[59] Van Krevelen schließt sich der Meinung Asschers an, denn nach ihm wäre es für das Verlagswesen günstig, wenn eine Trennung zwischen „uitgeverschap“ und groß angelegten Organisationen, die den Markt bedienen, entstehen würde.[60] Die digitale Technologie ermöglicht nach ihm außerdem einer derartigen Trennung. Nach der Modernisierung, Markterweiterung und Konzentration hofft Van Krevelen auf die Entstehung klein organisierter, schöpferischer und wendiger Verlage, die auf ihre Autoren Rücksicht nehmen. Somit könne der Verlag seine fördernde, kulturelle Rolle wiedererlangen.

 

 

3. Die Wereldbibliotheek: Historischer Hintergrund und allgemeine Charakteristik

 

3.1. Historischer Hintergrund

 

3.1.1. Reformbewegung um 1900

 

Um die Wende des 20. Jahrhunderts kommt eine Bewegung auf, die politische, soziale und kulturelle Reformen anstrebt. Die Bewegung, eine liberale und sozialdemokratisch geprägte Elite, diskutiert die so genannte „sociale kwestie“.[61] Ohne den Kapitalismus zur Diskussion zu stellen, will sie dessen Auswüchse einschränken. Die Bewegung diskutiert ihre Auffassungen in Zeitschriften wie Vragen des Tijds (1875-1930) und Sociaal Weekblad (1887-1911) und will die gesellschaftliche Position der Masse verbessern. Um dies zu erreichen, will sie den Einfluss des Staats vergrößern und die Bildung und Volksentwicklung fördern. Ein Beispiel für politische Reformen betrifft die Erweiterung des Wahlrechts als Voraussetzung für die Emanzipation der Arbeiterklasse, während Erhöhung des Lebensstandards der Arbeiterklasse, Verbesserung der Position der Arbeiter auf dem Arbeitsmarkt und Verbesserung der Gesundheitspflege als Beispiele sozialer Reformen genannt werden können. Die kulturelle Entwicklung der Masse spielt in der Diskussion zunächst eine untergeordnete Rolle, denn politische und soziale Rechte für die Arbeiterklasse betrachtet man als dringender erforderlich. Um die Jahrhundertwende wird eine Reihe von Gesetzen durch das Parlament verabschiedet, die soziale Reformen anstreben. 1901 wird z. B. die Schulpflicht eingeführt, die die Grundlage für eine wesentliche Entwicklung der ganzen Bevölkerung bildet. Soziale Reformen gelten als unentbehrliche Voraussetzungen für eine kulturelle Erhebung des Volks: Neben einer sozialen und politischen Emanzipation wird letztendlich eine kulturelle Erhebung der Volksmasse bezweckt.

Anno 1904 kann nur eine sehr kleine Bevölkerungsgruppe die niederländische Literatur genießen. Die Grundschule bildet für den größten Teil der Bevölkerung die einzige Bildungsmöglichkeit, und das Bibliothekwesen ist im 19. Jahrhundert noch kaum entwickelt. Die kommerziellen Bibliotheken und die Volksbibliotheken der ‚Maatschappij tot Nut van ’t Algemeen’ sind für die niedrigen Bevölkerungsschichten da, aber deren Angebot besteht namentlich aus Unterhaltungsliteratur.[62] Die höheren Klassen verfügen über eigene Lesemuseen und Lesegesellschaften, und lesen kulturell hochwertige Werke. Der Arbeiter kann um die Jahrhundertwende auch Unterhaltungsliteratur im Bahnhofkiosk kaufen. Bibliothek und Bahnhofkiosk bilden die billigsten Weisen, auf die man um die Jahrhundertwende über Bücher verfügen kann, aber ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung kauft selber Bücher. Verschiedene Institutionen streben deswegen eine weitere Entwicklung des Volks an. Die ‚Maatschappij tot Nut van ’t Algemeen’ unternimmt zum Beispiel verschiedene Aktivitäten, in den Städten entsteht um 1890 das „Toynbee-werk“ und die so genannte „Volkshuizen“-Bewegung.[63] Gebildete Bürger versuchen dabei, das Volk an den Errungenschaften der modernen Kultur und Wissenschaft beteiligen zu lassen, indem sie popularisierte Vorträge halten. Örtliche Vereinigungen ergreifen schließlich Initiativen mit Namen wie „Kunst aan het Volk“, „Kunst aan Allen“ und „Voor de Kunst“.[64] Die Vereinigungen organisieren Ausstellungen und Vorträge über namentlich bildende Kunst für das Volk und die Arbeiter.

Außer solchen Initiativen, die sich mit der Volksentwicklung im Allgemeinen befassen, ist die Rede von Initiativen zur Literaturverbreitung unter größeren Teilen der Bevölkerung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben Verlage von unterschiedlicher Prägung preiswerte Bücherserien in den Niederlanden herausgegeben. Sie tragen Namen wie Volksletterkunde (1851-1876) der Vereinigung „De Vriend van Armen en Rijken“, das Roelants’ Klassiek Letterkundig Pantheon (ab 1853), die Volksbibliotheek (1853-1861) und die Guldens Editie (1858-1882).[65] Die Initiativen sind jedoch kurzweilig geblieben und haben eine beschränkte Verbreitung. Am Anfang des 20. Jahrhunderts werden jedoch zwei Verlage gegründet, die billige Literatur verbreiten wollen. An erster Stelle betrifft dies die ‚Maatschappij tot Verspreiding van Goede en Goedkoope Lectuur’ (1905). „Karakter en omvang“ dieses Verlags bewirken, dass gerade diese Initiative als das wichtigste Beispiel literarischer Kulturverbreitung am Anfang des 20. Jahrhunderts angesehen wird.[66] Der zweite Verlag, der sich für dieses Ziel einsetzt, ist der an der Sozialdemokratie liierte Verlag Ontwikkeling, dessen Name sich später in Ontwikkeling/De Arbeiderspers (1916) ändert.

 

3.1.2. Probleme der sozialen Literaturverbreitung

 

Aus wissenschaftlichen Studien ergibt sich immer erneut, dass die Teilnahme an Kunst und Kultur ungleich über die Bevölkerung verteilt ist. Dies geht auch den Bereich der Literatur an. Diese Problematik nennt Frank de Glas die „problematiek van de sociale kultuurspreiding“, wobei er sich im Rahmen dieser Problematik besonders mit der Literatur befasst.[67]

Die verschiedenen Auffassungen über die soziale Kulturverbreitung führen zu verschiedenen Meinungsunterschieden. An erster Stelle handelt es sich um die Frage, welche Kultur und Literatur verbreitet werden soll. Werden klassische, etablierte Kunstwerke bevorzugt oder eher Unterhaltungsliteratur? Zweitens erhebt sich die Frage, wie Kultur und Literatur verbreitet werden soll. Erhält der Staat in dieser Hinsicht eine Aufgabe? Zum Schluss geht es um die Bestimmung der Zielgruppe, denn ist das Volk als Ganzes für Kultur und Literatur empfänglich? Über diese letzte Frage diskutieren im Jahre 1891 einige Literaturwissenschaftler in den Zeitschriften De Nieuwe Gids (1886-1943) und De Kroniek (1895-1907). Die Literaturwissenschaftler debattieren nämlich über das Verhältnis zwischen Kunst und Sozialismus. An der Debatte beteiligen sich namhafte Persönlichkeiten wie Frank van der Goes, Willem Kloos, Frederik van Eeden und Lodewijk van Deyssel. Sie fragen sich, ob es möglich und erwünscht sei, dem ganzen Volk Literatur und Kunst zur Verfügung zu stellen. Die Gründung der Wereldbibliotheek im Jahre 1905 bildet einen ersten Markstein in der Debatte.

In den Niederlanden stoßen die Initiativen zur Kulturverbreitung am Anfang des 20. Jahrhunderts auf ein weiteres Problem: Die so genannte „verzuiling“.[68] Dieser Begriff weist auf eine Entwicklung in den Niederlanden hin, in der unterschiedliche weltanschauliche Gruppen sich eigene politische und gesellschaftliche Organisationen verschaffen. Somit entstehen in der Gesellschaft relativ geschlossene Gruppen, wobei die katholische, protestantische, sozialdemokratische und liberale Richtungen die größten ‚zuilen’ darstellen. Die ‚verzuiling’ erschwert die soziale Literaturverbreitung.

Außer der ‚verzuiling’ nennt Frank de Glas zwei Hauptprobleme der Literaturverbreitung.[69] Erstens sollen die neuen Leser aus der Arbeiterklasse die angebotenen Bücher lesen können, lesen wollen, erreichen können und zahlen können. Zweitens sollen die angebotenen Bücher durch die literarische Kritik und andere literarische Institutionen akzeptiert werden, d.h. das Angebot soll literarisch wertvoll sein. Kurz zusammengefasst bedeutet dies, dass die soziale Kulturverbreitung zwei Ziele nachstreben soll, nämlich eine soziale Verbreitung wertvoller Kultur. Das größte Problem besteht nun darin, dass der kulturelle Geschmack der Masse nicht mit den Normen der elitären Literaturkritiker übereinstimmt. Außerdem widersetzt das kulturell hochwertige Angebot sich einer massiven Verbreitung. Somit entsteht nach De Glas Zweifel an die „principiële verbindbaarheid van ‚kulturele kwaliteit’ en ‚massale afzet’“.[70]

 

3.1.3. Hintergründe des Kulturverbreitungsgedankens

 

Frank de Glas beschreibt anhand von dem Werk L’éducation ouvrière et le livre. De la Révolution à la Libération (1982) des Franzosen Richter die Ideengeschichte, die hinter dem Streben nach Kulturverbreitung steckt.[71] Drei Strömungen werden unterschieden. Die erste Strömung hält die Volksentwicklung mittels Literaturverbreitung für sinnlos und sogar schädlich, denn das Volk könnte dadurch zur Revolte angespornt werden. Dieser Gedanke wird von Bürgern im 19. Jahrhundert vertreten. Eine zweite Strömung vertritt die Ansicht, dass Literaturverbreitung nützlich sei, weil die Masse erhoben und somit besser gesteuert werden kann. Schließlich wird die Auffassung gehegt, dass Literaturverbreitung an sich gut sei. Es handelt sich dabei nicht um die Verbreitung praktischen Wissens, sondern um Kunst- und Literaturverbreitung. Diese Auffassung wird von progressiv liberalen Intellektuellen, progressiv römisch-katholischen Leitern und Sozialisten vertreten.[72]

In den Initiativen zur Kultur- und Literaturverbreitung unter dem Volk sind unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt worden. Namentlich die Art der zu verbreitenden Literatur ist ein Streitpunkt gewesen. Die bürgerliche Volksentwicklungsbewegung bezweckt, die etablierten Kunstformen einem neuen und ungebildeten Publikum zugänglich zu machen. Vereinigungen wie ‚Kunst aan het Volk’ und ‚Kunst aan Allen’ streben dieses Ziel an, wobei der Schwerpunkt auf der bildenden Kunst liegt. Die sozialistische Bewegung dagegen betrachtet Volksentwicklung und Kulturverbreitung als Mittel zur politischen und sozialen Emanzipation der Arbeiterklasse. Nach dieser Bewegung gehe es nicht um eine Erhebung des Volks zu etablierten Kunstformen, sondern sollte um die Schöpfung einer neuen Kunst und Literatur. Die zu verbreitende Literatur sollte namentlich die Interessen der Arbeiterklasse berücksichtigen, d.h. dass sie ihre Themen aufgreift und ihre Künstler zu Wort kommen lässt.

 

3.1.4. Ausblick

 

Die massenhafte Verbreitung des Buchs wird als die wichtigste kulturelle Revolution der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts angesehen. Erst in den siebziger und achtziger Jahren finde in den Niederlanden nach Van Krevelen die wirkliche Popularisierung des Buchs statt, weil Buchgemeinschaften und Bibliotheken ein großes Publikum zu erreichen wissen. Das Ende des 20. Jahrhunderts könne nach Van Krevelen eine Zeit literarischer Blüte genannt werden, weil die Zahl der ausgegebenen literarischen Werke, der literarischen Gattungen und der verkauften und ausgeliehenen Literatur noch nie so hoch gewesen ist. Überdies werden den Schriftstellern in den Medien viel Aufmerksamkeit gewidmet und ist eine Literaturwissenschaft entstanden.

 

 

3.2. Die Wereldbibliotheek: Allgemeine Charakteristik

 

3.2.1. Gründung und Ziele der Wereldbibliotheek

 

Die Gründung der ‚Maatschappij tot Verspreiding van Goede en Goedkoope Lectuur’ im Jahre 1905 muss vor dem Hintergrund der sozialen Reformbewegung um die Wende des 20. Jahrhunderts betrachtet werden. Leo Simons und Gérard Schreuder gründen den Verlag nach dem Beispiel von billigen Bücherserien, die im Ausland erscheinen. Beispiele dieser Bücherserien sind „Everyman’s Library“ in England, „Reklam Universal-Bibliothek“ in Deutschland und „Bibliothèque Nationale“ in Frankreich.[73]

Das von Simons und Schreuder gegründete Unternehmen bezweckt - der Name zeigt es schon auf - (internationale) Qualitätsliteratur gegen relativ niedrige Preise auf den Markt zu bringen. Die Wereldbibliotheek will die billigen Bücher besonders unter einem neuen Publikum, das vorher kaum an der Lesekultur teilhatte, verbreiten. Dabei hat der Verlag die Mittelschicht (Lehrer, Beamte, kleine Unternehmer), die Arbeiterklasse und das Land vor Augen. Simons fühlt sich mit der Reformbewegung zur Volksentwicklung und Kulturverbreitung verbunden, und will die Volksentwicklung mittels Verbreitung des Buchs unter der Masse fördern. Im Ausgangspunkt der Wereldbibliotheek ist der Gedanke wesentlich, dass Kunst und Kultur von jeher zu Unrecht nur für eine kleine Elite verfügbar sind. Nach Simons soll das Buch billiger werden und soll man sich aktiv für die Verbreitung des Buchs unter breiten Bevölkerungsschichten einsetzen. Simons beabsichtigt mit seiner Initiative, die ganze Bevölkerung zu erreichen und widersetzt sich dem kleinen und exklusiven Leserpublikum:

 

Men beschouwt tot nog toe het kennisnemen en lezen van boeken te veel als het werk van een besloten kringetje, zonder dat er erg veel moeite gedaan wordt, dat kringetje uit te breiden. Dat er veel meer (...) belangstellenden en eventueel koopers te vinden zijn, als men ze maar benadert, bewijst het succes van enkele (...) uitgaven.[74]

 

Simons nennt sein Streben denn auch eine „democratiseering van het boek“.[75]

Die Wereldbibliotheek will von Anfang an mehr als nur ein Bücherbetrieb sein und betrachtet Bücher nicht nur als Handelsware. Da der Verlag keinen maximalen Gewinn anstrebt, nennt Simons den Betrieb „semi-kapitalistisch“.[76] Die Verbreitung guter und billiger Lektüre dient namentlich einem ideellen Zweck. Simons schreibt, dass die Wereldbibliotheek ein „hooger doel“ nachstrebt.[77] Unter diesem höheren Ziel muss die Volksentwicklung verstanden werden. Die Wereldbibliotheek sieht es als ihre Aufgabe an, Literaturverbreitung unter einem neuem Publikum nachzustreben: Simons nennt die Verbreitung des Buchs eine „cultuurtaak“.[78] Er hält es denn auch für unerwünscht, dass Arbeiter sich bei den Bibliotheken Bücher niedrigen Niveaus ausleihen. Solche Literatur bietet nach ihm nichts Wesentliches. Autoren wie z. B. Vondel, Multatuli und G.B. Shaw können nach seiner Meinung ihr Leserpublikum dagegen geistig entwickeln. Nach ihm ist „de ware hoogeschool van onzen tijd (...) een verzameling boeken“.[79]

In der Werbung Anfang des 20. Jahrhunderts drückt die Wereldbibliotheek ihre Ziele folgendermaßen aus:

 

WAT WIL DE WERELDBIBLIOTHEEK?

Wij willen de kracht, de levensvreugde, de geestelijke cultuur van ons volk verhogen.

Wij willen kunst en kennis, inzicht en wetenschap brengen aan allen die naar verrijking van gemoed en geest streven.

Wij willen bij allen die gedachteloos voortleven in een moeilijk maatschappelijk bestaan, de liefde doen ontwaken tot een hoger leven door zelfontwikkeling.

Wij willen opvoeden tot vrij, zelfstandig voelen en denken. Wij willen allen de toegang openen tot „het boek“, tot de „Universiteit onzer dagen“.

Wij willen de gelegenheid bieden zich langzaam maar zeker te omringen met een steeds aangroeiende geestelijke schat, waaruit zij altijd nieuwe levenskracht en frisse levensmoed putten.

Wij willen het boek brengen aan heel het volk.

 

Und in der Werbung im Jahre 1913 heißt ihr Ziel: „iedereen in staat te stellen zich geleidelijk een eigen boekerij te vormen: de beste werken der wereldliteratuur uit te geven, zoo goedkoop en smaakvol, dat men ze voor weinig geld kan maken tot een lief bezit“.[80] Die Bezeichnungen „ons volk“, „heel het volk“ und „iedereen“ weisen auf das neue Publikum hin, das die Wereldbibliotheek erreichen will.

Aus dem Angebot der Anfangsjahre wird das Streben nach allgemeiner Entwicklung der Masse in vier Hinsichten ersichtlich. Erstens bietet die Wereldbibliotheek ältere Klassiker der niederländischen Literatur und der Weltliteratur an, zweitens gibt sie ein diverses Angebot aus der modernen Literatur und über die moderne Literatur aus, drittens veröffentlicht sie Schriften, die für unterschiedliche Weltanschauungen exemplarisch sind, und schließlich enthält das Angebot Einführungen in verschiedene Disziplinen. Frank de Glas nennt diese Arbeitsweise kurz „distributie en popularisering van het gevestigde cultuurgoed“.[81]

 

Vielseitigkeit

Simons hat bei der Gründung der Wereldbibliotheek vor, eine Serie preiswerter Bücher „van een veelomvattende verscheidenheid“ auszugeben.[82] Simons nennt dies „wijd-geopende vensters naar alle kanten“.[83] Die Wereldbibliotheek erstrebt, die geschlossenen sozialkulturellen Verhältnisse in den Niederlanden zu durchbrechen, indem sie im Verlagsprogramm unterschiedliche, weltanschauliche Richtungen an die Reihe kommen lässt. Simons drückt die offene Haltung der Wereldbibliotheek folgendermaßen aus: „We maken geen propaganda voor iets; we maken geen propaganda tegen iets! – dan alleen tegen geestesengheid en vóór verruiming van levensinzicht; vóór kennis ook van de meest tegenstrijdige openbaringen“.[84] Deswegen sind im Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek Autoren unterschiedlichster Prägung vertreten.

De Glas nennt sechs Rubriken im Bereich der Fiktion und Nichtfiktion, welche die Wereldbibliotheek vor Augen hat: Literatur, Bücher für Jugendliche, eine dramatische Bibliothek, Land- und Völkerkunde, Geschichte und Soziologie. Die Pläne im Bereich der erzählenden Prosa und der Literatur beziehen sich vor allem auf ältere Werke. Dazu gehören namentlich Klassiker der Weltliteratur und Werke niederländischer Autoren, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Der Grund dafür, dass in den Anfangsjahren vor allem ältere Werke ausgegeben werden, liegt darin, dass das Urheberrecht für diese Werke nicht mehr gilt. Eine Herausgabe ist demnach nicht sehr kostbar. Außerdem hat Simons eine besondere Vorliebe für ältere Literatur, wie er in einem Vortrag zeigt:

 

Het zijn die oudere boeken, die ons kijken openen op het verleden. En die ons, als we al te geneigd mochten zijn in zelfverheffing te glimlachen over dien goeden ouden tijd, waarschuwen hoe het nageslacht wellicht zal glimlachen over ons en onze weinig gerechtvaardigde zelfvoldaanheid. [85]

 

Die ersten Ausgaben der Wereldbibliotheek betreffen die alten Klassiker De historie van mejuffrouw Sara Burgerhart (1905) des Autorinnenpaars Betje Wolff und Aagje Deken und Max Havelaar (1907) von Multatuli. Diese Ausgaben führen zu einem überraschenden Erfolg.

Das Verlagsprogramm der ersten Jahrzehnte deckt die von der Wereldbibliotheek angestrebte Vielseitigkeit auf. Der Bestand der Nichtfiktion enthält Titel, die eine große Anzahl von Bereichen berücksichtigen. Die Werke sind sowohl praktisch als auch theoretisch geprägt, und Bücher zu den neuesten Entwicklungen verschiedener Disziplinen und zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen sind vertreten. Das Programm enthält weiterhin viele kultur- und literaturkritische Werke. Im Bereich der Fiktion sind die Gattungen Prosa, Lyrik und Drama von Bedeutung. Ein beträchtlicher Teil der Titel stammt aus dem klassischen und moderneren Kanon sowohl der niederländischen Literatur als auch der Weltliteratur.

Die Wereldbibliotheek bietet den römisch-katholischen Lesern Dichter wie Vondel, Thomas à Kempis und J.A. Alberdingk Thijm. Den protestantischen Kreis wird mit Dichtern wie Felix Ortt, D. Drijver und C.E. Hooykaas bedient. Bilderdijk, Busken Huet, Potgieter, De Genestet, Beets, Bosboom-Toussaint, Heye und Van Schendel vertreten die niederländische, literarische Tradition. Die jüdische Richtung wird u.a. von Jacob Israël de Haan und Is. Querido ausgefüllt. Auch die sozialistischen Autoren kommen an die Reihe, zum Beispiel Karl Marx, Henriëtte Roland Holst, Herman Heijermans und die Ausländer Andreas Latzko und Upton Sinclair. Die weltanschaulichen Werke im Verlagsprogramm tragen einen neutralen Charakter, wozu die Werke Rousseaus und Kants, welche die menschliche Vernunft betonen, gehören. Marx, Darwin und Freud gehören auch dem neutralen Segment an, weil sie Gott und Gottesdienst aus dem Weltbild zurückdrängen wollen. Auch unter den niederländischen Autoren herrscht eine Gruppe von Dichtern und Dichterinnen neutraler Prägung vor, wie Couperus, Kloos, Van der Leeuw, Multatuli, das Ehepaar Scharten-Antink, das Ehepaar Simons-Mees, Van Suchtelen und Teirlinck. Im Verlagsprogramm kommen schließlich ausländische Autoren vor, die in ihren Prosawerken nichtkonfessionelle und sozialkritische Tendenzen in den Vordergrund stellen: Dickens, Zola, Hugo, Ibsen, Bjørnson, Kielland, Hauptmann und Schnitzler. Nach dem Ersten Weltkrieg verlagert sich der ursprüngliche Akzent des Verlagsprogramms, das viele Klassiker aus der Weltliteratur enthält, auf andere Bereiche. Dies heißt, dass modernere Werke im Verlagsprogramm bedeutsamer werden.

Neben den Büchern gibt die Wereldbibliotheek auch Zeitschriften heraus. In den Anfangsjahren sind namentlich die Zeitschriften Corrrespondentie-blad (1905-1908), Loopmare van de WB (1909-1918), De Ploeg (1908-1915) und Boekennieuws der Wereldbibliotheek (1919-1976) von Bedeutung gewesen. Die Loopmare ist eine kostenlos verbreitete Zeitschrift für das allgemeine Publikum, die kurze Nachrichten über Pläne der Wereldbibliotheek und Informationen zu neuen Ausgaben enthält. Das Correspondentie-blad ist mit dem Abonnementssystem verbunden und bezweckt den Kontakt zu den Lesern. In die Zeitschrift werden Artikel zu neuen Plänen des Verlags und Antworten auf Leserfragen aufgenommen. Das Correspondentie-blad ist 1908 in eine echte Zeitschrift, De Ploeg, umgewandelt worden. Die Zeitschrift ist nicht kostenlos, sie wird dagegen umfassender. Sie enthält neben den alten Rubriken aus dem Correnspondentie-blad literarische Einführungen und Erläuterungen, und ursprüngliche Prosa. Die Zeitschrift Boekennieuws der WB übernimmt ab 1919 die Funktion der Zeitschrift De Ploeg. Mit Zeitschriften zu spezifischen Bereichen wie Leven en Werken (1916-1941) und Droom en Daad (1923-1928) versucht die Wereldbibliotheek, einzelne Lesergruppen zu erreichen. Diese Zeitschriften sind bzw. auf berufstätige Frauen und Mädchen und auf junge Mädchen ausgerichtet. Heutzutage gibt die Wereldbibliotheek zum Beispiel Armada (1995-), eine Zeitschrift für Weltliteratur, und Nieuwste Tijd (2002-), eine Zeitschrift für Gegenwartsgeschichte,  heraus.

 

Erreichen der Leser

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts sind in den Niederlanden einige soziale Maßnahmen eingeführt worden, die für die Wereldbibliotheek günstig gewesen sind, wie die Verkürzung des Arbeitstages und die Verbesserung der Gesundheitspflege, Unterkunft und Bildung der Arbeiterklasse. Trotz dieser günstigen Entwicklungen stößt die Wereldbibliotheek auf spezifische Probleme. De Glas unterscheidet zwei Hauptschwierigkeiten. Das Erreichen der Leser bildet das erste Problem im Streben nach Literaturverbreitung.[86]

Um die Leser zu erreichen, entwickelt die Wereldbibliotheek ein breites und diverses Verlagsprogramm. Moderne, niederländische Prosa ist stark im Verlagsprogramm vertreten. Außerdem spielen niederländische und ausländische namhafte und beliebte Autoren eine große Rolle im Programm. Mit diesem Programm hofft die Wereldbibliotheek, ihr Publikum anzusprechen. Für das physisch Erreichen der Zielgruppe geht die Wereldbibliotheek von drei Prinzipien aus: Niedrige Preise, die Kombination verschiedener „Wege“ und schließlich Berücksichtigung der spezifischen Art der Zielgruppe.[87] Diese Ausgangspunkte sind im Buchwesen bis dann nicht völlig neu, ihre systematische Kombination dagegen schon.

Für die Verbreitung hält die Wereldbibliotheek die reguläre Buchhandlung nur teilweise für geeignet, weil die Buchhandlung am Anfang des 20. Jahrhunderts viel stärker als heute einen geschlossenen Charakter besitzt. Da die beabsichtigten, neuen Leser die Buchhandlung nicht besuchen und die literarische Kritik nicht lesen, muss die Wereldbibliotheek ihre potentiellen Leser aktiv aufsuchen. Deswegen führt sie in die traditionell konservative Bücherbranche eine moderne, kommerzielle Arbeitsweise ein. Neue Verbreitungskanäle betreffen den Hausierhandel in den Arbeitervierteln und Vermittlung durch Gewerkschaften, Betriebe und Einrichtungen. Auch ist es möglich, Bücher unmittelbar per Post zu kaufen. Die Einrichtungen, die sich mit Volksentwicklung befassen und das Bibliothekwesen schaltet die Wereldbibliotheek ebenfalls zur Literaturverbreitung ein. Ein wichtiges Instrument, mit dem die Wereldbibliotheek ihre Zielgruppe zu erreichen versucht, bildet die so genannte Bücherausstellung. Die Ausstellung betrifft eine bewegliche Auslage, die mit Vorträgen und Dias kombiniert wird. Mitarbeiter und späterer Direktor der Wereldbibliotheek J.C. Winterink versorgt diese Ausstellungen. Mit den Ausstellungen besucht Winterink Betriebe und Einrichtungen (u. a. Gewerkschaften, Buchhandlungen und Lesesäle), wo man erwartet, Arbeiter zu treffen. Winterink hat insgesamt ungefähr dreitausend Bücherausstellungen versorgt. Der Verkauf mittels dieser Ausstellungen ist ziemlich erfolgreich, weil ein „Abonnement naar Vrije Keuze“ angeboten wird, das auf Raten gekauft werden kann.[88] Gerade mit diesem Abonnement versucht die Wereldbibliotheek, die neuen Leser aus der Arbeiterschicht zu werben. Später wird dieses Abonnement von der ‚Vereniging voor de Behartiging van de Belangen des Boekhandels (VBBB)’ verboten. Auch das später eingeführte „Kleine Abonnement“ muss auf Anordnung der VBBB wegen der Gewinneinbuße, die damit für den Buchhandel verbunden wäre, verschwinden.[89] In den großen Städten findet zwischen 1908 bis in die zwanziger Jahre außerdem das so genannte „Winterwerk“ statt. [90] Das ‚Winterwerk’ versorgt u.a. Bühnenaufführungen, Vorträge und Konzerte für die Abonnenten auf die Wereldbibliotheek-Serien. Sie bildet somit ein Propagandainstrument der Wereldbibliotheek. Die Gründung der WB-Vereniging stellt einen weiteren Versuch dar, die Zielgruppe fester an den Verlag zu binden.

Sehr wichtig für die Wereldbibliotheek wird das Abonnementssystem. Mit dieser neuen Verbreitungsweise versucht die Wereldbibliotheek, ein möglichst großes Publikum an den Verlag zu binden. Mit den verschiedenen Abonnements bedient die Wereldbibliotheek die verschiedenen Vorzüge des Leserpublikums. Die Vorteile des Abonnementssystems bestehen für die neuen Leser darin, dass sie keine Wahl aus dem großen Angebot treffen brauchen, weniger zahlen und regelmäßig neue Titel empfangen. Für den Verlag ist es günstig, dass das System zu einem kontinuierlichen Verkauf führt. Schließlich entsteht somit eine Beziehung zum Leserpublikum, welche die Kontinuität des Verlags fördert. Das wichtigste und erste Abonnement der Wereldbibliotheek heißt „Jaargangen der Wereldbibliotheek/Nederlandsche Bibliotheek“. Anfangs trägt es den Namen „Jaargang der Wereldbibliotheek“ und gestaltet Simons’ ursprünglichen Zweck, nur Bücherserien pro Jahrgang als Abonnement anzubieten.[91] Dieser Plan wird schon bald geändert, weil Leser auch an einzelnen Titeln außerhalb des Abonnements interessiert sind. Wer sich auf die ‚Wereld- en Nederlandsche Bibliotheek’ abonniert, erhält pro Jahr 25 bis 30 Titel. Das Paket umfasst übersetzte Fiktion und Nichtfiktion, unter denen viele der versprochenen Werke aus der Weltliteratur.

Neben den verschiedenen Abonnements berücksichtigt die Serienformel die verschiedenen Vorzüge der Lesergruppe. Vor allem in den Anfangsjahren gibt die Wereldbibliotheek viele Serien heraus. Die Serienformel wird nach dem Ersten Weltkrieg von weniger Gewicht. Nach Stanley Unwin ist die Serienformel vorteilhaft, weil ein einzelnes Buch somit in ein größeres Ganze eingebettet wird und dies dem Buch somit eine bessere Einführung verschafft. Beispiele dieser Serien sind „Nieuwe Romans“, „Encyclopaedie in Monografieën“, „Handboekjes“‚ „Tooneelbibliotheek“, „Vakbibliotheek“‚ „Volksbibliotheek“‚ „Van Reizen en Trekken“, „Wij Zijn Jong“ und „WB-verhalen“.[92] Die Serie „Arbeidersjaarreeksen“ ist besonders auf die modern organisierten Arbeiter ausgerichtet und wird via örtliche Gewerkschaften oder „Centrale Commissies voor Arbeidersontwikkeling“ angeboten.[93] Die ‚Arbeidersjaarreeksen’ sind pädagogisch aufgebaut, da sie allmählich schwieriger werden.  Die Wereldbibliotheek nennt dies in ihrer Werbung „zelf-ontwikkeling“ der Arbeiter. Mittels dieser Serie können die Arbeiter sich selber zum Lesen der schwierigsten Bücher hinaufarbeiten.[94]

Die Redaktion der Wereldibliotheek erkennt, dass den potentiellen Lesern eine Grundlage in vielen Bereichen fehlt. Deswegen wählt sie eine pädagogische Arbeitsweise, mittels deren das Verlagsprogramm den Lesern angeboten wird. Durch die pädagogische Betreuung, welche die Wereldbibliotheek ihren Lesern bietet, unterscheidet sie sich von anderen Verlagen. Zunächst gehört das Abonnementssystem zum Bildungskonzept der Wereldbibliotheek, denn es sorgt dafür, dass die Leser keine Wahl aus dem totalen Bücherangebot treffen brauchen. Zweitens erläutert die Wereldbibliotheek viele Ausgaben, indem sie Vor- und Nachworte hinzufügt. Im Bereich der Fiktion werden z. B. oft zusätzliche Informationen über den Autor, die Gattung oder die Strömung vermittelt. Überdies erfüllen die schon genannten Zeitschriften eine pädagogische Funktion. Auch Simons selber setzt sich in diesem Sinne ein. Seine Rubrik Brieven over boeken in der kostenlos verbreiteten Zeitschrift Loopmare können als pädagogische Anstrengung betrachtet werden, weil er wesentliche, literarische Begriffe für Laien auslegt und er somit das Verständnis für die Lektüre zu vergrößern versucht. Simons’ Vorträge und Essays müssen ebenfalls im Sinne dieses Bildungskonzeptes verstanden werden. Im Rahmen der literarischen Erziehung der Leser legt Simons weiterhin besonderen Wert auf die Lektüre der großen Autoren, wie Vondel, und auf literarische Kritiken. Die ‚großen’ Autoren sind im Verlagsprogramm denn auch stark vertreten. Im Bereich der Nichtfiktion sind schließlich einige Serien exemplarisch für das Bildungskonzept der Wereldbibliotheek: die „Encyclopaedie in Monografieën“, die Einführungen in viele Disziplinen versorgt, die „Handboekjes“ für die allgemeine Entwicklung und die „Volksbibliotheek“, die praktisches Wissenswerte anbietet.[95] Simons nennt die verschiedenen Serien der Wereldbibliotheek eine „Gids voor lectuur“.[96] Die Betreuung der Leser dient dem Erziehungsideal. Leo Simons schreibt zehn Jahre nach der Gründung der Wereldbibliotheek dazu: „Dat onze Mij., ook door de Inleidingen en Aanteekeningen tot vele uitgaven, onze volksontwikkeling dient, een wezenlijk beschavingswerk volbrengt en in een groote cultuurbehoefte voorziet, mag thans zeker wel als bewezen worden aangenomen?!“[97]

Esther Postema untersucht, inwiefern das Angebot der Wereldbibliotheek in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mit den Bedürfnissen und Mitteln ihrer Zielgruppe übereingestimmt hat. Die Arbeiter Anfang des 20. Jahrhunderts haben wenig Freizeit (sie arbeiten sechzig Stunden pro Woche), und es erhebt sich die Frage, ob die Literatur der Wereldbibliotheek die von den Arbeitern erwünschte Entspannung bot. Postema stellt in ihrem Artikel die Frage, ob die Arbeiter „echte, goede“ Lektüre bedurften.[98] Leo Simons glaubt an diesen Wunsch der Arbeiter, aber stößt ständig auf die Schwierigkeit, dass die Bücher, die er am liebsten herausgeben möchte, für die ursprünglich bezweckte Zielgruppe zu schwierig sind. Er muss zugeben, dass das ursprünglich beabsichtigte Publikum, die niedrigen Volksklassen, seine Ausgaben kaum kauft. Im ersten Geschäftsbericht wird die Bedeutung der Arbeiterklasse abgeschwächt, indem behauptet wird, dass auch andere Gruppen beabsichtigt werden, wie gebildete Arbeiter, Lehrer, Beamte, Büroangestellte, kleine Unternehmer, Künstler, Journalisten und Landsbewohner. Der große Durchbruch der Wereldbibliotheek in Arbeiterkreisen bleibt jedoch aus.[99]

Dass die Wereldbibliotheek das Arbeiterpublikum nicht erreicht, schreibt Leo Simons den niedrigen Gehältern und den langen Arbeitstagen der Arbeiter zu. Jedoch erkennt Simons ebenfalls, dass die Ausgaben vielleicht nicht mit dem Niveau und dem Geschmack der Leser übereinstimmen. Anders gesagt: Die Werke sind für die Arbeiter zu schwierig. Die Werke müssen noch einfacher werden. Simons schreibt dazu: „Daarom moeten wij, naast zulke werken [d.h. hochwertige Werke, CvR], ook altijd andere geven, die makkelijker aanspreken“. Um den Arbeitern entgegenzukommen, spezifiziert Simons zugleich das Ziel der Wereldbibliotheek, indem er schreibt „Wij hebben niet alléén ten doel ‚litteratuur’ te verspreiden, doch ook voor alles ‚goede’ (d.i. ook aantrekkelijke) lectuur!“[100] Allmählich wird jedoch deutlich, dass das Ideal, gerade den Arbeitern die billigen Ausgaben zu verschaffen, zu hoch gegriffen ist. Das Kernproblem der Wereldbibliotheek besteht nach Esther Postema in der mangelnden Bildung der Masse, wodurch die Arbeiter nicht imstande sind, gute Literatur zu genießen. Dazu wäre eine höhere Entwicklungsstufe nötig gewesen. Die Wereldbibliotheek habe nach Postema statt der Arbeiterklasse namentlich die Mittelschicht erreicht.[101] Die Wereldibliotheek hat trotzdem nach Postema auf jeden Fall vielen Menschen, die schon gern Bücher lasen, ermöglicht, sich diese zu verschaffen.

 

Anerkennung des kulturellen Felds

Die Anerkennung des kulturellen Felds bildet ein weiteres Problem der Literaturverbreitung. Wie schon dargestellt, besteht nach De Glas eine prinzipielle Unvereinbarkeit zwischen dem Streben nach sozialer Literaturverbreitung und der kulturellen Norm der Literaturkritik. Trotzdem hat die Wereldbibliotheek nach De Glas für die Entwicklung eines guten Rufs im kulturellen Feld eine günstige Ausgangsposition. Erstens führt De Glas den Gründer, Leo Simons, an. Simons ist ein namhafter Journalist und Literaturkritiker, Amsterdamer Stadtratsmitglied und Autor einer Reihe von Schriften zur sozialwirtschaftlichen und kulturellen Art des niederländischen Volks. Außerdem ist Simons Bühne-Expert und Vondel-Kenner. Auch seine literaturkritischen Aufsätze, mit denen er das Verlagsprogramm theoretisch zu bestimmen versucht, sind in dieser Hinsicht von Gewicht. Mittels des vielseitigen Verlagsprogramms versucht die Wereldbibliotheek, ihren Ruf zu sichern. Wichtig ist vor allem, dass die Werke im Bereich der Nichtfiktion von namhaften Autoren verfasst worden sind und dass die Autoren der Werke aus dem Bereich der Fiktion schon einige Position im kulturellen Feld erworben haben. Für die Zeitschriftredaktionen werden ebenfalls namhafte Persönlichkeiten erworben.

Auch auf andere Weisen strebt die Wereldbibliotheek Anerkennung der kulturellen Institutionen an. Wichtig dazu sind die Beziehungen der Wereldbibliotheek zu Einrichtungen für Volksentwicklung und Literaturverbreitung. Leo Simons hat viele Funktionen in diesem Bereich inne. Schließlich unternimmt die Wereldbibliotheek einige Prestigeprojekte. Es handelt sich um die aufwändige Ausgabe der Korrespondenz Vincent van Goghs und die Multatuli’s. Auch die Vondel-Ausgabe in zehn Teilen, zu der prominente Wissenschaftler beigetragen haben, gehört zu diesen Projekten.

Trotz dieser Bemühungen um die Anerkennung der kulturellen Institutionen wechselt die Anerkennung der Ausgangspunkte und Leistungen der Wereldbibliotheek nach De Glas stark. In zweierlei Hinsicht wird das Streben der Wereldbibliotheek in Zweifel gezogen. Erstens wird in Frage gestellt, ob es sich um „soziale Verbreitung“ handelt, und zweitens, ob die Werke dem Bereich der „Kultur“ angehören.[102] Diese Kritik kehrt wieder zum Zweifel an die Vereinbarkeit kultureller Qualität und massalen Vertriebs zurück. Nach Frank de Glas bildet demnach das Streben nach sozialer Kulturverbreitung „binnen de heersende verhoudingen van het literair-kulturele veld“ einen Widerspruch in sich.[103] Diesem Gedanken begegneten wir auch schon bei Van Krevelen, der massenhafte Verbreitung mit konsumtiver Literatur verbindet.

 

Zusammenarbeit

Die Wereldbibliotheek versucht in ihrem Streben nach kultureller Erhebung der Masse andere Einrichtungen, die sich für Volksentwicklung einsetzen, einzuschalten. Beispiele dieser Organisationen sind die Volksuniversitäten, Gewerkschaften, Abteilungen der sozialistischen Partei ‚S.D.A.P.’, Abteilungen der ‚Maatschappij tot Nut van ’t Algemeen’, die ‚Centrale Vereeniging voor Openbare Leeszalen en Bibliotheken (CVOLB)’, das ‚Instituut voor Arbeidersontwikkeling (IVAO)’ und die ‚Centrale Comissies voor Arbeidersontwikkeling (CCVAO)’. Auch mit Jugendorganisationen, ‚Woningbouwvereenigingen’, ‚Drankbestrijdersorganisaties’, ‚Volkshuizen’, Betrieben und Krankenhäusern hat die Wereldbibliotheek zusammengearbeitet.[104] Mit der ‚Centrale Vereeniging voor Openbare Leeszalen en Bibliotheken’ trifft die Wereldbibliotheek ein Abkommen zur Verbreitung ihrer Ausgaben. Außerdem wird Simons Vorstandsmitglied dieser Vereinigung. Die Serie ‚Arbeidersjaarreeksen’ werden, wie schon erwähnt, in Gemeinschaftsarbeit mit örtlichen Gewerkschaften und ‚Centrale Commissies voor Arbeidersontwikkeling’ angeboten. Dies gilt auch für das spezielle ‚Abonnement naar Vrije Keuze’. Im Laufe der zwanziger Jahre zeigt sich besonders die Kombination der Bücherausstellung und der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen erfolgreich. Organisationen, die sich für die soziale Emanzipation des Volks einsetzen, namentlich im Bereich der modernen Gewerkschaften und der Sozialdemokraten, bilden demnach einen dankbaren Werbungsbereich für die Wereldbibliotheek. Trotz ihrer gemeinsamen ideologischen Ausgangspunkte gibt die Wereldbibliotheek jedoch nie das formelle Verfügungsrecht über ihre Institution aus der Hand, und formell gesehen ist sie nie an irgendeine Partei oder Vereinigung gebunden gewesen.

Von Anfang an stößt die Wereldbibliotheek vonseiten der Bücherbranche auf Widerstand. Verlage und Buchhandlungen erheben Einwände gegen die Betriebsführung der Wereldbibliotheek. Die Buchhandlungen haben Schwierigkeiten mit dem unmittelbaren Verkauf der Wereldbibliotheek-Ausgaben an Abonnenten, was sie als unlauteren Wettbewerb betrachten. Die Verleger glauben nicht, dass die Wereldbibliotheek ein neues Publikum erreicht und beschuldigen die Wereldbibliotheek, ihr Kunden abspenstig zu machen. Sie sind der Meinung, dass das schon bestehende Publikum nach der Gründung der Wereldbibliotheek schlechthin die billigen Herausgaben kauft. Die Verleger leisten ebenfalls Widerstand gegen Simons’ Interpretation des Urheberrechts. Simons will sich der Berner Konvention anschließen, was dazu führt, dass die Ausgabe von Übersetzungen ohne Gebühr nicht mehr möglich ist. Im Verlagswesen besteht weiterhin die Gewohnheit, die Rechte eines anderen Verlags zu respektieren, auch nachdem der gesetzlich bestimmte fünfzigjährige Termin verstrichen ist. Simons hält sich aber nicht an diese Gewohnheit (er veröffentlicht Sara Burgerhart, ohne dies dem letzten Verleger mitzuteilen), was den Verlegern gegen den Strich geht. Schließlich meint die Bücherbranche, dass die billigen Herausgaben der Wereldbibliotheek zu einer Entwertung des Buchs führt.

Allmählich erlangt die Wereldbibliotheek jedoch die Anerkennung der Verlage und des Buchhandels. Sie erhält sowohl die Mitgliedschaft der „VBBB“ (Vereniging ter Bevordering van de Belangen des Boekhandels) als die des „NUB“ (Nederlandse Uitgevers Bond).[105] Nach einigen Jahren hat die Wereldbibliotheek außerdem überall in den Buchhandel Eingang gefunden. Trotz der Abonnementsformel und des unmittelbaren Verkaufs per Post ist der Buchhandel in der Verbreitung des preiswerten Buchs immer wichtig gewesen.

 

3.2.2. Die Wereldbibliotheek in den Kriegsjahren 1940-1945

 

Die politischen Entwicklungen Europas machen sich in den dreißiger Jahren auch für die Wereldbibliotheek geltend. Nach Esther Blom widmet Nico van Suchtelen, in den dreißiger Jahren und während des Zweiten Weltkriegs Direktor der Wereldbibliotheek, sich in seinen Veröffentlichungen und Aktivitäten in dieser Periode fast völlig der Bekämpfung und Bewusstmachung der Gefahr der politischen Entwicklungen.[106] Van Suchtelen ist zum Beispiel Mitglied des Unterausschusses des ‚Nederlandsche Comité van Kunstenaars en Intellectueelen voor den strijd tegen de Duitsche terreur’, 1935 beteiligt er sich am ‚Comité tegen Vervolging en Terreur’, und auch für das maßgebende ‚Comité van Waakzaamheid van Nederlandse intellectuelen tegen het nationaal-socialisme’ setzt Van Suchtelen sich ein.[107] Zum Faschismus schreibt Van Suchtelen in einer unveröffentlichten Notiz:

 

Hoe komt het, dat de fascist in zijn gemeenschapswaan niet bemerkt dat hij een prooi is van juist het aller-extreemste individualisme? Deze verblinding is alleen mogelijk doordat hij de leider níet ziet als een bezeten individu,maar als incarnatie van de idee „gemeenschap“. Dus als een held, een heilige, een god. Zijn onderworpenheid berust op blind geloof aan een dwaling, althans een onredelijkheid. En de onredelijkheid van het fascistisch geloof grenst aan waanzin.[108]

 

Innerhalb der Wereldbibliotheek entsteht eine peinliche Situation, wann das im Verlagsprogramm wichtige und erfolgreiche Schriftstellerpaar Carel und Margo Scharten-Antink seit ihrer Umsiedlung nach Florence immer mehr die Ideen Mussolini’s begrüßt. Van Suchtelen warnt das Ehepaar und greift in seine Manuskripte ein. Im zweifelhaften Roman Littoria (1935) streicht Van Suchtelen eine Lobrede auf Mussolini. Er schreibt dem Ehepaar, wann es eine neue Veröffentlichung vorbereitet:

 

Jelui kent in Italië waarschijnlijk een aantal eerlijke en respektabele fascisten, maar hier bestaan dergelijke fascisten of NSB’ers niet; althans zij bewijzen hun bestaan niet door zich te verzetten tegen de grenzelooze ploertigheid van de heele beweging hier. Jelui moogt eigenlijk blij zijn dat dat zoodje Littoria ook niet leest. Hoe dit zij, geloof mij dat het voor jelui nieuwe werk van het hoogste belang is dat het niemand irriteert om redenen die toch eigenlijk met de kunst niet te maken hebben.[109]

 

In einem Vortrag im Jahre 1936 prangert Van Suchtelen den Faschismus und Nationalismus an. Der Faschismus und Nationalsozialismus bringen nach ihm „geen nieuw begrip, maar een oer-oer-oude practijk, de practijk van het recht-van-de-sterkste, die altijd geleid heeft en ook noodzakelijk leiden móet tot een steeds meedogenlozer en alleen met volslagen zinloze argumenten en tastbare leugens te motiveren geweldspolitiek“.[110] Van Suchtelen ruft in seinem Vortrag dazu auf, sich dieser Bewegung zu widersetzen. Van Suchtelens Worte sind keine hohlen Phrasen, denn kurz nach der Machtergreifung Adolf Hitlers gewährt er persönlich verschiedenen antifaschistischen, deutschen Künstlern seine Gastfreundschaft und leistet ihnen Hilfe. Auch während des Krieges hilft Van Suchtelen befreundeten Künstlern, wann ihre Schriften von der Kulturkammer verboten werden.

Am 12. Dezember 1941 wird Van Suchtelen von der Sicherheitspolizei vernommen, weil er in den dreißiger Jahren streikenden Metallarbeitern im Wuppertal seine Stütze gezeigt hatte. Auf die Frage, warum er so deutschfeindlich sei, antwortet er „Das bin ich ja auch gar nicht. Ich bin sogar ein grosser Freund der Deutschen Kultur, aber eben deshalb ein grosser Gegner des Nationalsozialismus“.[111] Während der Besatzung sind die Werke Van Suchtelens verboten (dies gilt auch für die Werke seines Freunds Latzko), jedoch übersetzt er diese Jahre Werke von E.T.A. Hoffmann, Th. Storm, Michelangelo und Shakespeare.

In den Kriegsjahren ist für die Veröffentlichung eines niederländischen Werks die Genehmigung des ‚Departement van Volksvoorlichting en Kunsten’, und für die Übersetzung eines deutschen Werks die Genehmigung des ‚Referats Schrifttum’ erforderlich.[112] Dies hat nach Van Suchtelen für die Wereldbilbiotheek nicht notwendig eine sklavische Unterwerfung der Zensur mit sich gebracht. Auch hat der Besatzer dem Verlag keine Veröffentlichungen auferlegt. Die Wereldbibliotheek habe in den Kriegsjahren 1940-1945 nach Van Suchtelen keine Werke ausgegeben, die sie nicht selbstständig gewählt hat.[113] Das Angebot der Wereldbibliotheek zwischen 1940 und 1945 enthält fast ausschließlich Klassiker der Weltliteratur, es weist große Autoren wie Hölderlin Goethe, Grillparzer, Mörike, Nietzsche und Novalis auf. Der Grund dafür, dass der Besatzer die Ausgabe deutscher Klassiker gestattet, liegt darin, dass der Nationalsozialismus die klassisschen Autoren vereinnahmt hat. Christiaan Janssen führt Franz Koch, einen deutschen, nationalsozialistischen Literaturwissenschaftler, an. Koch bezeichnet in seiner Schrift Geschichte deutscher Dichtung (1937) Goethe als ersten Führer des Dritten Reichs und bewertet Nietzsche aus nationalsozialistischem Standpunkt positiv.[114] Philosophie (z. B. Nietzsche), Theologie und Klassiker der deutschen Literatur (wie die Werke Goethes, Schillers und Hölderlins) werden im Sinne des Nationalsozialismus „uminterpretiert“ und somit politisiert.[115] Namentlich Goethe und Schiller, als Vertreter des Höhepunkts der deutschen Literatur, fungieren als „Alibi“ des nationalsozialistischen Regimes, denn sie sollten die geistig-kulturelle Seite Deutschlands zeigen.[116]

Im Jahre 1940 hat der deutsche Besatzer die Wereldbibliotheek gebeten, Propagandalektüre zu drucken, eine Bitte, die die Wereldbibliotheek sich prinzipiell verweigert hat. Es folgen keine Strafmaßnahmen, aber in den folgenden Jahren erhält die Wereldbibliotheek nur für zwei Übersetzungen eine Genehmigung. Diese Gegebenheit sei nach Van Suchtelen wohl mit der Verweigerung in Zusammenhang zu bringen. Die Gestapo belästigt die Wereldbibliotheek wiederholt, denn für viele Ausgabe muss die Wereldbibliotheek sich verantworten. Viele Werke werden verboten und manchmal werden sogar die Vorräte weggenommen und vernichtet. Anfang 1943 wird die Druckerei auf Anordnung des Besatzers stillgelegt, aber schon nach einem Monat wird mithilfe gut gesinnter Instanzen und maßgebender Freunde die Stillegung aufgehoben und kann der Verlag unbehindert weiterarbeiten. Hindernisse bilden weiterhin nur Forderungen vom Material und die zeitraubende Bürokratie des Besatzers.

 

3.2.3. WB-Vereniging und weitere Entwicklung der Wereldbibliotheek

 

Über die Entwicklung der Wereldbibliotheek nach dem Zweiten Weltkrieg besteht bis jetzt leider kaum Literatur. Die Entwicklung der WB-Vereniging kann bis zu ihrer Existenz im Jahre 1986 als exemplarisch für die Entwicklung der Wereldbibliotheek selber betrachtet werden. Obschon dieser Paragraph sich namentlich mit der Entwicklung der WB-Vereniging befasst, spiegelt er also zu gleicher Zeit die Entwicklung der Wereldbibliotheek selber.

 

Wereldbibliotheek-Vereinigung: 1925-1986

Im Jahre 1925 wird die Wereldbibliotheek-Vereinigung als Gegenstück zur Wereldbibliotheek gegründet, wobei der Erfolg des deutschen Vereins für Bücherfreunde als leuchtendes Beispiel fungiert.[117] Hauptzweck der Vereinigung ist es, den Verlag zu stützen, u.a. in finanzieller Hinsicht. Finanzielle Stütze der Mitglieder kann der Wereldbibliotheek spezielle Ausgaben ermöglichen. Die Mitglieder sollen außerdem einen Beitrag zur Propaganda leisten, wie die Organisation von Vorträgen und Bühnenaufführungen. Die Mitglieder übernehmen weiterhin die Aktivitäten des so genanten ‚Winterwerk’, und auch in ihrem eigenen Kreis sollen sie Propaganda für die Arbeit der Wereldbibliotheek machen. Die Leitung der Wereldbibliotheek stellt die WB-Vereniging schließlich vor die Aufgabe, neue, talentierte Autoren zu werben.

Von Anfang an bezweckt die Wereldbibliotheek-Vereinigung mehr als eine bloß sachliche Beziehung zu ihren Mitgliedern. Im Laufe der Jahre entsteht dank der WB-Vereniging zwischen der Wereldbibliotheek und ihren Lesern eine gegenseitige Beziehung. Die Vereinigung organisiert Aktivitäten für ihre Mitglieder, wie Vorträge, Ausflüge, Wanderausstellungen und kulturelle Abende. Durch Mitgliederversammlungen, eine wissenschaftliche Auskunftsstelle (‚Bureau voor Populair-Wetenschappelijke en Kunstzinnige Inlichtingen’), die den Mitgliedern bei ihrem Selbststudium hilft, und namentlich durch spezielle Geschenkbücher (Prämien) wird die Beziehung weiter gestärkt.[118] Die Mitglieder bekommen einige Male pro Jahr Geschenkbücher zugeschickt und empfangen außerdem regelmäßig die Zeitschrift Boekennieuws (1916-1976). Nach Miedema ist die Beziehung zwischen den Mitgliedern der Vereinigung und dem Verlag zweigliedrig. An erster Stelle wird dem Mitglied deutlich gemacht, dass es an einer historisch-gesellschaftlichen Bewegung teilhat, die die Wissensverbreitung unter breiten Bevölkerungsschichten anregen will, um somit eine „rechtvaardiger“ und mehr „humane“ Zukunft zu ermöglichen.[119] In dieser Zukunft sollte jeder die Möglichkeit haben, sich geistig zu entfalten. Der zweite verbindende Faktor betrifft den bibliophilen Aspekt der Geschenkbücher, denn die ästhetische Qualität der Ausgaben wird ständig betont. Auf die Gestaltung der Prämien wird viel Sorgfalt verwendet, und dies macht die Mitgliedschaft der Vereinigung für Buchliebhaber extra interessant.

Die Wereldbibliotheek-Vereinigung sollte leider nie zu einem wichtigen Propagandamittel der Wereldbibliotheek werden. In der Praxis wird die Vereinigung nach und nach eine Buchgemeinschaft. Niek Miedema nennt die Vereinigung eine „grote familie van boekenvrienden“.[120] Schon bald steht nicht mehr die Propaganda im Mittelpunkt, sondern der finanzielle Nutzen einer Mitgliedschaft, denn Mitglieder erhalten Ermäßigung auf die Wereldbibliotheek-Ausgaben. Niek Miedema nennt die Wereldbibliotheek-Vereinigung deswegen die erste Buchgemeinschaft in den Niederlanden. Nach ihm ist die Wereldbibliotheek-Vereinigung die einzige Buchgemeinschaft dieser Größe in den Niederlanden und ist sie in dieser Beschaffenheit lange Zeit sehr erfolgreich gewesen.

In den Kriegsjahren prüft der deutsche Besatzer den Verlag, um den „Vertrieb von schädlicher Literatur durch diesen Kanal zu verhindern“.[121] Jedoch werden keine unmittelbaren Maßnahmen gegen die Wereldbibliotheek oder WB-Vereniging getroffen, denn der Besatzer will die zehntausende Mitglieder der Wereldbibliotheek-Vereinigung nicht empören. In den fünfziger Jahren erlebt die WB-Vereniging ihre Blütezeit. Nach der starken Zunahme der Mitgliederzahl während der Kriegsjahre und der Blütezeit in den fünfziger Jahren gerät die Vereinigung allmählich in eine schwierigere Position: Die Mitgliederzahl beginnt zu sinken. Die WB-Vereniging gerät in einen Teufelskreis: Die Mitgliederzahl sinkt ständig, worauf Haushaltsdefizite entstehen, Mitgliedsbeitragerhöhungen nötig sind, was wieder Kündigungen zur Folge hat. Kennzeichnend für die Situation, in der die Wereldbibliotheek-Vereinigung sich befindet, ist die Reaktion des Lyrikers Bertus Aafjes auf eine Bitte der Vereinigung: „Ik wist niet dat U nog bestond“.[122] Die Mitglieder empfangen immer weniger Prämieausgaben, und die Prämiebücher, die den Mitgliedern zugeschickt bekommen, werden was Inhalt und Äußeres angeht immer weniger speziell. Letztendlich wird die Wereldbibliotheek-Vereinigung im Jahre 1986 aufgehoben.

 

Die Wereldbibliotheek nach Leo Simons

Leo Simons hat sich stark einer Änderung im Ziel des Unternehmens widersetzt. Der Name Wereldbibliotheek wird allmählich zum Sammelbegriff für die Vielzahl der Aufgaben, vor die die Wereldbibliotheek sich namentlich während der ersten Jahrzehnte ihrer Existenz gestellt sieht. Die Wereldbibliotheek betrachtet sich nach Frank de Glas nicht nur als Verleger von Büchern und Zeitschriften, sondern ebenfalls als Hüter der geistigen Kultur des niederländischen Volks. Außerdem ergänzt sie dessen Bildung und arbeitet sie mit Einrichtungen für Erwachsenenbildung zusammen. Die Wereldbibliotheek habe nach De Glas eine breitere Aufgabenstellung als die regulären Verlage, und ihr unmittelbarer Appell an die Leser ist ebenfalls neu. Besonders die ersten Jahrzehnte ihrer Existenz bildet die Wereldbibliotheek nach De Glas ein einzigartiges Unternehmen.

Leo Simons kann jedoch nicht für immer die Ideale des Verlags hüten. Nach dem Zurücktreten von Leo Simons rücke das ursprüngliche Ideal der Wereldbibliotheek nach Postema in den Hintergrund.[123] Mit dem Tod von Simons im Jahre 1932 verliere die Wereldbibliotheek nach Esther Postema ihren „Geistesvater“ und vielleicht auch ihr „soziales Gewissen“.[124] Im Jahre 1913 tritt Nico van Suchtelen (1878-1949) als Redaktionssekretär in Dienst der Wereldbibliotheek. Er sollte im Jahre 1917 stellvertretender Direktor und im Jahre 1925 Mitdirektor der Wereldbibliotheek werden. 1932 folgt Van Suchtelen Simons als Direktor der Wereldbibliotheek nach. Nico van Suchtelen sei nach Esther Postema vor allem ein „Stubengelehrter“.[125] Er liebt die Literatur, beschäftigt sich aber nicht besonders mit den Problemen der Volksentwicklung. Im Gegensatz zu Simons verfügt Van Suchtelen nicht über Beziehungen zu Organisationen für Volksentwicklung. Auch im Bereich der Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik ist er weniger aktiv als Simons. Van Suchtelen schreibt dagegen vor allem philosophisch, humanistisch und pazifistisch geprägte Aufsätze und Romane. Leo Simons sei nach Esther Blom der „felle, praktische man van de daad“, während sie Nico van Suchtelen als der „beschouwelijke, academisch gevormde letterkundige“ bezeichnet.[126] In ihrem gemeinsamen Streben, das Ideal der Volksentwicklung und Kulturverbreitung zu verwirklichen, haben sie nach Esther Blom eine gute Arbeitsgemeinschaft gebildet.

Nicht nur der Rücktritt Simons’ hat herbeigeführt, dass die Grundlage der Wereldbibliotheek sich ändert. Während vor 1940 nur private Initiativen Kulturverbreitung anstreben, wird sie nach dem Zweiten Weltkrieg eine Obrigkeitsaufgabe. Dadurch entwickelt die Wereldbibliotheek sich nach und nach zu einem normalen Verlag. Außerdem setzt sich nach dem Krieg ein neues Phänomen durch: Das Taschenbuch. Die Wereldbibliotheek beteiligt sich kaum an dieser Entwicklung. Das ursprüngliche Ziel der Wereldbibliotheek wird dadurch nicht länger von ihr selbst nachgestrebt. Durch den Aufstieg des Taschenbuchs verschwindet die Notwendigkeit eines Verlags wie der Wereldbibliotheek, die sich besonders dem billigen Buch widmet. Die Wereldbibliotheek werde nach Esther Postema ein normaler Verlag „van goede literatuur, niet van goedkope“.[127]

Jan Winterink ist zwischen 1943 bis zu seinem Tod im Jahre 1966 Direktor der Wereldbibliotheek. Seine Nachfolger sind Reinalda, Aleva und Schilt. Reinalda  übenimmt die Führung der WB im Jahre 1958 und wird siebzehn Jahre später, im Jahre 1975, von Aleva nachgefolgt. Aleva  bleibt bis 1983 mit dem Verlag verbunden, während Schilt zwischen 1979 und 1986 im Dienst der Wereldbibliotheek steht. Die Wereldbibliotheek erlebt nach dem Rücktritt von Van Suchtelen einen Rückgang. In den sechziger Jahren wird deutlich, dass die Wereldbibliotheek den Wettbewerb mit Verlagen, die billige Taschenbuchserien herausgeben, verliert. Winterink habe nach Miedema den neuen Entwicklungen im Bücherfach, wie dem Aufstieg des Taschenbuchs, ungenügend vorgegriffen. Außerdem entsteht Konkurrenz vonseiten der kommerziellen Buchgemeinschaften. Nach den anregenden Epochen von Leo Simons und Nico van Suchtelen werde die Wereldbibliotheek nach Miedema unter der Führung Winterinks einigermaßen farblos und zehre der Verlag zu lang von alten Erfolgen.  Letztendlich wird die WB vom  Verlag Becht  übernommen, und wird das literarische Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek dem kommerziellen Verlagsprogramm von Becht hinzufügt. Im Jahre 1986 übernimmt der damalige zweite Direktor des Verlags Becht, Joos Kat, die Wereldbibliotheek vom Verlag Becht. Nachdem die Wereldbibliotheek erneut selbstständig wird, entwickelt sie sich wiederum zu einem blühenden Betrieb. Einer der Erfolge der Wereldbibliotheek der letzten Jahre ist die Ausgabe internationaler Literatur von u.a. Isabel Allende, Sándor Márai, Alberto Moravia, Hjalmar Söderberg und Susanna Tamaro. Diese Aufzählung zeigt, dass die Wereldbibliotheek um die Wende des 21. Jahrhunderts mit ihrem Namen Ehre einlegt, denn sie setzt sich für Literatur aus der ganzen Welt ein.

 

 

4. Die Wereldbibliotheek und die Weltliteratur

 

4.1. Einführung

 

Um die Entwicklungen im Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004 interpretieren zu können, ist es nötig, eine Übersicht über die allgemeine Ausrichtung auf die internationale Kultur in den Niederlanden im 20. Jahrhundert zu verschaffen. Drei Studien bilden den Ausgangspunkt für folgende Beschreibung. Die erste Studie, 1900: Hoogtij van burgerlijke cultuur (2000), behandelt die Wende des 20. Jahrhunderts, die zweite Studie, 1950: Welvaart in zwart-wit (2000), die ersten Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg und die dritte Studie, Nederlandse vertalingen wereldwijd: Kleine landen en culturele mondialisering von Johan Heilbron (1995) bezieht sich auf die Periode 1500 bis 1990, wobei Heilbron namentlich dem 20. Jahrhundert besondere Aufmerksamkeit widmet.[128] Diese Studien werden zu Rate gezogen, weil sie Aufschluss über die niederländische Ausrichtung auf die internationale Kultur im 20. Jahrhundert geben

 

4.1.1. Rezeption internationaler Kultur um 1900

 

Um 1900 erreicht die bürgerliche Kunst eine hohe Blüte, „hoogtij van burgerlijke cultuur“ heißt dies in der gleichnamigen Studie von Jan Bank und Maarten van Buuren.[129] Merkwürdigerweise geht diese Blüte anfangs mit Zweifel und Angst einher. Der Roman Boeken der kleine zielen (1901-03) von Couperus stellt dieses fin de siècle-Gefühl exemplarisch dar: Die Angst vor Degeneration.

Die Ausrichtung auf die internationale Kultur in den Niederlanden sowohl in der Musik, in der Theaterlandschaft als auch in der Literatur erkennbar. Aus welchen Sprachgebieten wird um 1900 hauptsächlich ins Niederländische übersetzt? Nach Johan Heilbron bestehen über ins Niederländisch übersetzten Werke zwischen 1800 bis den Zweiten Weltkrieg leider keine Angaben. [130] Fest steht jedoch, dass um 1800 namentlich das Deutsch und Englisch auf dem niederländischen Büchermarkt vorherrschen. Das Französisch, das seit dem 16. Jahrhundert eine zentrale Position auf dem europäischen und niederländischen Büchermarkt innehat, hat im 18. Jahrhundert an Bedeutung verloren. Seitdem sind die englischen und deutschen Sprachgebiete in Europa immer wichtiger geworden.[131]

 

4.1.2. Rezeption internationaler Kultur um 1950

 

Die ersten fünfundzwanzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg kennzeichnet Sandra van Voorst kurz mittels der Schlüsselwörter Internationalisierung, Modernisierung, Bevölkerungs- und Wohlstandswachstum. Ein umfassendes Hilfsprogramm der Vereinigten Staaten beschleunigt den Wiederaufbau Westeuropas: Der Marshallplan. Nach Kees Schuyt und Ed Taverne sei wohl nicht der materielle Wohlstand, sondern eher die kollektive Euphorie das auffallendste Phänomen im Europa der Nachkriegszeit. Die propagandistische Seite der Marshallhilfe darf nicht unterschätzt werden, denn die Vereinigten Staaten üben mittels der Marshallhilfe großen Einfluss auf die Modernisierung der abendländischen Gesellschaft aus. Westeuropa wird somit nach amerikanischem Modell modernisiert und gerät nach 1945 nicht nur in ein Abhängigkeitsverhältnis der amerikanischen Wirtschaft gegenüber, sonder richtet sich auch immer mehr nach dem politischen System Amerikas und nach seinen sozialen und kulturellen Werten. Von jeher sind die Künste und Wissenschaften in den Niederlanden auf drei große Nachbarländer ausgerichtet: Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Nach dem Zweiten Weltkrieg findet jedoch eine ‚Amerikanisierung’ des kulturellen Lebens statt. Die kommerziell erfolgreichen, amerikanischen Trends und die stark von den Vereinigten Staaten geprägte „populäre Kultur“ üben in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen starken Einfluss auf die europäische Kultur aus.[132] Filme, Jazz und viele Arten populärer Musik erreichen breite Gesellschaftsschichten. Namentlich Jugendliche schließen sich der amerikanischen Kultur an.

Diese Entwicklungen beziehen sich auch auf den Büchermarkt, auf dem sich nach 1945 einige große Änderungen vollziehen. Das Stichwort ‚Zunahme’ oder ‚Wachstum’, mit dem die niederländische Gesellschaft in den Nachkriegsjahren charakterisiert werden kann, macht sich auch auf dem Büchermarkt geltend. Nach Sandra van Voorst steigt die Ausgabenzahl zwischen 1946 und 1970 explosionsartig, sie weist fast eine Verdoppelung der Bücherproduktion auf: Die Bücherproduktion steigt um 70 Prozent[133] Für diese Zunahme sind großenteils Übersetzungen verantwortlich, was darauf hinweist, dass die nach 1945 einsetzende Internationalisierung auch für den Büchermarkt zutrifft. Die Internationalisierung bezieht sich nicht nur auf die ersten fünfundzwanzig Jahre nach dem Krieg, wie Sandra van Voorst aufweist, sondern erstreckt sich auf die ganze zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nach Johan Heilbron steigt die Zahl der übersetzten Bücher von weniger als 10 Prozent Ende der vierziger Jahre auf mehr als 25 Prozent Anfang der neunziger Jahre.[134]

Sandra van Voorst zeigt weiterhin auf, dass die jährliche Produktion der übersetzten Fiktion sich in den ersten zwanzig Jahren nach dem Krieg versechsfacht, was ebenfalls bedeutet, dass die literarische Landschaft internationalisiert.[135] Nach Kees Schuyt und Ed Taverne ist es jedoch nicht ganz einfach, aus dieser Gegebenheit Schlussfolgerungen zu ziehen. Übersetzungen sind nach ihnen ein Indiz für die Offenheit eines literarischen Systems, aber es wäre unrichtig, zu stellen, dass die niederländische Literatur zwischen 1946 und 1966 dem Ausland gegenüber sechs Mal offener geworden ist. Andere Faktoren, wie die Papierknappheit nach dem Zweiten Weltkrieg, müssen in Erwägung gezogen werden. Kurz nach dem Krieg sind wegen der Papierknappheit wenige Bücher vorhanden, auch keine übersetzten Bücher. Viele Leser verfolgen kurz nach dem Krieg den literarischen Entwicklungen mittels literarischer Zeitschriften, wobei ihr Interesse auch international ausgerichtet ist. Die Zeitschrift Litterair Paspoort (1946-1982) schreibt zum Beispiel ausschließlich über die ausländische Literatur. Nach dem Ende der Papierknappheit nimmt die totale Buchproduktion zu, und auch Übersetzungen ziehen aus dieser Entwicklung Gewinn. Nach Kees Schuyt und Ed Taverne hält die Zunahme der übersetzten Fiktion nach 1955 auf der ganzen Linie mit der allgemeinen Zunahme der Buchproduktion Schritt. Dies bedeutet, dass die Zunahme der Buchproduktion fast ausschließlich den Übersetzungen zuzuschreiben ist.

Wenn die Sprachgebiete in Betracht gezogen werden, zeigt sich das enorme Übergewicht der Übersetzungen aus dem Englischen. Nach Johan Heilbron steigt die Zahl der englischen Übersetzungen namentlich in den ersten zehn Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg stark. Der Einfluss des Englischen hat seitdem noch mehr zugenommen, denn im Jahre 1990 stammt sogar zwei Drittel der ins Niederländische übersetzten Titel aus dem Englischen, während das Deutsch und Französisch an bzw. zweiter und dritter Stelle rangieren.[136]

Die angelsächsische Ausrichtung wird großenteils durch das Taschenbuch mit seinen hohen Auflagen und seiner hohen Umlaufzeit verursacht. Dazu kommt noch, dass in ursprünglicher Sprache gelesener Literatur ebenfalls hauptsächlich Englisch ist. Dies alles deckt die starke Ausrichtung der Niederlande auf die angelsächsische Welt auf. Das Taschenbuch bezieht sich namentlich auf die Gattung der populären Fiktion (wie Sciencefiction, Thriller, Kriminalroman), deren Angebot besonders in den Vereinigten Staaten enorm ist. Der größte Teil der angelsächsischen Literatur in den Niederlanden betrifft also Unterhaltungsliteratur. Verlage wie De Bezige Bij und Van Oorschot kennen wegen ihrem literarischen Angebot keine Überlegenheit der angelsächsischen Literatur kurz nach dem Krieg. Dies gilt auch für die Literaturkritik in der Tagespresse, denn auch sie weist in den ersten zehn Jahren nach dem Krieg keine Zunahme des Interesses für die angelsächsische Literatur auf.

 

 

4.2. Das Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004

 

Damit ich mich über die internationale Ausrichtung der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und heute vor dem Hintergrund der internationalen, kulturellen Ausrichtung in den Niederlanden Klarheit verschaffe, ist eine Analyse des totalen Titelangebots erforderlich. Da die Analyse hundert Jahre in Rücksicht nimmt, habe ich die Periode in zwanzig Zeitabschnitte von fünf Jahren aufgeteilt. Somit kann das Material besser bewältigt werden und treten Entwicklungen deutlicher in den Vordergrund. Nur wenn dies relevant ist, benutze ich die sich auf die einzelnen Jahre beziehende Übersicht.

 

4.2.1. Wachstum nach 1945?

 

Im vorhergehenden Paragraphen wurde darauf hingewiesen, dass die Bücherproduktion sich in den ersten fünfundzwanzig Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg fast verdoppelt. Es erhebt sich die Frage, ob diese Entwicklung auch für die Wereldbibliotheek zutrifft. Figur 1 gibt über die absoluten Ausgabenzahlen der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004 Aufschluss:

 

       Figur 1 Absolute Ausgabenzahlen der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004

 

Aus Figur 1 gehen einige Entwicklungen ganz deutlich hervor. In großen Linien steigt die Ausgabenzahl der Wereldbibliotheek bis 1939. Der Zweite Weltkrieg macht der blühenden Entwicklung anscheinend ein jähes Ende, weil die Ausgabenzahl sich von 209 in den Jahren 1935 bis 1939 auf 99 in den Jahren 1940 bis 1944 senkt, die Ausgabenzahl verringert sich in den Kriegsjahren also um die Hälfte. Nach dem Krieg setzt sich die hoffnungsvolle Entwicklung der Vorkriegsjahre jedoch fort, denn bis Mitte der fünfziger Jahre entwickelt die Ausgabenzahl sich zu einer Höhe, die vorher noch nicht erreicht wurde. Während auf dem niederländischen Büchermarkt die Bücherproduktion zwischen 1946 und 1970 um 70 Prozent steigt (Van Voorst), ist für die Wereldbibliotheek schon im Jahre 1955 von einer Zunahme der Ausgabenzahl um 70 Prozent seit 1946 die Rede. Dies bedeutet, dass die Ausgabenzahl der Wereldbibliotheek schon früh eine Spitzenhöhe erreicht.

In der Entwicklung der Wereldbibliotheek findet jedoch schon Mitte der fünfziger Jahre ein Umschlag statt. Nach 1955 sinkt die Ausgabenzahl der Wereldbibliotheek langsam aber sicher. Ab 1974 sieht die Lage wirklich schlimm aus, denn sogar weniger als zehn Ausgaben pro Jahr werden ausgegeben. Der absolute Tiefpunkt liegt im Jahre 1979, in dem nur drei Titel veröffentlicht werden. Ab 1984 beginnt die Ausgabenzahl langsam wieder zu steigen. Die Ausgabenzahl entwickelt sich Ende der achtziger Jahre und sicherlich ab den neunziger Jahren wieder zu einem neuen, stabilen Niveau. Obschon die hohen Ausgabenzahlen der Vorkriegsjahre und der ersten zwanzig Jahre nach dem Zweiten Krieg nicht mehr erreicht werden, kann von einem neuen Auftrieb gesprochen werden.

Der nach 1955 einsetzende Rückgang der Wereldbibliotheek entspricht nicht der allgemeinen Entwicklung auf dem Büchermarkt. Der Grund für diese Abweichung muss deswegen im Verlag selber gesucht werden. Ich greife auf Kapitel 3 zurück, dass über die Entwicklung der Wereldbibliotheek berichtet. Die Wereldbibliotheek erlebt unter der Führung von Simons und Van Suchtelen eine Blütezeit, aber nicht lange nach dem Rücktritt von Van Suchtelen im Jahre 1948 fängt ein Rückgang an. Die stark steigende Bücherproduktion in den ersten fünfundzwanzig Jahren nach 1945, auf die Sandra van Voorst hinweist, hat sich also zwar auch für die Wereldbibliotheek geltend gemacht, aber der Umbruch setzt schon früh ein. Der Grund für diesen Rückgang liegt darin, dass die Wereldbibibliotheek unter der Führung von Jan Winterink (1943-1966) den schnellen Entwicklungen im Bücherfach ungenügend vorgreift. So wird die Bedeutung des billigen Taschenbuchs von der Führung ungenügend eingesehen. Außerdem entstehen kommerzielle Buchgemeinschaften, die mit den Verlagen konkurrieren. Die Wereldbibliotheek und die WB-Vereinigung verlieren den Wettbewerb mit bzw. den anderen Verlagen und den kommerziellen Buchgemeinschaften. Nach den anregenden Epochen von Leo Simons und Nico van Suchtelen gerät die Wereldbibliotheek ab 1955 also in eine schwierige Lage und verliert die WB sogar ihre Selbstständigkeit wegen einer Übernahme vom Verlag Becht. Der absolute Tiefpunkt ist in den siebziger Jahren und Anfang der achtziger Jahre zu verzeichnen. 1986 wird die Wereldbibliotheek unter der Führung von Joos Kat (1986-) erneut selbstständig, und steigt die Ausgabenzahl wieder an. Die Wiederherstellung der WB hält bis heute an.

 

4.2.2. Entwicklung des Übersetzungsangebots

 

Nach 1945 fängt eine Periode der Internationalisierung an, ein Prozess, der bis heute fortwährt. Im Rahmen der Internationalisierung nimmt namentlich die Zahl der Übersetzungen stark zu. Im Folgenden wird erforscht, ob auch im Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek in den Nachkriegsjahren eine Zunahme der Übersetzungen zu verzeichnen ist.

Übersetzungen haben im Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek immer einen wichtigen Platz eingenommen. Tabelle 1 und Figur 2 geben über das Verhältnis zwischen ursprünglichen und übersetzten Ausgaben der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004 Aufschluss:

 

Tabelle 1 Verhältnis zwischen ursprünglichhen und übersetzten Ausgaben der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004

 

1905-1909

1910-1914

1915-1919

1920-1924

1925-1929

1930-1934

1935-1939

1940-1944

1945-1949

1950-1954

1955-1960

Urspr.

63 (41%)

123 (64%)

148 (76%)

144 (74%)

99 (71%)

84 (59%)

129 (62%)

78 (79%)

127 (64%)

146 (55%)

124 (56%)

Übers.

90 (59%)

69 (36%)

48 (24%)

51 (26%)

40 (29%)

59 (41%)

80 (38%)

21 (21%)

73 (36%)

118 (45%)

99 (44%)

 

 

1960-1964

1965-1969

1970-1974

1975-1979

1980-1984

1985-1989

1990-1994

1995-1999

2000-2004

Urspr.

46 (39%)

32 (33%)

20 (29%)

6 (27%)

6 (17%)

10 (17%)

17 (16%)

29 (24%)

54 (39%)

Übers.

73 (61%)

66 (67%)

50 (71%)

16 (73%)

30 (83%)

48 (83%)

89 (84%)

93 (76%)

85 (61%)

 

 

Figur 2 Prozentuelles Verhältnis zwischen übersetzten und ursprünglichen Ausgaben im Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004

 

Aus Tabelle 1 geht hervor, dass der kleinste Prozentsatz der Übersetzungen 21 (zwischen 1940 und 1944) beträgt, was noch immer ein Fünftel des totalen Angebots ist. Diese Zahl bezieht sich außerdem auf die Kriegsjahre, die eine Ausnahmesituation bilden. Der höchste Prozentsatz beträgt 84 in den Jahren 1990 bis 1994. Zwischen 1905 und 1909 und 1960 und 2004 überwiegt das Übersetzungsangebot im Verlagsprogramm. Die ersten fünf Jahre ihrer Existenz widmet die Wereldbibliotheek sich also namentlich Übersetzungen, und seit 1960 ist diese Ausrichtung erneut zu verzeichnen. Die ursprünglichen Ausgaben dominieren in den Jahren 1910 bis 1950, wonach dieses Segment an Bedeutung verliert. Über die ganze Periode beträgt das Übersetzungsangebot 47%. Auf der ganzen Linie überwiegt demnach das Angebot an ursprünglichen Ausgaben, aber seit den sechziger Jahren trifft dies nicht mehr zu. Die internationale Ausrichtung der Wereldbibliotheek ist namentlich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unverkennbar, wobei verzeichnet werden muss, dass Übersetzungen immer das Verlagsprogramm mitbestimmt haben.

Tabelle 1 und Figur 2 decken ganz deutlich auf, dass die Wereldbibliotheek erheblich internationalisiert, denn das Übersetzungsangebot prägt das Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek ab 1945 immer stärker. Wie schon erwähnt wurde, beträgt das Übersetzungsangebot in den Niederlanden Ende der vierziger Jahre nach Heilbron weniger als 10 Prozent des totalen Bücherangebots. Für die WB beträgt diese Zahl 36 Prozent. Auch Ende des 20. Jahrhunderts ist die Wereldbibliotheek internationaler ausgerichtet als der niederländische Büchermarkt im Allgemeinen, denn im Jahre 1990 betrifft ein Viertel der ausgegebenen Bücher in den Niederlanden eine Übersetzung[137], während für die Wereldbibliotheek diese Zahl sogar mehr als 80 Prozent beträgt. Die sich auf dem niederländischen Büchermarkt einsetzende Internationalisierung nach dem Zweiten Weltkrieg, trifft in verstärktem Maße für die Wereldbibliotheek zu: Die Wereldbibliotheek internationalisiert stärker als der allgemeine Büchermarkt. Der Name Wereldbibliotheek bezieht sich also mit Recht auf eine Büchersammlung aus der ganzen Welt.

 

4.2.3. Verhältnisse zwischen den verschiedenen Sprachgebieten

 

Allgemein

Weiterhin ist die Frage von Gewicht, welche Sprachgebiete im Verlagsprogramm vertreten sind, und in welchem Maße. Tabelle 2 verschafft eine allgemeine Übersicht über die verschiedenen Sprachgebiete. Die Übersicht bezieht sich auf die ganze Periode und muss demnach weiter spezifiziert werden. Sie ist meiner Meinung nach jedoch von Bedeutung, weil somit unmittelbar deutlich wird, welche Sprachgebiete in der ganzen Periode von Bedeutung gewesen sind und welche weniger. Die Tabelle zeigt in absoluten Zahlen das Gewicht der verschiedenen Sprachgebiete im Titelangebot der Wereldbibliotheek auf. [138]

 

Tabelle 2 Quantitatives Gewicht der verschiedenen Sprachgebiete zwischen 1905 und 2004. Zwischen Klammern sind für die größten Sprachgebiete die prozentuellen Anteile des totalen Titelangebots angegeben. Die Sprachen sind der quantitativen Bedeutung nach aufgelistet[139]

Sprache

Anzahl

Niederländisch

1487 (53)

Englisch

399 (14)

Deutsch

297 (11)

Französisch

145 (5)

Russisch

95 (3)

Italienisch

87 (3)

Spanisch

61 (2)

Norwegisch

25

Lateinisch

21

Griechisch

20

Tschechisch

20

Ungarisch

13

Schwedisch

12

Hebräisch

11

Polnisch

10

Portugiesisch

10

Dänisch

9

Finnisch

8

Chinesisch

5

Arabisch

4

Friesisch

3

Japanisch

3

Jiddisch

3

Serbokroatisch

3

Afrikaans

2

Isländisch

2

Katalanisch

2

Rumänisch

2

Slowenisch

2

Türkisch

2

Akkadisch

1

Indonesisch

1

Persisch

1

Slowakisch

1

Total

2787

 

Aus Tabelle 2 geht hervor, dass das Niederländisch, Englisch, Deutsch und Französisch die größten Sprachgebiete darstellen. Diese Gegebenheit entspricht der allgemeinen Lage auf dem niederländischen Büchermarkt, denn das Niederländisch, Englisch, Deutsch und Französisch haben immer die größten Sprachgebiete gebildet.[140] Daneben zeigt Tabelle 2 auf, dass die Wereldbibliotheek der russischen, italienischen und spanischen Sprache besondere Aufmerksamkeit widmet.

Obige Skizzierung sagt nichts über die Entwicklung der verschiedenen Sprachgebiete im Bücherangebot aus, weswegen ich mich jetzt der Entwicklung der verschiedenen Sprachgebiete widmen werde, selbstverständlich wird dem deutschen Sprachgebiet besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Die Tabellen 3a und 3b weisen die Verhältnisse zwischen den größten Sprachgebieten im Übersetzungsangebot der Wereldbibliotheek im Laufe der Zeit auf.

 

Tabelle 3a Absolute Ausgabenzahlen pro Sprachgebiet im Übersetzungsangebot der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004

 

Deu

Eng

Franz

Russ

It

Sp

übrig

Total

1905-1909

16

26

11

17

2

-

18

90

1910-1914

22

32

10

-

-

-

8

69

1915-1919

20

8

12

1

1

-

6

48

1920-1924

21

11

7

2

-

1

9

51

1925-1929

13

11

4

-

4

-

8

40

1930-1934

16

15

11

9

3

2

3

59

1935-1939

16

12

13

7

-

2

30

80

1940-1944

9

3

1

1

-

1

6

21

1945-1949

17

24

13

4

3

2

10

73

1950-1954

27

45

12

4

2

4

24

118

1955-1959

36

29

12

4

3

2

13

99

1960-1964

25

27

7

4

2

1

7

73

1965-1969

17

32

2

3

2

2

8

66

1970-1974

10

36

-

-

-

-

4

50

1975-1979

3

9

-

 

1

-

3

16

1980-1984

11

13

1

2

1

-

2

30

1985-1989

5

12

3

9

5

11

3

48

1990-1994

1

9

6

19

27

9

18

89

1995-1999

4

29

7

6

16

10

21

93

2000-2004

10

16

13

2

15

14

15

85

 

 

Tabelle 3b Relatives Verhältnis zwischen den größten Sprachgebieten im Übersetzungsangebot der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004

 

Deu

Eng

Franz

Russ

It

Sp

übrig

Total %

1905-1909

18

29

12

19

2

-

20

100

1910-1914

32

46

14

-

-

-

8

100

1915-1919

42

17

25

2

2

-

12

100

1920-1924

41

22

14

4

-

2

17

100

1925-1929

33

28

10

-

10

-

19

100

1930-1934

27

25

19

16

5

3

5

100

1935-1939

20

15

16

9

-

3

37

100

1940-1944

43

14

5

5

-

5

28

100

1945-1949

23

33

18

5

4

3

14

100

1950-1954

23

38

10

3

2

3

21

100

1955-1959

36

29

12

4

3

2

14

100

1960-1964

34

37

10

5

3

1

10

100

1965-1969

26

49

3

6

3

3

10

100

1970-1974

20

72

-

-

-

-

8

100

1975-1979

19

56

-

-

6

-

19

100

1980-1984

37

43

3

7

3

-

7

100

1985-1989

10

25

6

19

10

23

7

100

1990-1994

1

10

7

21

30

10

21

100

1995-1999

4

31

8

6

17

11

23

100

2000-2004

12

19

15

2

18

16

18

100

 

Englisch und Deutsch

Wie im Vorhergehenden deutlich wurde, ist nach dem Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden ein zunehmender Einfluss der angelsächsischen Kultur zu verzeichnen. Diese Entwicklung bezieht sich auch auf den Büchermarkt, so dass sich die Frage erhebt, ob diese Entwicklung ebenfalls für die Wereldbibliotheek zutrifft. Die Tabellen 3a und 3b, die die absoluten und relativen Ausgabenzahlen pro Sprachgebiet im Verlagsprogramm zwischen 1905 und 2004 aufzeigen, geben darüber Aufschluss. Ab 1945 nimmt die Zahl der englischen Übersetzungen tatsächlich zu, denn nach einem logischen Rückgang in den Kriegsjahren erholt sich die Zahl der englischen Übersetzungen schon in den ersten fünf Jahren nach dem Krieg. Sie erreicht sogar ein höheres Niveau als in den Jahren vor 1940. Ein wirklicher Aufschwung des englischen Sprachgebiets im Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek ist in den siebziger Jahren festzustellen. Die absolute Überlegenheit des englischen Sprachgebiets im Übersetzungsangebot auf dem niederländischen Büchermarkt ab 1950, auf die Johan Heilbron und Sandra van Voorst hinweisen,[141] trifft für die Wereldbibliotheek nur in den siebziger Jahren zu. In den achtziger Jahren tritt ein Rückgang des englischen Sprachgebiets zugunsten der romanischen Sprachgebiete ein. Diese Entwicklung weicht vom allgemeinen Bild des niederländischen Büchermarkts ab, denn im Jahre 1990 stammt nach Heilbron zwei Drittel der Übersetzungen aus dem Englischen.[142] Diese Zahl beträgt für die Wereldbibliotheek nur 11 Prozent, woraus gefolgert werden kann, dass der Einfluss des Englischen im Übersetzungsangebot der Wereldbibliotheek weniger stark ausgeprägt ist. Mit der Verlagerung des Schwerpunkts auf die romanischen Sprachgebiete im Übersetzungsangebot legt die Wereldbibliotheek mit ihrem Namen besondere Ehre ein, denn die literarische Ausrichtung der WB wird immer internationaler und erstreckt sich auf die ganze Welt. Ab der zweiten Hälfte der neunziger Jahre steigt die Zahl der englischen Übersetzungen wieder an, aber nimmt bei weitem nicht zwei Drittel des Übersetzungsangebots ein. Der zunehmende Einfluss der angelsächsischen Kultur nach 1945 in den Niederlanden macht sich demnach zwar auch für die Wereldbibliotheek geltend, aber weniger ausgeprägt. Die Wereldbibliotheek setzt innerhalb der allgemeinen Entwicklung eigene Akzente.

Namentlich die Entwicklung der zwei größten Sprachgebiete (außer dem Niederländischen), des Englischen und Deutschen, ist interessant. Diese Entwicklung sagt nämlich etwas über den Einfluss des angelsächsischen Sprachgebiets aus und außerdem gibt sie über die Entwicklung des deutschen Sprachgebiets im Übersetzungsangebot Aufschluss. Die Entwicklung des deutschen und englischen Sprachgebiets im Übersetzungsangebot im Laufe der Zeit ist in Figur 3 extra anschaulich gemacht.

 

Figur 3 Relatives Gewicht des deutschen und englischen Sprachgebiets im totalen Übersetzungsangebot (= 100%) der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004

 

Zum Verhältnis zwischen dem deutschen und englischen Sprachgebiet im Übersetzungsangebot ist folgende Entwicklung festzustellen. Aus den Tabellen 3a und 3b und Figur 3 geht hervor, dass das deutsche Sprachgebiet bis zum Jahre 1944 im Allgemeinen dem englischen Sprachgebiet überlegen ist, während nach 1945 die Übersetzungen aus dem Englischen den ursprünglich deutschen Werken überlegen sind.[143] Diese Entwicklung stimmt mit dem schon festgestellten zunehmenden Einfluss der angelsächischen Kultur nach dem Zweiten Weltkrieg überein.

Die Entwicklung des deutschen Übersetzungsangebots im Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek ist nicht leicht auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Als große Entwicklung kann behauptet werden, dass das deutsche Sprachgebiet bis zum Jahre 1985 mindestens 20 Prozent des Übersetzungsangebots ausmacht.[144] In den ersten fünfundzwanzig Jahren nach dem Krieg ist das deutsche Sprachgebiet auf dem niederländischen Büchermarkt noch stark vertreten, denn es nimmt nach Van Voorst ungefähr ein Fünftel des totalen Übersetzungsangebots ein.[145] Auch die Wereldbibliotheek schenkt dem deutschen Sprachgebiet zwischen 1946 und 1970 große Aufmerksamkeit, das Angebot aus dem Deutschen beträgt in den ersten fünfundzwanzig Jahren nach dem Krieg sogar mehr als ein Viertel des totalen Übersetzungsangebots der WB. In den achtziger Jahren verliert das deutsche Sprachgebiet im Übersetzungsangebot der Wereldbibliotheek jedoch an Bedeutung. Namentlich in den neunziger Jahren ist das Angebot aus dem Deutschen gering zu nennen, und auch Anfang des einundzwanzigsten Jahrhunderts beträgt die Zahl der Übersetzungen aus dem Deutschen kaum mehr als zehn Prozent des Übersetzungsangebots.

Der Rückgang des deutschen Angebots Ende der achtziger Jahre stimmt mit der allgemeinen Entwicklung auf dem niederländischen Büchermarkt überein, denn Heilbron zeigt auf, dass die Zahl der Übersetzungen aus dem Deutschen auf dem niederländischen Büchermarkt in den achtziger Jahren abnimmt.[146] Bis zum Jahre 1985 erlebt das Angebot aus dem Deutschen eine blühende Entwicklung, zwischen 1905 und 1984 beträgt das Angebot ungefähr ein Fünftel des totalen Übersetzungsangebots: Spitzenjahre, in denen das deutsche Angebot mehr als ein Drittel des totalen Angebots ausmacht, sind die Zeitabschnitte 1915-1919, 1920-1924, 1925-1929, 1940-1944, 1955-1959, 1960-1964 und 1980-1984. Schwerpunkt der für das deutsche Sprachgebiet erfolgreichen Jahre liegt demnach in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bis in die siebziger Jahre weiß das deutsche Sprachgebiet seine Position im Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek zu bewahren. Woraus lässt sich dies erklären?

Vor dem Zweiten Weltkrieg ist der Einfluss der angelsächsischen Kultur nicht so überwältigend als nach dem Krieg. Aus dieser Gegebenheit lässt sich erklären, dass die Übersetzungen aus dem Deutschen bis 1945 im Übersetzungsangebot der Wereldbibliotheek vorherrschen. Der Grund dafür, dass namentlich vor dem Krieg die Zahl der deutschen Übersetzungen groß ist, liegt zweitens darin, dass Nico van Suchtelen in diesen Jahren seinen Einfluss auf den Verlag ausübt. Van Suchtelen zeigt ein besonderes Interesse für die deutsche Kultur auf, was am Übersetzungsangebot erkennbar wird. Der Dichter, Pazifist und Humanist Van Suchtelen hat sich zwischen 1913 bis 1948 für die Wereldbibliotheek eingesetzt. Van Suchtelen ist ist stark vom Gedankengut Sigmund Freuds beeinflusst worden, was seine Übersetzung Het ik en de psychologie der massa (1924) aufzeigt. Van Suchtelen übersetzt für die Wereldbibliotheek weiterhin eine Reihe klassischer und moderner, literarischer Werke aus dem Deutschen. Er übersetzt die Schauspielstücke Kate van Heilbronn (1911) und Michael Kohlhaas (1940) von Von Kleist, Judith (1913), Herodes en Mariamne (1916) von Hebbel, De alpenkoning en den menschenhater (1913) von Raymund und De wevers (1913) von Hauptmann. Auch übersetzt er Werke von Goethe (Zielsverwanten, 1915, Faust II, 1920) und Heine (Ideeën: Het boek Le Grand, 1918). Die Arbeit an der Übersetzung des Faust II hat Van Suchtelen jahrelang beschäftigt und bildet zusammen mit Spinoza’s Ethica das einzige Werk, das heutzutage noch lieferbar ist. In den Jahren 1940 bis 1944 veröffentlicht die Wereldbibliotheek namentlich ursprüngliche Titel; Sie nehmen achtzig Prozent des Verlagsprogramms ein. Betreffs der Übersetzungen ist jedoch das deutsche Sprachgebiet mit Klassikern am besten vertreten, was vor dem Hintergrund der deutschen Besatzung der Niederlande erklärbar ist. Für die Erklärung der hohen Zahl deutscher Übersetzungen zwischen 1955 und 1959 muss die allgemeine Ausrichtung auf das deutsche Sprachgebiet in den Niederlanden in Rücksicht genommen werden. Darüber gibt Hans Elema in seiner Doktorarbeit Literarischer Erfolg in sechzig Jahren Aufschluss.[147] Elema behauptet, dass nach dem Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden eine Abneigung gegen deutsche Literatur besteht. Diese Haltung ändert sich erst in den fünfziger Jahren, in denen die Werke neuer, deutscher Autoren wieder veröffentlicht werden können. In den fünfziger Jahren entstehe nach Elema in den Niederlanden also ein allgemeiner Aufschwung des Interesses für die deutsche Literatur, woraus sich die größere Zahl der Übersetzungen aus dem Deutschen zwischen 1955 und 1959 erklären lässt.[148]

Auffallend ist, dass zwischen 1945 und 1949 der Wereldbibliotheek im Gegensatz zur allgemeinen Haltung in den Niederlanden keine deutliche Abkehr vom deutschen Sprachgebiet zugeschrieben werden kann, denn die Übersetzungen aus dem Deutschen machen zwischen 1945 und 1949 sogar ein Viertel des totalen Übersetzungsangebots aus. Dieser große Anteil ist erneut auf das Interesse von Van Suchtelen für die deutsche Kultur zurückzuführen, der bis 1949 seinen Einfluss ausübt.

Eine Erklärung für die abnehmende Bedeutung des deutschen Sprachgebiets im Übersetzungsangebot der Wereldbibliotheek ab 1985 ist dem abnehmenden Interesse auf dem Büchermarkt für das deutsche Sprachgebiet zuzuschreiben. Nach 1985 gewinnen andere Sprachgebiete an Bedeutung: Namentlich das Italienisch und Spanisch, aber auch das Tschechisch, Hebräisch, Portugiesisch, Ungarisch und Finnisch.

 

Übrige Sprachen

Neben dem Deutschen und Englischen haben das Französisch, Russisch, Italienisch und Spanisch das Übersetzungsangebot der Wereldbibliotheek besonders geprägt und prägen es heute noch. Die Entwicklung des Französischen, Russischen, Italienischen und Spanischen im Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek stellt Figur 4 graphisch dar:

 

Figur 4 Relatives Gewicht des französischen, russischen, italienischen und spanischen Sprachgebiets im totalen Übersetzungsangebots (=100%) der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004

 

Aus den Tabellen 3a und 3b und Figur 4 ergibt sich, dass das französische Sprachgebiet die ganze Periode hindurch von Bedeutung gewesen ist. Das Französisch nimmt einen relativ stabilen Platz im Verlagsprogramm ein, wobei nur in den siebziger Jahren französische Übersetzungen im Verlagsprogramm fehlen. Die stabile Position des Französischen entspricht der allgemeinen Lage des Französischen auf dem niederländischen Büchermarkt, wie Johan Heilbron und Sandra van Voorst aufzeigen.[149] Die Bedeutung des russischen Sprachgebiets ist mit dem französischen Sprachgebiet zu vergleichen, wobei vermerkt werden muss, dass der russische Anteil eine größere Unregelmäßigkeit aufweist, denn in verschiedenen Perioden ballen die Ausgaben sich zusammen (in den Zeitabschnitten 1905-1909 und 1930-1934 und auch Ende des 20. Jahrhunderts: Zwischen 1985 und 1994). Der Anteil des russischen Sprachgebiets ist auf der ganzen Linie trotzdem von Gewicht. Die italienischen und spanischen Sprachgebiete weisen ein gemeinsames Merkmal auf, nämlich ein deutlich zunehmendes Gewicht ab 1985. Dies heißt, dass die Zunahme der Übersetzungen aus dem Italienischen und Spanischen sich seit der Übernahme der Wereldbibliotheek durch Joos Kat ereignet. Unter dem Direktorat von Joos Kat werden diesen neuen Sprachgebieten besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die besondere Aufmerksamkeit für das Italienisch und Spanisch führt dazu, dass die ‚alten’ Sprachgebiete, das Deutsch und Englisch, im Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek weniger von Gewicht werden.

Schließlich haben ‚kleinere’ Sprachgebiete das Verlagsprogramm mit geprägt: Das Norwegisch, Lateinisch, Griechisch, Tschechisch, Ungarisch, Schwedisch, Hebräisch, Polnisch und Portugiesisch. Griechische Übersetzungen sind hauptsächlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vertreten. Das lateinische Sprachgebiet hat eine breitere Wirkung, denn Übersetzungen aus dem Lateinischen kommen bis in die neunziger Jahre vor. Das Ungarisch hat eine Wirkung, die sich über das ganze Jahrhundert erstreckt. Die Übersetzungen aus dem Ungarischen erscheinen jedoch mit großen Zwischenräumen. Fünf ungarische Übersetzungen Anfang des 21. Jahrhunderts dürfen nicht unerwähnt bleiben. Übersetzungen aus dem Schwedischen erscheinen namentlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aber auch Anfang des 21. Jahrhunderts gibt die WB erneut zwei  Übersetzungen aus dem Schwedischen heraus. Der Schwerpunkt der Übersetzungen aus dem Hebräischen liegt in den neunziger Jahren und in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts. Übersetzungen aus dem Polnischen sind namentlich zwischen 1953 und 1964 erschienen, während auch in den neunziger Jahren noch drei ursprünglich polnische Werke ausgegeben werden. Der Schwerpunkt der Übersetzungen aus dem Portugiesischen liegt in den neunziger Jahren. Dies entspricht dem zunehmenden Interesse der WB Ende des 20. Jahrhunderts für die zwei anderen großen romanischen Sprachen: Das Italienisch und Spanisch. Die chilenische Schriftstellerin Isabel Allende und der italienische Autor Alberto Moravia verleihen mit ihrem Oeuvre dem Verlagsprogramm der WB eine besondere Charakteristik.

 

 

4.3. Schluss

 

Die vorhergehende Analyse des Titelangebots der Wereldbibliotheek auf das Übersetzungsangebot hin gibt über die internationale Ausrichtung der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004 Aufschluss. Die Ausrichtung der Wereldibliotheek wurde vor dem Hintergrund der niederländischen Ausrichtung auf die internationale Kultur im 20. Jahrhundert betrachtet. Die Entwicklungen nach 1945 (der sich erweiternde Büchermarkt, Internationalisierung, Angloamerikanisierung) haben sich auch für die Wereldbibliotheek geltend gemacht, denn nach dem Zweiten Weltkrieg steigt die Ausgabenzahl, vergrößert sich das Übersetzungsangebot und wird das englische Sprachgebiet bedeutsamer. Auf diese drei Entwicklungen wird im Folgenden näher eingegangen.

Erweiterung des Büchermarkts: Die Ausgabenzahl der Wereldbibliotheek weist bis 1955 eine steigende Linie auf (nur die Jahre 1940 bis 1945 weichen von diesem Bild ab, aber dies ist wegen der Kriegssituation verständlich). Um 1955 findet für die Wereldbibliotheek ein Umschlag statt, denn die Ausgabenzahl nimmt ab, während der allgemeine Büchermarkt in den Niederlanden eine blühende Entwicklung aufzeigt. Die Ursache für den Rückgang der Wereldbibliotheek liegt darin, dass die WB nach den anregenden Epochen unter Simons und Van Suchtelen unter der Führung von Winterink den Wettbewerb mit anderen Verlagen und den aufkommenden kommerziellen Buchgemeinschaften verliert. Die Führung der WB greift den schnellen Entwicklungen im Bücherfach ungenügend vor, weil sie die Bedeutung des billigen Taschenbuchs unterschätzt.

Internationalisierung: Das Übersetzungsangebot der Wereldbibliotheek deckt eine deutliche Entwicklung auf. Das Angebot an Übersetzungen wird größer und seit den sechziger Jahren überwiegen die Übersetzungen im Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek. Diese Entwicklung stimmt mit der festgestellten Internationalisierung der niederländischen Kultur im Allgemeinen, und besonders des Büchermarkts, überein.

Angloamerikanisierung: Die wichtigsten Sprachgebiete, aus denen die Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004 schöpft, betreffen das Englisch, Deutsch, Französisch, Russisch, Italienisch und Spanisch. Das Gewicht der Sprachgebiete verlagert sich im Laufe des 20. Jahrhunderts. Namentlich die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts herrschen das Englisch, Deutsch und Französisch im Übersetzungsangebot vor, was der allgemeinen Lage auf dem niederländischen Büchermarkt entspricht, denn das Englisch, Deutsch und Französisch bilden die traditionell wichtigsten Sprachgebiete. Die Wereldbibliotheek zeigt namentlich vor dem Zweiten Weltkrieg eine besondere Ausrichtung auf die deutsche Kultur auf. Das deutsche Sprachgebiet kann eine besondere Position im Übersetzungsangebot einnehmen, weil die Hegemonie des Englischen sich erst nach 1945 wirklich durchsetzt. Weiterhin ist die große Zahl der Übersetzungen aus dem Deutschen vor 1945 dem Interesse des WB-Direktors Nico van Suchtelen für die deutsche Kultur zuzuschreiben. Das zunehmende Interesse für die angloamerikanische Kultur nach 1945 in den Niederlanden trifft auch für die Wereldbibliotheek zu, denn das Übersetzungsangebot weist eine zunehmende Zahl Übersetzungen aus dem Englischen auf. Ende des 20. Jahrhunderts, nach der Übernahme der Wereldbibliohteek von Joos Kat, verlagert sich das Gewicht der verschiedenen Sprachgebiete im Verlagsprogramm. Die absolute Überlegenheit des englischen Sprachgebiets im Übersetzungsangebot auf dem niederländischen Büchermarkt Ende des 20. Jahrhunderts (zwei Drittel der Übersetzungen stammt aus dem Englischen) macht sich nicht für die Wereldbibliotheek geltend, denn das Englisch verliert ihre dominante Position im Übersetzungsangebot. Seit Ende der achtziger Jahre verliert auch das deutsche Sprachgebiet im Übersetzungsangebot der WB an Bedeutung. Das abnehmende Gewicht des Englischen und Deutschen im Übersetzungsangebot der Wereldbibliotheek geht mit einem zunehmenden Interesse der WB-Redaktion für die romanischen und anderen ‚kleineren’ Sprachgebiete einher. Namentlich das Italienisch, Spanisch und Portugiesisch herrschen unter der Führung von Joos Kat im Übersetzungsangebot der WB vor. Daneben sind das Tschechisch, Ungarisch, Hebräisch und Finnisch im Übersetzungsangebot von Gewicht. Im Übersetzungsangebot der WB findet mithin nach 1945 eine Verlagerung zugunsten des angloamerikanischen Sprachgebiets und ab 1986 eine Verlagerung zugunsten der romanischen Sprachgebiete statt. Diese Entwicklung führt ein abnehmendes Interesse für die ‚traditionellen’ Sprachgebiete herbei. Die Wereldbibliotheek muss sich als kleiner Verlag anderen Sprachgebieten als die großen Verlage widmen, weil für englische Ausgaben hohe Vorschüsse gezahlt werden müssen. Diese hohe Vorschüsse sind für kleine Verlage kaum aufzubringen. Außerdem hat das Interesse für deutsche Literatur auf dem niederländischen Büchermarkt abgenommen. Kleine Verlage wie die Wereldbibliotheek müssen ihre internationale Ausrichtung deswegen auf kleinere Sprachgebiete verlegen und die Teile des Büchermarkt bedienen, die von den großen Verlagen unbeachtet bleiben.

 

 

5. Die Wereldbibliotheek und die ursprünglich deutschen  Ausgaben

 

5.1. Allgemeine Verbreitung ursprünglich deutscher Ausgaben in den Niederlanden

 

Das Übersetzungsangebot aus dem Deutschen der Wereldbibliotheek wird vor dem Hintergrund der allgemeinen Verbreitung deutscher Literatur in den Niederlanden betrachtet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind zwei Studien zur allgemeinen Verbreitung deutscher Übersetzungen in den Niederlanden erschienen. Zunächst handelt es sich um eine Studie zur Rezeption deutscher Literatur in den Niederlanden von Paul Buurman: Duitse literatuur in de Nederlandse dagbladpers 1930-1955: Een historisch-documentair receptie-onderzoek (1996).[150] Paul Buurman erforscht die niederländische Tagespresse zwischen 1930 und 1955. In der Studie dreht es sich um die Frage nach dem Einfluss der deutschen Besatzung der Niederlande auf die Weise, in der in den Niederlanden nach 1945 die deutsche Literatur gelesen und bewertet wurde. Buurman hat seine Forschung anhand von Rezensionen aus vier niederländischen Zeitungen, nämlich Het Volk/Het Vrije Volk, De Tijd, De Standaard Trouw und Nieuwe Rotterdamsche Courant (NRC), durchgeführt. Buurman teilt die Periode in drei Zeitabschnitte auf: 1930-1940, 1940-1945 und 1945-1955, listet die von den Literaturkritikern in den Zeitungen besprochenen Autoren pro Zeitung pro Periode auf und nummeriert die Autoren. Je höher die Autoren auf der Liste rangieren, desto öfter sind sie von der Literaturkritik beachtet gewesen. Weiterhin unterscheidet Buurman zwischen zeitgenössischen und nichtzeitgenössischen Autoren. Ich werde pro Zeitabschnitt darstellen, welchen Autoren, für die die Wereldbibliotheek sich einsetzt, von der Literaturkritik in den genannten Zeitungen zwischen 1930 und 1955 Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Zwischen 1930 und 1940 werden in den genannten Zeitungen eine Anzahl Autoren besprochen, für die die Wereldbibliotheek sich eingesetzt hat. Es handelt sich in alphabetischer Reihenfolge um Alice Berend, Johann Wolfgang von Goethe, Gerhart Hauptmann, Heinrich Hauser, Heinrich von Kleist, Karl Kreisler, Andreas Latzko, Ernst Löhndorff, Thoman Mann, Arthur Schnitzler, Wilhelm Speyer, Hellmuth Unger, Jakob Wassermann und Stefan Zweig. Als nichtzeitgenössisch bezeichnet Buurman Goethe und Kleist. Die Mehrzahl dieser Autoren kommt in mehreren Zeitungen vor, namentlich Goethe und Wassermann kommen oft vor. Autoren die außerdem mehrmals an einer hohen Stelle auf der Liste rangieren sind Goethe, Hauptmann, Kleist, Latzko, Th. Mann, Speyer, Wassermann, Zahn und Zweig.

Die zweite Periode (1940 bis 1945) bildet die Besatzungszeit. Auffallend ist, dass die deutschen Autoren, um welche die WB sich bemüht, in diesen Jahren namentlich in den Listen der nichtzeitgenössischen Autoren zurückzufinden sind. Die Autoren, die in einer oder in mehreren Zeitungen besprochen werden, sind Johann Wolfgang von Goethe, Franz Grillparzer, Friedrich Hölderlin, Heinrich von Kleist, Eduard Mörike und Friedrich Nietzsche. Von diesen Schriftstellern ordnet Buurman nur Nietzsche der zeitgenössischen Literatur zu. Die Werke von Goethe, Grillparzer und Kleist werden am öftesten unter die Lupe genommen. Namentlich Goethe rangiert auf den Listen ständig an einer hohen Stelle, er ist der am meisten besprochene nichtzeitgenössische Schriftsteller in den Kriegsjahren.

Die letzte von Paul Buurman untersuchte Periode betrifft die Periode 1945 bis 1955. Die Literaturkritiker der genannten Zeitungen beschäftigen sich mit den Werken folgender Autoren: Johann Wolfgang von Goethe (er is wie erwähnt immer dabei), Leonhard Frank, Heinrich Heine, Franz Kafka, Andreas Latzko, Ernst Löhndorff, Heinrich Mann, Thomas Mann, Kurt Tucholsky, Franz Werfel und Stefan Zweig. Die Auflistung zeigt auf, dass wiederum jüdische, sozialistische und antifaschistische Namen auftauchen. Von diesen Autoren deutet Buurman Goethe und Heine als nichtzeitgenössisch an. Über Goethe, Th. Mann und Werfel berichten alle Zeitungen in diesen Jahren. Von den Autoren, die in dieser Periode vermerkt worden sind, erhalten Goethe, Kafka, Th. Mann und Werfel besonders große Aufmerksamkeit, denn sie werden außerdem in allen Listen hoch eingestuft.

Neben Paul Buurman erscheint von Hans Elema 1973 eine Studie zur Rezeption Übersetzungen aus dem Deutschen in den Niederlanden.[151] Elema beschreibt die belletristischen Werke, die zwischen 1900 und 1960 aus dem Deutschen ins Niederländische übersetzt wurden. Elema’s Urteil fällt nicht sehr positiv aus. Seine negative Bewertung basiert auf einer umfassenden Forschung.

Elema hat für die ersten sechzig Jahre des 20. Jahrhunderts alle veröffentlichten Übersetzungen aus dem Deutschen den unterschiedlichen Verlagen zugeordnet und die Zahlen in einer Tafel aufgelistet. Somit verschafft Elema eine Übersicht über die Ausrichtung der niederländischen Verlage auf das deutsche Sprachgebiet. Die Liste zählt 158 Verlage, wobei die Wereldbibliotheek an vierter Stelle rangiert. Die Wereldbibliotheek muss also nur drei Verlagen den Vortritt lassen: Die Zuid-Hollandsche Uitgeversmaatschappij, J.T. Swartsenburg und A.W. Bruna en Zoon. Die Liste zeigt, dass die Wereldbibliotheek zumindest zwischen 1900 und 1960 stark auf das deutsche Sprachgebiet ausgerichtet ist.

Elema hat berechnet, dass zwischen 1900 und 1960 die Unterhaltungsliteratur das Übersetungsangebot aus dem Deutschen dominiert. Diese Gegebenheit ist nicht verwunderlich, weil das niederländische Leserpublikum nach Elema im Allgemeinen hauptsächlich Unterhaltungsliteratur bevorzugt, was er als „wenig erfreulich“ betrachtet. [152] Elema listet die fünfzig in den Niederlanden meistübersetzten, deutschen Schriftsteller auf:

 

Tabelle 4 Die zwischen 1900 und 1960 meistübersetzten deutschen Schriftsteller in den Niederlanden. Autoren, für welche die WB sich eingesetzt hat, werden hervorgehoben [153]

Name

Werke

Hedwig Courths-Mahler

126

Friede Birkner

40

Clara Viebig

31 (WB, 1 Werk)

Margarete Elzer

30

Ernst Zahn

27 (WB, 20 Werke)

Nath. Von Eschstruth

27

Gert Rothberg

24

Elis. von Maltzahn

22

Marie Diers

21

Rudolf Stratz

20

Vicki Baum

19

Erich Kästner

19

Peter Rosegger

19 (WB, 1 Werk)

Edw. Stilgebauer

19

Anny von Panhuys

19

Stefan Zweig

17 (WB, 5 Werke)

Jakob Wassermann

16 (WB, 4 Werke)

Käthe Papke

16

Annemarie Land

16

Olga Wohlbrück

16

Elis. Werner

15

Johann W. Von Goethe

14 (WB, 8 Werke)

Gustav Frenssen

15

Rudolf Herzog

15

Wilh. Heimburg

14

Thomas Mann

13 (WB, 2 Werke)

Hans Fallada

13

Rainer Maria Rilke

12 (WB, 1 Werk)

Andreas Latzko

12 (WB, 6 Werke)

Arthur Schnitzler

12 (WB, 5 Werke)

Hermann Löns

12

Ida Boy-Ed

12

Paul Hain

12

Alfred Schirokauer

12

Felix Dahn

11

Bernhard Kellermann

11 (WB, 1 Werk)

Hans Dominik

11

E. Marlitt

11

Hans Hellmut Kirst

10

Ernst Wiechert

10

Lion Feuchtwanger

10

Franz Werfel

10 (WB, 2 Werke)

M.v.O. (Oertzen)

10

Hans Heuer

10

Theodor Plievier

9

Franz Kafka

9 (WB, 1 Werk)

Richard Voß

9

M. Rüdiger

9

Ben Traven

9 (WB, 2 Werke)

Felix Salten

9

 

Die Liste enthält sowohl Unterhaltungsschriftsteller als auch Schriftsteller, die ‚höheren’ Kunstformen zuzuordnen sind. Aus der Aufzählung ergibt sich, dass die Wereldbibliotheek zwischen 1900 und 1960 künstlerisch bedeutenden Autoren besondere Aufmerksamkeit schenkt. Unter den fünfzig Schriftstellern zählt Elema sechzehn künstlerisch bedeutsame Autoren: Fallada, Feuchtwanger, Goethe, Kafka, Kästner, Kellermann, Löns, Th. Mann, Plievier, Rilke, Schnitzler, Traven, Wassermann, Werfel, Wiechert und Zweig.[154] Von diesen sechzehn Autoren, sind zehn Autoren im Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek vertreten, nämlich Goethe, Kafka, Kellermann, Th. Mann, Rilke, Schnitzler, Traven, Wassermann, Werfel und Zweig. Dies bedeutet, dass die Wereldbibliotheek sich für mehr als die Hälfte dieser künstlerisch bedeutsamen Autoren eingesetzt hat, was sich als einen erheblichen Einfluss betrachten lässt. Elema bestätigt explizit, dass die Wereldbibliotheek literarisch „auf einem höheren künstlerischen Niveau“ tätig sei.[155] Er bezeichnet die Wereldbibliotheek als einen „humanistischen“ Verlag und meint damit, dass der Verlag die Freiheit des Autors und das künstlerische Niveau hoch bewertet.[156]

 

 

5.2. Übersetzungen aus dem Deutschen im Übersetzungsangebot der WB

 

Um die urpsrünglich deutschen Ausgaben der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004 und ihre Wirkung charakterisieren zu können, wird es einer näheren Analyse unterzogen. Mittels dieser Analyse wird die Ausrichtung der Wereldbibliotheek und ihres Leserpublikums auf die deutsche Kultur näher spezifiziert.

Die Analyse fällt in zwei Teile auseinander. Erstens wird im Paragraphen 5.2.1. die Charakteristik des Übersetzungsangebots untersucht.[157] Die Analyse des Übersetzungsangebots erfolgt anhand von Oeuvres. Ab zwei Werken wird ein Autor als Oeuvreautor angesehen. Wenn ein Verlag einem Autor ermöglicht, ein Oeuvre aufzubauen, bedeutet dies, dass der Verlag die Leistung des jeweiligen Autors aus irgendwelchem Grunde besonders schätzt. Außerdem haben Oeuvres das Übersetzungsangebot großenteils geprägt.[158] Das Interesse der Leser aufzudecken werde ich anhand von Verkaufzahlen bestimmen. Werke, die gut vermarktet worden sind, werden einer näheren Analyse unterzogen. Zweitens werden die meistverkauften Ausgaben aus dem Deutschen im Paragraphen 5.2.2. erforscht, um die Vorzüge des WB-Leserpublikums aufzudecken. Unter ‚meistverkauften’ Ausgaben verstehe ich alle Werke, die mehr als 10.000 Mal verkauft wurden.

Die Oeuvres werden auf folgende Merkmale hin untersucht: Gattung (1), literarische Strömung/Wissensgebiet (2), Kontemporärität (3) und literarisches oder wissenschaftliches Niveau (4). Die Ausarbeitung dieser vier Merkmale wird Klarheit über die Ausrichtung der Wereldbibliotheek auf die deutsche Kultur verschaffen. Die meistverkauften Ausgaben werden auf die literarische Strömung/Wissensgebiet (2) und literarisches oder wissenschaftliches Niveau (4) hin erforscht. Diese zwei Merkmale decken die Wirkung der Ausgaben auf das Leserpublikum auf, weil sowohl Inhalt als Niveau der Ausgaben beleuchtet werden.

Betreffs der Gattungen (1) im Übersetzungsangebot unterscheide ich zunächst zwischen Fiktion und Nichtfiktion. Diese Einteilung ist in der wissenschaftlichen Forschung nach Verlagen geläufig. Sowohl Frank de Glas als auch Sandra van Voorst unterscheiden zwischen Fiktion und Nichtfiktion.[159] Zweitens ist eine weitere Einteilung der Fiktion nach Epik, Lyrik, Drama und Nichtfiktion relevant. Nach Hans Elema dominiert die Epik in der aus dem Deutschen übersetzten Fiktion zwischen 1900 und 1960, während Drama und Lyrik an bzw. zweiter und dritter Stelle rangieren. Namentlich deutsche Lyrik ist nach Elema zwischen 1900 und 1960 sehr wenig ins Niederländische übersetzt worden.[160] Ich werde erforschen, wie die Verhältnisse zwischen den Gattungen für die von der WB ausgegebenen Übersetzungen aus dem Deutschen aussehen, und die Verhältnisse mit den von Elema festgestellten Ergebnissen vergleichen. Die Einteilung nach Fiktion und Nichtfiktion wird aufdecken, ob im Übersetzungsangebot das literarische oder eher das wissenschaftliche Segment vorherrscht. Betreffs der Fiktion werde ich weiterhin die literarischen Strömungen (2), die im Übersetzungsangebot vorherrschen, unter die Lupe nehmen. Was die Nichtfiktion anbelangt,  beleuchte ich das Wissensgebiet der Ausgaben (2).

Um die Kontemporärität (3) der Übersetzungen aus dem Deutschen aufzudecken, werde ich einen Unterschied zwischen zeitgenössischen und nichtzeitgenössischen Ausgaben machen. De Glas und Van Voorst führen diese Einteilung in ihren Studien ebenfalls durch. Als Grenze hantiere ich das Jahr 1900. Dies bedeutet, dass ein Werk, das ursprünglich vor 1900 erschienen ist, als ‚nichtzeitgenössisch’ bezeichnet wird, während nach 1900 erschienene Werke als ‚zeitgenössisch’ charakterisiert werden. Diese Einteilung ist für die vorliegende Forschung von Bedeutung, weil die Wereldbibliotheek sich im Grundsatzprogramm die Ausgabe klassischer Werke zum Ziel gesetzt hat. Die Frage ist, bis wann dieses Streben aktuell geblieben ist. Außerdem verfügt die deutsche Kultur über große Dichter und Denker (Deutschland wird nicht umsonst in den Niederlanden das Land ‚der Dichter und Denker’ genannt), und möchte ich die Frage beantworten, in wieweit die großen Dichter und Philosophen aus der deutschen Vergangenheit das Übersetzungsangebot prägen.

Schließlich werde ich auf das literarische und wissenschaftliche  Niveau (4) der Übersetzungen eingehen. Die Einteilung nach literarischem oder wissenschaftlichem Niveau basiert auf einer in den Anhang unter dem Titel „Schriftstellerporträts“ aufgenommenen Analyse. Die Frage nach dem literarischen Niveau bezieht sich auf den Bereich der Fiktion, während die Frage nach dem wissenschaftlichen Niveau den Bereich der Nichtfiktion anbelangt. Was das literarische Niveau angeht, unterscheide ich zwischen Dichtung, besserer Unterhaltungsliteratur und Unterhaltungsliteratur.[161] Bezüglich des wissenschaftlichen Niveaus unterscheide ich zwischen wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Ausgaben.[162] Ich werde für jede Kategorie ein Beispiel geben. Unter Dichtung verstehe ich z.B. das Werk von Th. Mann, das in jeder Literaturgeschichte vorkommt; die Bezeichnung bessere Unterhaltungsliteratur beziehe ich auf Zahn, der nicht in den Literaturgeschichten vorkommt, aber trotzdem ein großer Erzähler genannt werden kann; Die Abenteuergeschichten von Michalewsky werden der Unterhaltungsliteratur zugerechnet. Unter einem wissenschaftlichen Werk verstehe ich z.B. das Werk des großen deutschen Philosophen Schopenhauer, der philosophisch-wissenschaftliche Werke geschrieben hat, während das Werk von Ziegler sich als populärwissenschafltich bezeichnen lässt, weil er auf ein allgemeines Publikum ausgerichtet ist.  Das überwiegende literarische und wissenschaftliche Niveau des Übersetzungsangebots gibt Klarheit über die Ebene der deutschen Kultur, auf die die Wereldbibliotheek und ihr Leserpublikum ausgerichtet (gewesen) sind.

 

5.2.1. Übersetzungen aus dem Deutschen

 

In Tabelle 5 sind die im Übersetzungsangebot aufgebauten Oeuvres aufgelistet. Insgesamt kommen zwischen 1905 und 2004 im Übersetzungsangebot der Wereldbibliotheek neununddreißig deutschsprachige Oeuvreautoren vor: [163]

 

Tabelle 5 Das Oeuvreangebot aus dem Deutschen der WB zwischen 1905 und 2004

Autor

Oeuvre

Zahn

20

Goethe

13

Michalewski

11

Brüder Grimm, Zweig

7

Künkel, Latzko

6

Freud, Schnitzler, Wassermann

5

Hartmann, Löhndorff, Schopenhauer

4

Baumann, Grün, Hauptmann, Hebbel, Hedin, E.T.A. Hoffmann, Prellwitz, Unger

3

Andersch, Franck, Glaser, Günther, Hauff, Heine, Holst, Kegel, Kesten, Kleist, Lenz, Mann, Moshage, Novalis, Schnurre, Traven, Werfel, Ziegler

2

 

Die Liste deckt auf, dass im Laufe der Zeit drei wirklich große Oeuvres entstanden sind, nämlich die Oeuvres von Zahn, Goethe und Michalewsky. Daneben sind noch 36 kleinere Oeuvres aufgebaut worden.

Nicht nur Autoren, sondern auch Übersetzer sind für die Ausgaben aus dem Deutschen verantwortlich (gewesen). Insgesamt haben 141 verschiedene Übersetzer für die Wereldbibliotheek gearbeitet, unter denen es 46 Übersetzer gibt, die mehr als ein Werk übersetzt haben. Die Mehrzahl der Übersetzer übersetzt demnach nur ein Werk. Die Übersetzer Nico van Suchtelen (1878-1949), Anna van Gogh-Kaulbach (1869-1960), Alex Adema (1894-1969), Willy Wielek-Berg (1919-2004) und Martha van Eeden-van Vloten (1856-1943) haben die meisten von der WB ausgegebenen Werke aus dem Deutschen ins Niederländische übersetzt, es handelt sich um bzw. 24, 14, 9, 9 und 8 übersetzte Werke.[164]

 

Gattungen (1)

Die Fiktion macht zwischen 1905 und 2004 durchschnittlich 77 Prozent des Übersetzungsangebots aus und überwiegt demnach stark. Die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Fiktion und Nichtfiktion im Laufe der Zeit sieht folgendermaßen aus:

 

Figur 5 Verhältnis zwischen Fiktion und Nichtfiktion im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen der Wereldbibliotheek  zwischen 1905 und 2004, in absoluten Zahlen ausgedrückt

 

Aus Figur 5 geht hervor, dass die Fiktion fast in jedem Zeitabschnitt der Nichtfiktion überlegen gewesen ist, wobei nur die Zeitabschnitte 1950-1954, 1985-1989, 1990-1994 und 1995-1999 von diesem Bild abweichen. Für die Dominanz der Nichtfiktion in den Jahren 1950 bis 1954 sind psychologische Werke von Sigmund Freud und Fritz Künkel verantwortlich; Zwischen 1985 und 1999 ist die Dominanz der Nichfiktion auf die Ausgabe des Oeuvre des Philosophen Schopenhauer zurückzuführen.

In der von Van Voorst untersuchten Periode 1946 bis 1970 ist die übersetzte Fiktion aus dem Deutschen der übersetzten Nichtfiktion unterlegen.[165] Heilbron deckt außerdem auf, dass im Jahre 1990 namentlich deutsche Nichtfiktion ins Niederländische übersetzt wurde.[166] Obschon Van Voorst und Heilbron sich nicht auf das ganze 20. Jahrhundert beziehen, kann aus Figur 5 gefolgert werden, dass die WB sich hauptsächlich um deutsche Fiktion bemüht und wegen der Vorherrschaft der belletristischen Werke sich als literarischer Verlag bezeichnen lässt. Im Folgenden wird deutlich werden, ob die Wereldbibliotheek sich als Verleger von Dichtung oder Unterhaltungsliteratur bezeichnen lässt.

Die Einteilung nach den Gattungen Epik, Lyrik, Drama und Nichtfiktion vermittelt weiterhin folgendes Bild:

 

Figur 6 Verhältnis zwischen den verschiedenen Gattungen im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004, in absoluten Zahlen ausgedrückt

 

Aus Figur 6 geht ganz deutlich hervor, dass die Epik im Übersetzungsangebot vorherrscht. An zweiter Stelle rangieren die Werke aus dem Bereich der Nichtfiktion, während Dramen und Lyrik nur von geringer Bedeutung sind.[167] Die Dominanz der Epik im Übersetzungsangebot ist nicht verwunderlich, weil auf dem literarischen Markt Prosawerke überwiegen. Wie erwähnt, herrscht nach Elema die Epik in der aus dem Deutschen übersetzten Fiktion zwischen 1900 und 1960 vor. Das geringe Gewicht der Lyrik im deutschen Übersetzungsangebot entspricht dem allgemeinen Sachverhalt auf dem niederländischen Büchermarkt, denn Hans Elema hat, wie schon erwähnt, in seiner Schrift dargestellt, dass die deutsche Lyrik im Allgemeinen sehr wenig ins Niederländische übersetzt wurde. Die Vorherrschaft der Epik macht sich demnach auch für die Wereldbibliotheek geltend.

Die Wereldbibliotheek wurde mit dem Ziel gegründet, eine neue Lesergruppe, die nicht an der Lesekultur teilhatte, zu erreichen. Da epische Werke zugänglicher als Gedichte sind, ist die Dominanz der Prosawerke abermals verständlich. Die 23 dramatischen Werke im Übersetzungsangebot stammen von 11 großenteils großen Dichtern, nämlich Borchert, Goethe, Hauptmann, Hebbel, Kleist, Lessing, Prellwitz, Raimund, Schlaikjer, Schnitzler und Unger. Lyrische Werke, die von der Wereldbibliotheek herausgegeben werden, sind Duitsland een wintersprookje von Heine (1955), De lotgevallen van Prins moedgevat en Roosmarijn en van hun lieve ezelkijn (1957) von Heinrich Hoffmann und Fragmenten van Gedichten von Johann Christian Günther (1965). Das Werk von Hoffmann betrifft eine ‚Reimerzählung’ für Kinder, während Günther und Heine als klassische Dichter zu bezeichnen sind. Die lyrischen Werke sind übrigens wenig erfolgreich gewesen.

 

Literarische Strömungen und Wissensgebiete (2)

Die Figuren 7a und 7b geben Aufschluss über die literarischen Strömungen, auf welche die Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004 ausgerichtet ist. Die Figuren basieren auf einer in den Anhang aufgenommenen Analyse der verschiedenen Oeuvreautoren.[168]

 

Figur 7a Im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen der Wereldbibliotheek vorkommende literarische Strömungen zwischen 1905 und 2004, in absoluten Zahlen ausgedrückt

 

Figur 7b Im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen der Wereldbibliotheek vorkommende literarische Strömungen zwischen 1905 und 2004 anhand von den Stichjahren 1910-1914, 1920-1924, 1930-1934, 1940-1944, 1950-1954, 1960-1964, 1970-1974, 1980-1984, 1990-1994 und 2000-2004, in absoluten Zahlen ausgedrückt[169]

 

Die wichtigsten literarischen Strömungen im Übersetzungsangebot sind die ‚Klassiker’, die Heimatdichtung, die Neuromantik und der Impressionismus,  die Gruppen 47 und 61 und die Literatur nach 1989 gewesen. Die literarischen Strömungen der Klassik und Romantik sind mit der Bezeichnung ‚Klassiker’ zusammengenommen, weil in der vorliegenden Forschung nicht so sehr der Unterschied zwischen Klassik und Romantik wichtig ist, sondern vielmehr der Unterschied zwischen den klassischen (daher ‚Klassiker’) und den zeitgenössischen literarischen Strömungen. Überdies kombiniert auch Beutin Klassik und Romantik und nennt diese Periode der deutschen Literaturgeschichte „Kunstepoche“.[170]

Aus Figur 7 wird ersichtlich, dass das Gewicht der verschiedenen Strömungen im Übersetzungsangebot sich im Laufe der Zeit entwickelt. Der Schwerpunkt der verschiedenen Strömungen verlagert sich von den ‚Klassikern’ und der Heimatdichtung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts über die Neuromantik und den Impressionismus bis zur Gegenwartsliteratur hin.

Die Klassiker sind hauptsächlich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs von Bedeutung. Die Dominanz der Klassiker in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg entspricht dem Anfangsstreben der Wereldbibliotheek, Klassiker der Weltliteratur zu bringen. Klassische Dichter im deutschen Übersetzungsangebot sind Johann Wolfgang von Goethe, die Brüder Grimm, Wilhelm Hauff, Friedrich Hebbel, Heinrich Heine, E.T.A. Hoffmann, Heinrich von Kleist und Novalis. Die absolute Überlegenheit der Klassiker in den Kriegsjahren ist darauf zurückzuführen, dass der Besatzer neben propagandistischer Literatur nur die Ausgabe klassischer Texte gestattet.

Die Vorherrschaft der Heimatdichtung bis zum Zweiten Weltkrieg deckt den Einfluss des Verlagsautors Ernst Zahn auf, der namentlich vor dem Zweiten Weltkrieg das Verlagsprogramm geprägt hat. Das Interesse für die Heimatkunst in den Niederlanden währt bis zum Zweiten Weltkrieg. Nach 1945 verschwindet diese Strömung in den Niederlanden, weil die Niederländer sich gegen die Heimatkunst wenden. Die Vereinnahmung der Heimatdichtung vom Nationalsozialismus und damit zusammenhängende Radikalisierung der Gattung geht den Niederländern gegen den Strich.[171] Auch die Wereldbibliotheek veröffentlicht nach dem Zweiten Weltkrieg keine neuen Werke von Zahn (1933 erscheint die letzte Neuausgabe), was also der allgemeinen Haltung in den Niederlanden zugeschrieben werden kann.

Obschon die Klassiker und Heimatdichtung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Übersetzungsangebot prominent sind, werden sie schon in den dreißiger Jahren von anderen literarischen Strömungen abgewechselt. Der Schwerpunkt verlagert sich auf die Neuromantik und den Impressionismus in den dreißiger und fünfziger Jahren, auf die Gruppen 47 und 61 in den sechziger und achtziger Jahren, und auf die Literatur nach 1989 um die Wende des 21. Jahrhunderts. Die vierziger Jahre bilden mit der Besatzungszeit eine Ausnahmesituation, woraus sich die Dominanz der klassischen Ausgaben erklären lässt. Für nationalsozialistische Autoren hat die Wereldbibliotheek sich  nicht eingesetzt. Die Überlegenheit der Neuromantik und des Impressionismus in den dreißiger und fünfziger Jahren ist auf die Ausgabe der Oeuvres von Jakob Wassermann und Stefan Zweig zurückzuführen. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ist die deutsche Nachkriegsliteratur mit Oeuvres von Alfred Andersch, Max von der Grün, Siegfried Lenz und Wolfdietrich Schnurre vertreten. Namentlich Autoren der Gruppe 47 (Andersch, Lenz und Schnurre) versuchen die Vergangenheit zu bewältigen, während Gruppe 61, zu der Von der Grün gehört, sich kritisch mit der Gesellschaft auseinandersetzt. Die Autorin Julia Franck verbürgt die Ausgabe moderner, deutschsprachiger Literatur um die Wende des 21. Jahrhunderts. In den siebziger Jahren sind literarische Strömungen völlig abwesend, weil in diesem Jahrzehnt hauptsächlich Abenteuer- und Entdeckungsreisegeschichten ausgegeben werden.

Die von der Wereldbibliotheek angestrebte Vielseitigkeit, die unter 3.1. beschrieben wurde, kann auch auf das deutsche Übersetzungsangebot bezogen werden. Namentlich die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts weist eine Reihe literarischer Strömungen auf: Sowohl klassische Werke als auch die Heimatdichtung, die Neuromantik, der Impressionismus und Jugendbücher sind im Verlagsprogramm vertreten. Ende des 20. Jahrhunderts werden weniger Übersetzungen aus dem Deutschen ausgegeben, wodurch es logisch ist, dass somit auch die Vielseitigkeit abnimmt.

Weiterhin fällt auf, dass im Übersetzungsangebot viele Autoren vorkommen, deren Werke sozialistische, humanistische, pazifistische oder zeitkritische Züge aufweisen. Beispiele dieser Autoren sind Max von der Grün (er beschreibt soziale Probleme und ist sozialkritisch), Gerhart Hauptmann (er ist mit seinem sozialistischen Drama DieWeber im Verlagsprogramm vertreten), Andreas Latzko (Humanist, Pazifist), Siegfried Lenz (zeitkritisch), Thomas Mann (zeitkritisch, tritt für Humanität ein), Wolfdietrich Schnurre (betont die Menschlichkeit, ist zeitkritisch), Ben Traven (sozialistisch, prangert soziale Missstände an), Jakob Wassermann (Humanist) und Stefan Zweig (Pazifist). Die Autoren sind außerdem gleichmäßig über das ganze Jahrhundert verteilt. Während die Werke von Hauptmann, Latzko, Wassermann und Zweig hauptsächlich die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgegeben werden, erscheinen Von der Grün, Lenz, Schnurre und Traven in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf der Bildfläche. Die Ausgabe des Oeuvre von Latzko ist auf die Freundschaft zwischen dem Autor und WB-Direktor Nico van Suchtelen zurückzuführen. Die antimilitaristische Schrift von Van Suchtelen Oorlog, feestgelag ter herdenking van Desiderius Erasmus (1936) ist Latzko gewidmet, Van Suchtelens „wapenbroeder in den strijd tegen den oorlog“.[172] Der sozialistische Hintergrund der Wereldbibliotheek ist offensichtlich lange Zeit aktuell geblieben.

 

Figur 8 Die aus dem Deutschen übersetzte Nichtfiktion zwischen 1905 und 2004 im Übersetzungsangebot der WB, den verschiedenen Wissensgebieten zugeordnet

 

Die angestrebte Vielseitigkeit der Wereldbibliotheek macht sich auch im Bereich die Nichtfiktion geltend. Das Angebot aus dem Bereich der Nichtfiktion zeigt verschiedene Wissensgebiete auf: Psychologie/Pädagogik, Philosophie, Gottesdienst, Biologie/Naturwissenschaften und Baukunst. Der Schwerpunkt der Wissensgebiete liegt im Bereich der Psychologie/Pädagogik und Philosophie. Namentlich die Oeuvres von Sigmund Freud (Psychologie), Fritz Künkel (Psychologie) und Arthur Schopenhauer (Philosophie) prägen die Nichtfiktion.

 

Kontemporärität (3)

Da die Wereldbibliotheek mit dem Zweck gegründet wurde, klassische Werke zu verlegen, erhebt sich die Frage, bis wann dieses Streben, was die deutsche Literatur angeht, aktuell gewesen ist. Um diese Frage beantworten zu können, ist es nötig, das Verhältnis zwischen nichtzeitgenössischen und zeitgenössischen Werken im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen zwischen 1905 und 2004 aufzudecken:

 

Figur 9 Relatives Verhältnis zwischen nichtzeitgenössischen und zeitgenössischen Ausgaben im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004[173]

 

Aus Figur 9 ergibt sich, dass in den Perioden 1905 bis 1909, 1940 bis 1949 und 1985 bis 1994 die nichtzeitgenössischen Ausgaben den zeitgenössischen Ausgaben überlegen sind. Klassische Texte prägen demnach Anfang, Mitte und Ende des 20. Jahrhunderts das Übersetzungsangebot.

Die Dominanz in der ersten Periode der Existenz der Wereldbibliotheek ist auf das Anfangsstreben zurückzuführen, klassische Texte zu veröffentlichen. Anfang der zwanziger Jahre verlieren die nichtzeitgenössischen Ausgaben an Bedeutung und werden zeitgenössische Ausgaben im Übersetzungsangebot immer wichtiger. Die Kriegsjahre bilden eine Ausnahmesituation, in denen die Ausgabe klassischer Texte im Rahmen der Besatzung eine Ausweichmöglichkeit bildet: Der Besatzer gestattet nur die Ausgabe klassischer Werke. Auch in den ersten vier Jahren nach dem Krieg sind nichtzeitgenössische Ausgaben stark vertreten. Dies kann dem Einfluss von Van Suchtelen zugeschrieben werden, der bis Ende der vierziger Jahre als Direktor den Verlag leitet und sich namentlich für klassische deutsche Dichtung interessiert. Die Vorherrschaft klassischer Texte Ende des 20. Jahrhunderts wird von der Ausgabe der Werke Schopenhauers verursacht, denn die Wereldbibliotheek gibt zwischen 1989 und 2000 vier Werke von Schopenhauer aus. Dies heißt nicht, dass um die Wende des 21. Jahrhunderts die deutsche Klassik und Romantik im Übersetzungsangebot wieder aktuell sind. Die Redaktion zeigt Ende des 20. Jahrhunderts dagegen besonderes Interesse für klassische, philosophische Texte aus dem Deutschen auf. Die Dominanz der klassischen Ausgaben aus dem Deutschen um die Wende des 21. Jahrhunderts deutet auf ein Interesse der WB-Redaktion für hochwertige, philosophische Werke aus dem Deutschen hin.

 

Literarisches und wissenschaftliches Niveau (4)

Der letzte zu behandeln Aspekt des Übersetzungsangebots aus dem Deutschen betrifft das Niveau der Ausgaben. Wie schon dargestellt wurde, unterscheide ich was die Fiktion angeht zwischen Dichtung, besserer Unterhaltungsliteratur und Unterhaltungsliteratur. Wie sieht das Verhältnis zwischen Dichtung, besserer Unterhaltungsliteratur und Unterhaltungsliteratur im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen in den verschiedenen Perioden aus? Die Figuren 10a und b geben über diese Frage Aufschluss:

 

Figur 10a Relatives Verhältnis zwischen Dichtung, besserer Unterhaltungsliteratur und Unterhaltungsliteratur im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004

 

Figure 10b Relatives Verhältnis zwischen Dichtung, besserer Unterhaltungsliteratur und Unterhaltungsliteratur im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen der Wereldbibliotheek anhand von den Stichjahren 1910-1914, 1920-1924, 1930-1934, 1940-1944, 1950-1954, 1960-1964, 1970-1974, 1980-1984, 1990-1994 und 2000-2004

 

Aus den Figuren 10a und 10b ergibt sich, dass die Dichtung in allen Perioden stark vertreten ist, während Die bessere Unterhaltungsliteratur mit den Autoren Ernst Zahn, Andreas Latkzo und Bernhard Kegel Anfang des 20. und Anfang des 21. Jahrhundert von Bedeutung ist. Die Unterhaltungsliteratur prägt schließlich namentlich die zwanziger, fünfziger und siebziger Jahre. Schwerpunkt der Unterhaltungsliteratur liegt mithin in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den zwanziger Jahren gibt die Wereldbibliotheek das ganze Oeuvre von Gertrud Prellwitz auf einmal heraus und veröffentlicht überdies zwei Werke von Hellmuth Unger. Im dritten Kapitel wurde beschrieben, dass das Angebot der Wereldbibliotheek sich für die ursprünglich beabsichtigte Lesergruppe als zu schwierig zeigte. Die Wereldbibliotheek musste schon bald ihr Angebot anpassen, um mehr Leser erreichen zu können. Im Paragraphen 3.1 habe ich folgendes Zitat Simons angeführt: „Daarom moeten wij, naast zulke werken [d.h. hochwertige Werke, CvR], ook altijd andere geven, die makkelijker aanspreken“.[174] Aus dem Wunsch der WB-Redaktion, ein größeres Leserpublikum zu erreichen, lässt sich die Dominanz der Unterhaltungsliteratur in den zwanziger Jahren erklären. Welche Gründe sind für die Überlegenheit der Unterhaltungsliteratur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts anzuführen? Die Überlegenheit der Abenteuergeschichten in diesen Jahrzehnten ist wohl auf die damalige Führung der Wereldbibliotheek zurückzuführen. Nach dem Abschied von Nico van Suchtelen im Jahre 1948, verfügt die Wereldbibliotheek unter der Führung der ihm nachfolgenden Direktoren Winterink, Reinalda und Aleva, wie im Kapitel 3 dargestellt, weder über das Engagement von Simons noch über die besonderen Kenntnisse von Van Suchtelen. Namentlich das Ende der sechziger Jahre und die siebziger Jahre unter Reinalda und Aleva bilden einen Tiefpunkt, denn die Wereldbibliotheek wird vom Verlag Becht übernommen, wodurch die Ausgabe literarisch hochwertiger Werke weniger Raum gegeben wird, und die Ausgabe wenig erfolgreicher Unterhaltungsliteratur sich  erklären lässt. Die Erweiterung des unerfolgreichen Oeuvre von Nicolai von Michalewsky, der Abenteuergeschichten schreibt, muss ebenfalls vor diesem Hintergrund betrachtet werden.

Auffallend ist der Unterschied zwischen den Unterhaltungsschriftstellern der zwanziger Jahre (Hellmuth Unger und Gertrud Prellwitz) und denen der fünfziger und siebziger Jahre (Meno Holst, Sven Hedin, Ernst Löhndorff, Nicolai von Michalewsky). Die Unterhaltungsliteratur, die nach dem Zweiten Weltkrieg erscheint, beschränkt sich namentlich auf Abenteuergeschichten und Entdeckungsreisen, während die Unterhaltungsliteratur der zwanziger Jahre vielseitiger genannt werden kann und andere Akzente aufweist, wie erzieherische Jugendbücher (Prellwitz), ein Laienspiel (Unger) und eine Biographie (Unger).

Das Verhältnis zwischen Dichtung und besserer Unterhaltungsliteratur auf der einen Seite und Unterhaltungsliteratur auf der anderen Seite zeigt, in wiefern die Unterhaltungsliteratur das Verlagsprogramm der Wereldbibliotheek beeinflusst hat. Figur 11 vermittelt dieses Bild:

 

Figur 11 Relatives Verhältnis zwischen Dichtung/bessere Unterhaltungsliteratur und Unterhaltungsliteratur im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004

 

Figur 11 zeigt ganz klar auf, dass die Dichtung und bessere Unterhaltungsliteratur das ganze Jahrhundert hindurch ausgegeben werden und nur in den fünfziger und siebziger Jahren der Unterhaltungsliteratur unterlegen sind. Dies entspricht dem schon beschriebenen Sachverhalt der Wereldbibliotheek in den fünfziger und siebziger Jahren. Die begeisterten Direktoren sind namentlich Simons, Van Suchtelen und Kat (gewesen), die bzw. die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts und die Wende des 21. Jahrhunderts prägen. Sie setzen sich namentlich für die Ausgabe hochwertiger Werke aus dem Deutschen ein.

Um die Ausrichtung der Wereldbibliotheek auf die Dichtung mit anderen Verlagen vergleichen zu können, muss die Studie von Elema zu Rate gezogen werden. Nach Elema macht die Dichtung zwischen 1900 und 1960 ein Fünftel des totalen Angebots an Übersetzungen aus dem Deutschen auf dem niederländischen Büchermarkt aus.[175] Für die Wereldbibliotheek gilt, dass die Dichtung zwischen 1905 und 2004 mehr als vierzig Prozent des totalen Übersetzungsangebots aus dem Deutschen in Anspruch nimmt. Obwohl die Perioden nicht völlig mit einander übereinstimmen, bestätigt der Vergleich, dass die Wereldbibliotheek sich besonders für Dichtung einsetzt.

Bezüglich der Nichtfiktion unterscheide ich zwischen wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Ausgaben. Figur 12 gibt über das Verhältnis zwischen wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Ausgaben im Übersetzungsangebot zwischen 1905 und 2004 Aufschluss:

 

Figur 12 Relatives Verhältnis zwischen wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Ausgaben im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004

 

Figur 12 zeigt auf, dass populärwissenschaftliche Werke bis in die sechziger Jahre das Verlagsprogramm dominieren oder mindestens stark prägen. Seit den achtziger Jahren herrschen dagegen die wissenschaftlichen Ausgaben vor. Die Ausgabe populärwissenschaftlicher Werke in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist auf das Bildungskonzept der Wereldbibliotheek zurückzuführen, denn die Wereldbibliotheek will die ungebildete Masse erreichen und sie lehren. Das große Angebot der wissenschaftlichen Werke zwischen 1910 und 1919 passt nicht in dieses Bild. Die Ausgaben aus diesen Jahren betreffen zwei Werke von Sigmund Freud, der berühmte Begründer der Psychoanalyse. Die Ausgabe dieser Werke sind sich jedoch aus dem Einfluss von Van Suchtelen zuzuschreiben, der sich für Freud interessiert. Um die Wende des 21. Jahrhunderts ist eine totale Überlegenheit wissenschaftlicher Werke zu verzeichnen. Diese wissenschaftlichen Werke betreffen die Werke von Arthur Schopenhauer, dem namhaften Philosophen. Das Anfangsstreben der WB, die ungebildete Masse zu erreichen, ist schon lange nicht mehr aktuell, und die Redaktion hat ihr Interesse auf klassische, wissenschaftliche Nichtfiktion verlagert.

 

5.2.2. Meistverkaufte Ausgaben

 

Das Interesse des WB-Leserpublikums für Übersetzungen aus dem Deutschen wird anhand von den Werken untersucht, die mehr als 10.000 Mal verkauft wurden. Dies bringt eine Liste, die neunundzwanzig Titel enthält:

 

Tabelle 6 Erfolgreichste Titel[176]

Werk (Autor)

Verkaufzahl

Opvoeding tot persoonlijkheid (1930, Künkel)

47.186

Aldus sprak Zarathoestra (1941, Nietzsche)

33.257

De Dwaas (1911, Kellermann)

30.357

Menschen in den oorlog (1918, Latzko)

27.400

Faust I en II (1949, Goethe)

24.000

Christiaan Wahschaffe (1925, Wassermann)

23.000

Goethe's Faust: Het eerste deel (1911, Goethe)

22.565

Het ik en de psychologie der massa (1924, Freud)

21.000

Onderstroom (1908, Zahn)

20.000

Inleiding tot de studie der psycho-analyse (1918, Freud)

20.000

Het mierenboekje (1905, Salzmann)

19.988

Het gezin van Lucas Hochstraszer (1908, Zahn)

19.611

Bloemenhel aan de Jacinto (1936, Löhndorff)

18.332

Het ganzenmannetje (1929, Wassermann)

18.000

Clari-Marie (1910, Zahn)

17.261

Menschen (1908, Zahn)

16.117

De Schandvlek (1908, Anzengruber)

15.133

Levensstrijd (1907, Zahn)

15.120

Het kapitaal (1910, Marx)

15.000

Eenzaamheid (1909, Zahn)

13.217

Goethe's Faust: Het tweede deel (1920, Goethe)

13.086

Het moeilijke kind (1934, Adler)

12.586

Totem en Taboe (1951, Freud)

12.000

Caspar Hauser of de traagheid des harten (1932, Wassermann)

11.271

De rozendokter (1908, Finckh)

11.100

Het levensmysterie en de psycho-analyse (1952, Freud)

11.000

Wat het leven vernietigt (1913, Zahn)

10.336

Lafayette (1935, Latzko)

10.239

De gedaanteverwisseling (1950, Kafka)

10.228

 

Zunächst fällt auf, dass die meisten erfolgreichen Titel die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts erscheinen. Weiterhin ist bemerkenswert, dass fünf Autoren mehrmals auf der Liste vertreten sind. Die erfolgreichsten Autoren sind: Ernst Zahn, Sigmund Freud, Johann Wolfgang von Goethe, Jakob Wassermann und Andreas Latzko. Zahn ist den anderen Autoren überlegen, denn er kommt am öftesten auf der Liste vor.[177] Neben diesen Oeuvreautoren zeigt die Liste noch zwei Oeuvreautoren auf, die auf der Liste nur ein Mal vorkommen: Fritz Künkel und Ernst Löhndorff. Obwohl Künkel nur mit einem Werk vertreten ist, legt er mit Opvoeding tot persoonlijkheid (1930) besondere Ehre ein, denn das Werk gilt als das erfolgreichste Werk im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen. Weiterhin enthält die Bestsellerliste acht Werke von Nichtoeuvreutoren. Es handelt sich um Aldus sprak Zarathoestra (1941) von Friedrich Nietzsche, De dwaas (1911) von Bernhard Kellermann, Het mierenboekje (1905) von Christian Gotthilf Salzmann, De schandvlek (1908) von Ludwig Anzengruber, Het kapitaal (1910) von Karl Marx, Het moeilijke kind (1934) von Alfred Adler, De rozendokter (1908) von Ludwig Finckh und De gedaanteverwisseling (1950) von Franz Kafka.

Anhand von literarischen Strömungen oder Wissensgebieten und literarischem oder wissenschaftlichem Niveau wird im Folgenden die Ausrichtung des WB-Leserpublikums auf die deutsche Kultur aufgedeckt.

 

Literarische Strömungen und Wissensgebiete (2)

Figur 13 zeigt auf, welche literarischen Strömungen das WB-Leserpublikum zwischen 1905 und 2004 bevorzugt hat.

 

Figur 13 Vom WB-Leserpublikum bevorzugte literarische Strömungen zwischen 1905 und 2004, in absoluten Zahlen ausgedrückt

 

Betreffs der Fiktion überwiegt das Interesse für die Heimatdichtung, aber auch die Neuromantik, klassische Ausgaben und der Expressionismus/Surrealismus werden vom Leserpublikum geschätzt. Die Überlegenheit der Heimatdichtung ist hauptsächlich auf das Oeuvre von Ernst Zahn zurückzuführen, die klassischen Ausgaben auf die Werke von Goethe, die Neuromantik auf das Oeuvre von Wassermann und der Expressionismus/Surrealismus schließlich auf ein Werk von Kafka. Die Aufzählung weist namhafte Autoren auf.

Was die Nichtfiktion angeht, interessiert das WB-Leserpublikum sich vor allem für die Wissensgebiete der Psychologie/Pädagogik und der Philosophie. Die wissenschaftlich-psychologischen Werke von Freud haben großen Erfolg, was auch für die pädagogisch-psychologischen Werke von Künkel, Salzmann und Adler gilt. Schließlich erfreut das philosophische Werk Het kapitaal (1910) von Marx sich großer Beliebtheit. Auch was den Bereich der Nichtfiktion anbelangt, interessieren die Leser sich für berühmte Autoren, wie Freud.

 

Literarisches und wissenschaftliches Niveau (4)

Eine Einteilung der erfolgreichsten Werke aus dem Bereich der Fiktion nach Dichtung, besserer Unterhaltungsliteratur und Unterhaltungsliteratur bringt folgende graphische Darstellung:

 

Figur 14 Relatives Verhältnis zwischen Dichtung, besserer Unterhaltungsliteratur und Unterhaltungsliteratur an den erfolgreichen Ausgaben aus dem Deutschen der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004

 

Figur 14 zeigt auf, dass das Leserpublikum der Wereldbibliotheek die bessere Unterhaltungsliteratur bevorzugt. Namentlich die Oeuvres von Ernst Zahn und Andreas Latzko finden viele Leser. Weiterhin ist das gesellschaftskritische Werk von Kellermann (De dwaas, 1911) und Anzengrubers De Schandvlek (1908) beliebt gewesen. Anzengrubers Werk ist wie die Werke von Zahn der Heimatdichtung zuzuordnen. Werke der Heimatdichtung sind leicht verständlich und erfüllen den Bedarf vieler Leser an Erholung, aber sind zugleich zeitkritisch. Auch die Dichtung findet reißenden Absatz, denn sie ist fast gleich erfolgreich wie die bessere Unterhaltungsliteratur gewesen. Was die dichterischen Werke angeht, sind namentlich die verschiedenen Ausgaben von Goethes Faust (1911, 1920, 1949) und die Romane von Wassermann populär gewesen. Daneben sind Nietzsche und Kafka auf der Liste vertreten, was auf ein Interesse der Leser für die Moderne hinweist, beziehungsweise für den Nihilismus (Nietzsche) und den Surrealismus (Kafka). Die bloße Unterhaltungsliteratur wird vom Leserpublikum dagegen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. In diesem Bereich hat Löhndorffs Abenteuergeschichte Bloemenhel aan de Jacinto (1936) Erfolg.

Die belletristischen Bestseller zeigen ein Interesse der Leser für Werke auf, in denen die Gestalt des „Helden“ von Bedeutung ist.[178] Die Titel deuten dies schon an: Aldus sprak Zarthoestra (1941, Nietzsche), De dwaas (1911, Kellermann), Menschen in den oorlog (1918, Latzko), Faust (1911/1920/1949 Goethe), Christiaan Wahnschaffe (1925, Wassermann), Het ganzenmannetje (1929, Wassermann), Clari-Marie (1910, Zahn), Menschen (1908, Zahn), Caspar Hauser of de traagheid des harten (1932, Wassermann), De rozendokter (1908, Finckh), Lafayette (1935, Latzko). Die Leser möchten sich offensichtlich mit dem Protagonisten und seiner Entwicklung identifizieren oder von ihm lernen.

Für den Bereich der Nichtfiktion sieht das Verhältnis zwischen den erfolgreichsten wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Werken folgendermaßen aus:

 

Figur 15 Prozentuelles Verhältnis zwischen den erfolgreichsten wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Ausgaben aus dem Deutschen der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004

 

Auffallend ist, dass das Interesse für wissenschaftliche Werke überwiegt. Es handelt sich um die Werke von Alfred Adler, Sigmund Freud und Karl Marx. Namentlich das Oeuvre von Sigmund Freud erfreut sich großer Beliebtheit. Dies ist bemerkenswert, weil die Wereldbibliohteek in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die ungebildeten Bevölkerungsschichten erreichen wollte.

 

 

5.3. Schluss

 

Die vorhergehende Analyse hat bezweckt, die Ausrichtung der Wereldbibliotheek und ihr Leserpublikum auf die deutsche Kultur zwischen 1905 und 2004 aufzudecken. Die Analyse wurde in einen größeren Rahmen eingebettet, denn die Studie von Paul Buurman zur Rezeption deutscher Literatur in der niederländischen Tagespresse zwischen 1930 und 1955 wurde in die Forschung einbezogen. Auch der Verbreitung deutscher Belletristik in den Niederlanden zwischen 1900 und 1960 wurde mittels der Studie von Hans Elema Aufmerksamkeit geschenkt. Welche Schlussfolgerungen lassen sich aufgrund der Analyse ziehen?

Paul Buurman weist in seiner Studie auf, dass die WB-Ausgaben in den Literaturkritiken der Tagespresse zwischen 1930 und 1955 stark vertreten sind. In den Literaturkritiken der Tagespresse werden namentlich dichterischen Werken Aufmerksamkeit geschenkt, was bedeutet, dass die Wereldbibliotheek sich für Werke eingesetzt hat, die von der Literaturkritik hoch eingestuft werden. Bezüglich der allgemeinen Verbreitung deutscher Literatur in den Niederlanden zwischen 1900 und 1960 hat Hans Elema weiterhin aufgezeigt, dass die Wereldbibliotheek einen erheblichen Beitrag zur Ausgabe (klassischer) deutscher Dichtung in den Niederlanden geleistet hat. Daneben hat die Wereldbibliotheek sich um die bessere Unterhaltungsliteratur bemüht. Zu der Flut der Unterhaltungsliteratur hat die Wereldbibliotheek nicht beigetragen. Weiterhin hat Elema festgestellt, dass die Wereldbibliotheek zwischen 1900 und 1960 im Vergleich zu anderen Verlagen viele Übersetzungen aus dem Deutschen veröffentlicht. Beide Studien weisen auf, dass die Wereldbibliotheek sich zwischen 1900 und 1960 besonders für deutsche Dichtung eingesetzt hat.

Welche Schlussfolgerungen lassen sich aufgrund der Analyse des Übersetzungsangebots aus dem Deutschen zwischen 1905 und 2004 weiterhin ziehen? Die verschiedenen Fragen bezüglich Gattungen (1), literarischer Strömung/Wissensgebiet (2), Kontemporärität (3) und literarisches/wissenschaftliches Niveaus (4) können aufgrund der Analyse folgendermaßen beantwortet werden. 

Betreffs der Gattungen (1) überwiegt im  Übersetzungsangebot aus dem Deutschen die Fiktion, wodurch das Übersetzungsangebot sich als ‚literarisch’ bezeichnen lässt. Mindestens für die Periode 1946 bis 1970 gilt, dass die Dominanz der deutschen Fiktion im Übersetzungsagebot der WB vom allgemeinen Sachverhalt auf dem niederländischen Büchermarkt, auf dem die deutsche Nichtfiktion dominiert, abweicht. Dank der Studie von Van Voorst ist für den Zeitabschnitt 1946 bis 1970 ist das Verhältnis zwischen Fiktion und Nichtfiktion aus dem Deutschen bekannt. Die Ausrichtung der WB auf die deutsche Literatur ist mindestens für den Zeitabschnitt 1946 bis 1970 einizgartig. Meine Annahme ist jedoch, dass diese Schlussfolgerung sich nicht nur auf diesen Zeitabschnitt bezieht. Innerhalb der Fiktion nimmt die Epik eine dominante Position ein, was mit dem Forschungsergebnis von Hans Elema übereinstimmt, der festgestellt hat, dass zwischen 1900 und 1960 die Epik im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen auf dem niederländischen Büchermarkt vorherrscht. 

Das Übersetzungsangebot weist was die Fiktion angeht verschiedene literarische Strömungen (2) auf, es handelt sich hauptsächlich um die ‚Klassiker’, die Heimatdichtung, die Neuromantik/der Impressionismus, die Gruppen 47 und 61 und die Gegenwartsliteratur. Die Strömungen sind nicht immer gleich bedeutsam gewesen. Der Schwerpunkt der verschiedenen literarischen Strömungen verlagert sich von den Klassikern und der Heimatdichtung in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts über die Neuromantik und den Impressionismus, die namentlich  in den dreißiger und fünfziger Jahren vorherrschen auf die Gruppen 47 und 61 in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und auf die Gegenwartsliteratur um die Wende des 21. Jahrhunderts. Die Vorherrschaft der Klassiker vor dem Zweiten Weltkrieg ist auf das Anfangsstreben der Wereldbibliotheek zurückzuführen, Klassiker der Weltliteratur einem breiteren Leserpublikum zur Verfügung zu stellen. Die Heimatdichtung ist bis zum Zweiten Weltkrieg von Gewicht, denn nach 1945 wird die Heimatdichtung durch die Vereinnahmung von den Nationalsozialisten und die damit zusammenhängende Radikalisierung der Gattung nicht mehr vom Leserpublikum geschätzt, was das Verschwinden der Heimatdichtung aus dem Übersetzungsangebot nach 1945 erklärt. Was die nationalsozialistische Literatur, d.h. die Blut und Boden-Kunst anbelangt, können der Wereldbibliotheek keine nationalsozialistischen Neigungen zugeschrieben werden. Nico van Suchtelen, Direktor der Wereldbibliotheek in den Kriegsjahren ’40-’45, widersetzt sich sogar dem Nationalsozialismus und Faschismus, denn das nationalsozialistische und faschistische Gedankengut geht den humanistisch und pazifistisch ausgerichteten Van Suchtelen gegen den Strich. Der Besatzer vereinnahmt deutsche Dichter wie Goethe und Schiller und gestattet zwischen 1940 und 1945 nur die Ausgabe klassischer, deutscher Dichtung, was das Übergewicht klassischer, deutscher Ausgaben in den Kriegsjahren erklärt. Das Interesse für zeitgenössische literarische Strömungen seit 1930 zeigt auf, dass das Anfangsstreben der Wereldbibliotheek, Klassiker der Weltliteratur zu bringen, nicht mehr dominant ist, und dass die Redaktion auch modernen, literarischen Tendenzen Raum gibt. Übrigens fällt auf, dass im Übersetzungsangebot viele deutsche Autoren vorkommen, deren Werke sozialistische, humanistische, pazifistische oder zeitkritische Züge aufweisen. Beispiele sind Max von der Grün, Gerhart Hauptmann, Andreas Latzko, Siegfried Lenz, Thomas Mann, Wolfdietrich Schnurre, Ben Traven, Jakob Wassermann und Stefan Zweig. Aus diesser Aufzählung wird die sozialistisch geprägte Haltung der Wereldbibliotheek ersichtlich. Die Wereldbibliotheek wurde vor dem Hintergrund der sozialen Reformbewegung um 1900 gegründet. Im Übersetzungsangebot herrschen sozialistische Autoren offensichtlich noch lange Zeit vor. Was der Nichtfiktion anbelangt, dominieren im Übersetzungsangebot namentlich die Psychologie und Philosophie, besonders die Oeuvres von Freud (Psychologie), Künkel (Psychologie) und Schopenhauer (Philosophie) sind von Gewicht. Neben psychologischen und philosophischen Werken werden auch Werke aus dem Bereich der Baukunst, des Gottesdienstes und der Naturwissenschaften verlegt.

Unter 3.1. wurde beschrieben, dass die Wereldbibliotheek ein vielseitiges Verlagsprogramm angestrebt hat. Das Übersetzungsangebots aus dem Deutschen lässt sich auch als ‚vielseitig’ charakterisieren, denn es weist eine Reihe literarischer Strömungen und Wissensgebiete auf.  Betreffs der Kontemporärität (3) zeigt sich, dass die Ausgabe nichtzeitgenössischer Werke namentlich zwischen 1905 und 1909, die Kriegsjahre ’40-’45 und um die Wende des 21. Jahrhunderts dominant ist. Nichtzeitgenössische Ausgaben herrschen also namentlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor, was dem Anfangsstreben der WB, klassische Ausgaben herauszugeben, entspricht. Die absolute Überlegenheit der nichtzeitgenössischen Ausgaben in den Kriegsjahren ist auf die Politik des Besatzers zurückzuführen, nur klassische, deutsche Ausgaben zu gestatten. Um die Wende des 21. Jahrhunderts sind nichtzeitgenössische Werke erneut aktuell, weil die WB-Redaktion sich für die Ausgabe der Werke Schopenhauers einsetzt.

Schließlich wurde das literarische bzw. wissenschaftliche Niveau (4) der Ausgaben aus dem Deutschen untersucht. Die bloße Unterhaltungsliteratur im Übersetzungsangebot ist der Dichtung und besserer Unterhaltungsliteratur meistens unterlegen gewesen. Die Dichtung ist das ganze Jahrhundert hindurch stark vertreten, und dies gilt auch für die bessere Unterhaltungsliteratur. Die Wereldbibliotheek hat sich nicht nur um klassische, deutsche Dichter, sonder auch um moderne deutsche Dichter bemüht. So kommen sowohl Goethe, Novalis, Heine und Grimm als auch Th. Mann, Zweig und Andersch im Übersetzungsangebot vor. Die klassischen Dichter herrschen hauptsächlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor, obschon auch um die Wende des 21. Jahrhunderts Goethes Faust noch im Verlagsprogramm der WB vertreten ist. Die Dominanz der klassischen Ausgaben Anfang des 20. Jahrhunderts ist dem Anfangsstreben, Klassiker der Weltliteratur einer größeren Verbreitung zu verschaffen, zuzuschreiben. Der Schwerpunkt liegt heutzutage auf der Ausgabe moderner, deutscher Literatur. Die Wereldbibliotheek gibt um die Wende des 21. Jahrhunderts unter anderem Werke der erfolgreichen Schriftstellerin Julia Franck aus. Die bessere Unterhaltungsliteratur ist mit den großen Oeuvres des Heimatautors Zahn und des Pazifisten Latzko vertreten. Die Überlegenheit der Unterhaltungsliteratur in den fünfziger und namentlich den siebziger Jahren ist aus der damaligen Führung der WB zu erklären. Nach dem Abschied von Van Suchtelen im Jahre 1948 vermisst die WB unter der Führung der ihm nachfolgenden Direktoren das Engagement und die besonderen Kenntnisse von Simons und Van Suchtelen. Die Wereldbibliotheek wird letztendlich sogar vom Verlag Becht übernommen, der das literarische Verlagsprogramm seinem eigenen kommerziellen Verlagsprogramm hinzufügt. Durch die Übernahme gerät die Wereldbibliotheek in ein Abhängigkeitsverhältnis, wodurch der Akzent im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen sich von Dichtung und besserer Unterhaltungsliteratur auf die Unterhaltungsliteratur verlagert. 1986 wird die Wereldbibliotheek unter der Führung von Joos Kat wieder selbstständig, woraus sich die Dominanz dichterischer und wissenschaftlicher Werke seit den achtziger Jahren erklären lässt. Die engagierten Direktoren sind demnach vor allem Simons, Van Suchtelen und Kat (gewesen), welche bzw. die erste Hälfte des 20. Jahrhundert und die Wende des 21. Jahrhunderts geprägt haben.

Populärwissenschaftliche Ausgaben dominieren das Übersetzungsangebot aus dem Deutschen bis in die sechziger Jahre. Die Ausgabe populärwissenschaftlicher Werke in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geht aus dem Anfangsstreben der Wereldbibliotheek hervor, ungebildete Leser mittels Einführungen in verschiedene Disziplinen zu lehren. Das Bildungskonzept mag namentlich vor dem Krieg aktuell gewesen sein, denn nach dem Krieg wird Bildung eine Obrigkeitsaufgabe. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verlagert sich der Schwerpunkt denn auch auf wissenschaftliche Ausgaben: Die Wereldbibliotheek gibt vier umfassende Werke des großen deutschen Philosophen Schopenhauer heraus. Auch die Werke von Sigmund Freud sind noch immer im Verlagsprogramm vertreten. Dies bedeutet, dass die Wereldbibliotheek sich um die Wende des 21. Jahrhunderts nicht nur für große deutsche Dichter, sondern auch für namhafte deutsche Wissenschaftler einsetzt.

Das Ausrichtung des Leserpublikums wurde auf zwei Kategorien hin untersucht: Literarische Strömung/Wissensgebiet (2) und literarisches/wissenschaftiches Niveau (4). Das Interesse des Leserpublikums für dichterische Werke und bessere Unterhaltungsliteratur ist ihr Interesse für Unterhaltungsliteratur überlegen. Die Leser interessieren sich namentlich für die bessere Unterhaltungsliteratur, hauptsächlich die Werke der Autoren Zahn, Latzko und Kellermann erfreuen sich großer Beliebtheit. Was die dichterischen Werke angeht, sind die verschiedenen Faust-Ausgaben von Goethe, die verschiedenen Werke von Wassermann, Aldus sprak Zarathoestra (1941) von Nietzsche und De gedaanteverwisseling (1950) von Kafka beliebt gewesen. Aus dieser Aufzählung kann gefolgert werden, dass die WB-Leser sich für die Heimatdichtung, die Klassiker, die Neuromantik/den Impressionismus interessieren. Bezüglich der Nichtfiktion zeigt das Leserpublikum ein besonderes Interesse für wissenschaftliche Ausgaben auf, namentlich für die psychologischen Werke von Sigmund Freud und Alfred Adler und für das philosophische Werk von Karl Marx. Die Ausrichtung des Leserpublikums auf wissenschaftliche Ausgaben ist auffallend, weil die Wereldbibliotheek sicherlich Anfang des 20. Jahrhunderts auch weniger gebildete Bevölkerungsschichten erreichen will. Überraschend ist denn auch der Erfolg der wissenschaftlichen Werke.

 

 

6. Schlussfolgerung

 

6.1. Motive für Ausgaben

 

Um die Motive für die Ausgaben aufzudecken, habe ich Vorworte, Nachworte und Klappentexte zu Rate gezogen. Diese Texte können das Motiv einer Ausgabe aufdecken, weil sie von der Redaktion geschrieben oder aufgenommen werden. Die Vorworte, Nachworte und Klappentexte habe ich auf Aussprachen hin gelesen, die die Beweggründe der Redaktion zur Ausgabe aufweisen. Durch die Ermittlung der Motive kann die Ausrichtung der Wereldbibliotheek auf das deutsche Sprachgebiet weiter spezifiziert werden.

Die aus den Vorworten, Nachworten und Klappentexten ermittelten Motive sind in großen Zügen in vier Hauptmotive einzuteilen. Der erste Beweggrund bildet die literarische oder wissenschaftliche Qualität der Ausgaben. Zweitens werden viele Ausgaben wegen dem Erzähltalent des Autors empfohlen, wobei die Autoren als ‚große Erzähler’ vorgeführt werden. Ein drittes Motiv bildet die Aktualität der Ausgaben, und schließlich decken die Quellen den Wunsch der WB-Redaktion auf, mit den Ausgaben den Lesern Kenntnisse zu vermitteln und sie zu erbauen. Im Folgenden wird pro Hauptmotiv skizziert, wie die Motive in den Vorworten, Nachworten und Klappentexten zum Ausdruck kommen. Die Beschreibung erfolgt in alphabetischer Reihenfolge der Autoren.

Die literarische oder wissenschaftliche Qualität der Ausgaben (je nachdem, ob das Werk dem Bereich der Fiktion oder der Nichtfiktion angehört) wird von der Redaktion in allen Zeitabschnitten betont. Die Schriftstellerin Julia Franck, die Ende des 20. Jahrhunderts debütiert, wird dem Leser empfohlen, weil sie zu den wichtigsten Vertretern der neuen Generation deutscher Autoren gehöre.[179] Die Redaktion rühmt Sigmunds Freuds Schrift Totem en Taboe (1951) als „verfrissend“ und „opwekkend“.[180] Die Neuauflage von Johann Wolfgang von Goethes Faust I en II im Jahre 1982 wird von der WB-Redaktion „zeker gewettigd“ genannt, nicht nur weil „nu al sinds vele jaren een vertaling van de gehele Faust op onze boekenmarkt ontbreekt“, sondern auch „om de intrinsieke literaire waarde“. Auch die anderen Werke Goethes werden wegen ihrer literarischen Qualität gerühmt, wie das Märchen De groene slang (1940), das im Vorwort vom Übersetzer eins der allerschönsten Märchen der Weltliteratur genannt wird. Gerhart Hauptmann wird in der Einleitung zu De verdronken klok (1906) wegen der „hooge schoonheid“ seiner Werke gerühmt.[181] Nico van Suchtelen führt den Wert von Heinrich Heines Boek Le Grand (1918) an: „(...) het werk waarin Heine de wonderlijk-schoone gecompliceerdheid zijner persoonlijkheid het rijkst heeft geopenbaard“.[182] Überdies rühmt Van Suchtelen Heines edlen Geist, der immer weiterleben werde. Auch E.T.A. Hoffmann wird wegen seiner künstlerischen Begabung gelobt, denn seine Schriften werden in der Einleitung zu De gouden vaas (1915) phantastisch und geistreich genannt. Van Suchtelen bezeichnet das Werk von Heinrich von Kleist als „grote kunst“, während Simons Von Kleists Kate van Heilbronn (1911) „een der zuiverste openbaringen van de Duitsche ridder-romantiek“ nennt. [183] Charlotte in Weimar (1955) von Thomas Mann (der Tod des Autors mag wohl der Anlass der Ausgabe gewesen sein) wird dem Leser als „volmaakt kunstwerk“ empfohlen.[184] Beeindruckend seien die Begegnungen des Lesers mit den Figuren um Goethe und dem großen Dichter selbst. Arthur Schopenhauer, für den die Wereldbibliotheek sich um die Wende des 21. Jahrhunderts einsetzt, wird dem Leser im Klappentext zu Bespiegelingen over levenswijsheid (1991) als der meist literarische Philosoph vorgeführt, sowohl wegen seiner stilistischen Qualitäten (Schopenhauer sei ein Sprachkünstler) als seiner Kenntnisse der Weltliteratur.

Die Redaktion rühmt das Erzähltalent vieler Autoren. Alfred Andersch’ Werke gehören nach der Redaktion zur besten und meist fesselnden Prosa der Zeit.[185] Auch E.T.A. Hoffmanns Bilderreichtum und Beschreibungskunst werden hoch eingestuft. Die Klappentexte beleuchten das Erzähltalent Kestens, und Von Kleists Michael Kohlhaas (1940) wird dem Leser als Meistererzählung vorgeführt. Auch Siegfried Lenz („uitmuntende verhalen“[186]), Ernst Löhndorff („schrijver van talent”, „uitstekend schrijverstalent“[187]), Wolfdietrich Schnurre („rasechte verteller”[188]), Ben Traven („een van de grootste vertellers van deze tijd“[189]) und Jakob Wassermann („weergaloos verteller“[190]) werden als große Erzähler charakterisiert. Ernst Zahn wird in der Einleitung zu Het gezin van Lukas Hochstraszer (1908) von Augusta de Wit wegen der streng-durchdachten Komposition des Werks, der schönen Stimmung des Ganzen, der besonderen Zeichnung der Figuren und des Landes gerühmt. Letztendlich finde man nach De Wit immer Schönheit in den Werken Zahns.[191] Auch die Redaktion rühmt in Klappentexten die treffende Personenzeichnung in den Werken von Zahn. Stefan Zweig wird schließlich in Klappentexten wegen seines fesselnden, farbigen und lebendigen Stils gerühmt.

Aktualität wird als Empfehlung vieler Ausgaben eingesetzt. Die Werke der klassischen Dichter Wilhelm Hauff, Friedrich Hebbel, Heinrich von Kleist und Novalis seien nach der Redaktion auch im 20. Jahrhundert noch nicht veraltet. De christenheid of Europa (1949) von Novalis wird empfohlen als „En menigeen zal verrast de bedenking maken, dat de droom van een verenigd Europa reeds zo oud is!“ und „In de verwarde tijden welke wij thans beleven, is het zeker de moeite waard dit eigenaardig geschrift nog eens ter hand te nemen“.[192]

Weiterhin befassen viele zeitgenössische Werke sich nach der Redaktion mit aktuellen Themen. Der Roman De man in de stroming (1965) von Siegfried Lenz vermittele ein „beeld van onze tijd“ und greife ein Problem der modernen Welt auf. Zu den Werken von Ben Travens heißt es: „Op en top een boek van deze tijd!“ und „een boek, waarin het volle leven van onze dagen (...) voelbaar is“.[193] Schließlich wird Franz Werfels Roman Hoort naar mijne stem (1946) dem Leser wegen seiner Aktualität empfohlen: „(...) bestaan er in het heden geen spanningen in het persoonlijke en staatkundige leven, die niet evenzeer tot uiting kwamen in die lang vergane wereld, die Werfel in zijn oneindig rijke schakeringen voor ons doet herleven“.[194]

Verschiedene Ausgaben bezwecken, den Leser zu unterrichten und zu erbauen. Im Klappentext zu Het leven der insecten (1938) wird Konrad Günthers Stil als „algemeen begrijpelijk en toch grondig wetenschappelijk“ dem Leser empfohlen. Die Wereldbibliotheek bezweckt mit den populärwissenschaftlichen Werken Günthers (1923, 1938), ein breites Publikum zu erreichen. Auch die Werke K.O. Hartmanns (1923, 1924, 1927) werden einem breiten Publikum empfohlen: „Volgens velen is het werk echter niet alleen geschikt en genietbaar voor degenen, die de bouwkunst tot het onderwerp hunner studie hebben gekozen, doch voor allen, die belang stellen in de kunstgeschiedenis en den aesthetischen ontwikkelingsgang der beschaving“. Die Redaktion hat die Ausgaben von Hartmann in die Serie ‚Encyclopaedie in Monografieën’ aufgenommen, was ebenfalls auf das Bildungskonzept der Wereldbibliotheek hinweist.[195] Der Zweck der ersten Ausgabe von Fritz Künkel im Jahre 1930 (Opvoeding tot persoonlijkheid) heißt „de belangrijkste inzichten der Individualpsychologie in gemakkelijk te begrijpen vorm in wijderen kring bekend te maken“.[196] Die Wereldbibliotheek will mit der Ausgabe die Leser, besonders Erzieher und Lehrer, unterrichten. Zweck der Ausgabe Karaktervorming door zelfopvoeding ist im Jahre 1952 noch immer, die Leser zu lehren, denn sie wird dem Leser als lehrreich empfohlen: „dat wij hier ontzaggelijk veel kunnen leren“. Künkels Karakterkunde van de jeugd (1953) will Jugendlichen „de nodige kracht“ geben „om zonder ontwijken de taak te aanvaarden“, die Eltern und Erzieher werden weiterhin „zulke kostbare richtlijnen“ entdecken, die ihnen helfen, „de jeugd zo doelmatig mogelijk bij te staan in de moeilijke vormingsjaren“.[197] Ziel der Inleiding tot de karakterkunde (1964) von Künkel ist „vorming van het eigen karakter door zelfopvoeding“.[198] Die Werke von Gertrud Prellwitz bezwecken, die jungen Leser zu erziehen, zum Beispiel Het Levenswonder (1924), das junge Leser über Fortpflanzung und Sexualität berichtet. Die Protagonisten in den Werken von Ernst Zahn, die zwischen 1907 und 1933 erscheinen, werden als exemplarisch vorgeführt: „Daar zit iets opsterkends en opstijgends in dit voorbeeld van zedelijke offervaardigheid“.[199] Die Hauptfiguren werden überdies mit tragischen Helden verglichen. Die Redaktion charakterisiert die Erzählungen Zahns schließlich als „boeiend“ und „gezond-prikkelend“.[200] Zieglers Godsdienst und Godsdiensten (1918) habe, wie H.Y. Groenewegen in der Einführung berichtet, keinen erbaulichen Zweck, sondern will Kenntnisse und Einsicht bezüglich Religion fördern. Es mangelt vielen nämlich an einfachem Wissen von Religion, und „Zoo worde dan onze Wereldbibliotheek ook in dien zin weder meer haar naam waardig, dat zij over het groote wereldverschijnsel dat godsdienst heet, (...) helpt kennis verspreiden en licht ontsteken“.[201] Schließlich bezweckt die Wereldbibliotheek auch mit den Ausgaben Theobald Zieglers, weniger gebildete und neue Leser zu erreichen: „voor die heel wat minder ontwikkelde nieuwe lezerskring (...) die deze uitgave tot dit soort lektuur zou willen opheffen. Voor wie ontwikkeling zoekt (...) heb ik deze kultuurgeschiedenis toegankelik willen maken“.[202]

Der Wunsch der WB-Redaktion, das Leserpublikum zu lehren und zu erbauen, muss vor dem zeitlichen Hintergrund betrachtet werden. Die Reformbewegung um die Wende des 20. Jahrhunderts will die Masse lehren und geistig entwickeln. Mit den populärwissenschaftlichen Ausgaben konkretisiert die Wereldbibliotheek ihr Streben nach Volksentwicklung (mit Werken von Günther, Hartmann, Künkel, Ziegler). Sie versucht, einen neuen Leserkreis zu erreichen, den sie mit Einführungen in viele Disziplinen lehren will. Die Ausgaben der wissenschaftlichen Werke von Freud Anfang des 20. Jahrhunderts stellen eine Abweichung dar, denn sie weisen ein hohes Niveau auf. Die Redaktion betont trotzdem die Einfachheit der Werke Freuds und empfiehlt sie nicht nur Sachverständigen, sondern auch Laien. Wie der Klappentext zu Inleiding tot de karakterkunde (1964) von Künkel aufzeigt, bleibt das erzieherische Streben bis in die sechziger Jahre aktuell. Dies hat jedoch nicht mehr mit dem Streben nach Volksentwicklung und Literaturverbreitung zu tun, weil die allgemeine Zugänglichkeit der Bildungsanstalten, öffentliche Bibliotheken und die Massenmedien das Streben überflüssig gemacht haben. Die schnellen Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg führen weiterhin zu grundlegenden, gesellschaftlichen Änderungen. Nach der kulturellen Revolution der sechziger Jahre, die mit einer zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft einhergeht, verschwindet der bevormundende Charakter der Ausgaben. Moralisierende Werke sind im Übersetzungsangebot nicht länger vertreten, so erscheinen die Werke von Zahn hauptsächlich vor dem Zweiten Weltkrieg.

Motive werden nicht immer von der Redaktion expliziert, wodurch die aus den genannten Quellen gefolgerten Motive ergänzt werden können. Wie in Kapitel 3 schon dargestellt wurde, bezweckt die Wereldbibliotheek Anfang des 20. Jahrhunderts, Klassiker der Weltliteratur einem breiteren Leserpublikum zur Verfügung zu stellen. Auf dieses Streben ist die Ausgabe der Oeuvres von Johann Wolfgang von Goethe, Jakob und Wilhelm Grimm, Wilhelm Hauff, Gerhart Hauptmann, Friedrich Hebbel, Heinrich Heine, E.T.A. Hoffmann, Heinrich von Kleist und Novalis zurückzuführen. Heinrich von Kleist wird explizit als klassischen Schriftsteller angeführt, er komme nach Van Suchtelen was seine schöpferische Kraft, Phantasie und Sprache angeht oft Shakespeare gleich. Simons bezeichnet die Erscheinung des Faust II (1920) von Goethe „zoowel voor de redactie der W.B., als voor onze cultuur, een oogenblik van beteekenis“.[203] Den Leser wird außerdem zum Lesen des zweiten Teils angespornt: „Dat Goethe zelf zo’n nadruk legt op het lichtvoetige karakter van Faust II diene ter overpeinzing voor lezers die bij voorbaat menen dat zij zich aan dat ach zo diepzinnige en loodzware poëem slechts met opgetrokken wenkbrauwen en samengeknepen kaken kunnen wagen“.[204] Neben der Klassizität des Egmond (1913) dürfte der Grund der Ausgabe darin liegen, dass Goethe dabei auf die niederländische Vergangenheit zurückgreift. Anlässlich des 100. Todestages Goethes veröffentlicht die Wereldbibliotheek 1932 unter dem Titel Goethe's wereldbeschouwing en levenswijsheid: een bloemlezing uit zijn proza, brieven en gesprekken eine Blütenlese, die eine Auswahl von Goethes Prosa, Briefen und Gesprächen enthält. Der 200. Geburtstag (1949) Goethes bildet weiterhin den Anlass der Ausgabe Egmond en Oranje-Egmond en Alva (1949).

Auch aus persönlichen Vorzügen und Überzeugungen der Redakteure können Ausgaben erklärt werden. Die Ausgabe klassischer Werke ist nicht nur auf das Grundsatzprogramm zurückzuführen, sondern auch auf persönliches Interesse der Redaktion. Sowohl Leo Simons als auch Nico van Suchtelen zeigen ein besonderes Interesse für die Ausgabe deutscher Klassiker auf, wobei Nico van Suchtelen überdies als Übersetzer vieler Klassiker auftritt. Mit der Ausgabe von Goethes Faust II im Jahre 1920 ist einen Lieblingswunsch von Leo Simons erfüllt worden, wie er in einem Dankeswort zu der Ausgabe schreibt. Die Ausgaben von Freud dürfte Van Suchtelen initiiert haben, denn er zeigt ein besonderes Interesse für Freud auf. In Kapitel 4 wurde schon beschrieben, dass viele Ausgaben sozialistische, humanistische, pazifistische und zeitkritische Züge aufweisen (mit Autoren wie Max von der Grün, Gerhart Hauptmann, Andreas Latzko, Siegfried Lenz, Thomas Mann, Wolfdietrich Schnurre, Ben Traven, Jakob Wassermann, Stefan Zweig). Der unverkennbare Einfluss der sozial und zeitkritisch ausgerichteten Ausgaben auf das Angebot ist wohl auf die Vorzüge der Redaktion zurückzuführen. Die Redaktion betont in Klappentexten zu den Werken von Hermann Kesten Motive wie Menschenliebe, Freiheit, Freundschaft und Gerechtigkeit. Leo Simons entscheidet sich nach einer Begegnung mit Andreas Latzko für eine niederländische Übersetzung seines Werks Menschen im Krieg (1916). Die Ausgabe der Werke Latzko’s ist demnach auf persönliche Kontakte zwischen Redaktion und Autor zurückzuführen. Latzko ist außerdem mit Nico van Suchtelen befreundet gewesen, denn Van Suchtelen und Latzko teilen viele Ansichten und sind beide Idealist, Humanist und Pazifist. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass das Oeuvre von Latzko großenteils unter dem Direktorat von Van Suchtelen aufgebaut wird. Latzko’s Werke werden dem Leser wegen ihrer zeitkritischen Prägung empfohlen: „Een boek, dat veel te denken geeft; moge het velen wekken uit hun gedachteloze dommel!“ heißt es im Klappentext zu Korte verhalen (1949).[205] Die Redaktion betont in Klappentexten den sozialen und satirischen Einschlag der Werke von Wolfdietrich Schnurre. Moederlegende von Hellmuth Unger wird wegen der „zuivere innerlijke menschelijkheid en gevoelige verbeelding“ gerühmt, und auch Jakob Wassermanns Werke werden wegen ihrer Menschlichkeit empfohlen.[206]

Ein weiteres wichtiges Motiv bildet schließlich den kommerziellen Aspekt der Ausgaben. Obschon die Redaktion sich zum kommerziellen Aspekt der Ausgaben in Klappentexten, Vor- und Nachworten meistens nicht äußert, ist die Vermarktung einer Redaktion selbstverständlich wichtig, denn die Kontinuität des Verlags darf nicht aus dem Auge verloren werden. Hans Baumanns Kinder- und Jugendbücher sind in Deutschland sehr beliebt gewesen, was die Redaktion veranlasst haben mag, seine Werke auch in den Niederlanden zu verbreiten. Dies gilt auch für den Autor Jakob Wassermann: Seine Beliebtheit in Deutschland dürfte die Redaktion veranlasst haben, seine Werke in Übersetzung in den Niederlanden herauszugeben. Der große Erfolg der ersten Ausgabe von Fritz Künkel im Jahre 1930 hat wohl zu späteren Ausgaben in den fünfziger Jahren geführt. Auch für die Ausgaben von Sven Hedin und Ernst Löhndorff gilt, dass die Redaktion aufgrund der ersten Ausgabe hohe Verkaufzahlen erwartet haben dürfte. In die Ausgabe Het tweede leven (1919) von Ernst Zahn hat die Redaktion die Bemerkung aufgenommen, dass das Werk in Deutschland sofort gut empfangen wurde. Daraus kann gefolgert werden, dass die Redaktion eine gute Vermarktung der Übersetzung erwartet hat. Der Erfolg der Werke Zahns hat zweifellos zur Erweiterung seines Oeuvre geführt. Auch der Aufbau der Oeuvres von Wassermann, Freud, Künkel und Latzko ist aus ihrer guten Vermarktung zu erklären.

 

 

6.2. Rekapitulation

 

Die Wereldbibliotheek hat seit ihrer Gründung im Jahre 1905 bis heute viele Werke ausgegeben, wobei die ganze Weltliteratur und (inter)nationale Nichtfiktion in Rücksicht genommen wurde. Die Blüte, die die Wereldbibliotheek seit ihrer Gründung erlebt hat, wird in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert unterbrochen, weil die Führung der WB den neuen Entwicklungen im Bücherfach ungenügend vorgreift. Nach den anregenden Perioden unter Leo Simons und Nico van Suchtelen, die sich durch ihre bzw. künstlerischen und intellektuellen Qualitäten profiliert hatten, vermisst die WB eine engagierte imd sachverständige Führung. Die WB verliert in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts außerdem ihre Selbstständigkeit, weil sie vom Verlag Becht übernommen wird. Erst nachdem die Wereldbibliotheek unter der Führung von Joos Kat im Jahre 1986 wieder selbstständig wird, entwickelt sie sich erneut zu einem blühenden Verlag.

Die Wereldbibliotheek ist immer stark international ausgerichtet gewesen. Die internationale Ausrichtung der WB verlagert sich zwischen 1905 und 2004: Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts herrschen die ‚traditionellen’ Sprachgebiete (das Englisch, Deutsch und Französisch) im Verlagsprogramm vor, worauf nach dem Zweiten Weltkrieg das englische Sprachgebiet an Bedeutung gewinnt. Diese Entwicklungen entsprechen der allgemeinen Entwicklung auf dem niederländischen Büchermarkt. Ab der zweiten Hälfte der achtziger Jahre ändert sich die internationale Ausrichtung der WB. Der Schwerpunkt der internationalen Ausrichtung der WB verlagert sich nämlich vom englischen und deutschen Sprachgebiet auf die romanischen Sprachgebiete (das Italienisch, Spanisch und Portugiesisch) und auf andere ‚kleinere’ Sprachgebiete (das Ungarisch, Hebräisch, Finnisch, Polnisch). Seitdem weicht die internationale Ausrichtung der Wereldbibliotheek vom niederländischen Büchermarkt, auf dem das Englisch eine dominante Position einnimmt, ab. Diese Entwicklung ist daraus zu erklären, dass die Wereldbibliotheek sich als kleiner Verlag nicht ausschließlich für englische Ausgaben einsetzen kann, weil für diese Werke hohe Vorschüsse gezahlt werden müssen. Diese hohen Vorschüsse sind für kleine Verlage kaum aufzubringen. Außerdem hat das Interesse für deutsche Literatur auf dem niederländischen Büchermarkt abgenommen. Kleine Verlage wie die Wereldbibliotheek müssen ihr Interesse deswegen auf andere Sprachgebiete verlegen.

Die Wereldbibliotheek hat zwischen 1905 und 2004 eine besondere Aufmerksamkeit für deutsche Dichtung aufgezeigt. Die Fiktion herrscht im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen vor, wodurch die WB sich, mindestens was das Angebot aus dem Deutschen anbelangt, als literarischer Verlag bezeichnen lässt. In den Niederlanden können Verlage es sich nicht erlauben, sich einer spezifischen literarischen Strömung zu widmen, wie dies in Deutschland schon möglich ist und vorkommt, wo der Insel Verlag sich um die Neuromantiker bemüht hat und der Kurt Wolff Verlag den Expressionismus ‚vereinnahmt’ hat. Der niederländische Lesermarkt ist für eine derartige Spezialisierung der Verlage zu klein. Dennoch ‚spezialisiert’ die Wereldbibliotheek sich auf die Dichtung und bessere Unterhaltungsliteratur aus dem deutschen Sprachgebiet. Klassische Dichtung wurde hauptsächlich Anfang des 20. Jahrhunderts herausgegeben, was auf das Anfangsstreben der WB zurückzuführen ist, Klassiker der Weltliteratur einem breiteren Leserpublikum zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört u.a. die Ausgabe der Werke von Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Hauf und Friedrich Hebbel. Im Laufe des 20. Jahrhundert gewinnt jedoch auch moderne deutsche Dichtung im Übersetzungsangebot an Bedeutung, was die Ausgabe der Werke von z. B.  Hermann Kesten, Jakob Wassermann und Stefan Zweig aufzeigt. Die bessere Unterhaltungsliteratur ist das ganze Jahrhundert hindurch ebenfalls stark vertreten. Die Oeuvres der großen Erzähler Andreas Latzko und Ernst Zahn erscheinen hauptsächlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, während Bernhard Kegel um die Wende des 21. Jahrhunderts in das Verlagsprogramm der WB aufgenommen wird.

Die Unterhaltungsliteratur herrscht hauptsächlich in den siebziger Jahren vor, was auf die Übernahme der Wereldbibliotheek vom Verlag Becht zurückzuführen ist. Becht fügt das literarische Verlagsprogramm seinem eigenen kommerziellen Verlagsprogramm hinzu, wodurch die Wereldbibliotheek in ein Abhängigkeitsverhältnis gerät und der Ausgabe deutscher Dichtung weniger Raum gegeben wird. Die Unterhaltungsliteratur herrscht nur die ersten Jahrzehnte nach dem Rücktritt von Van Suchtelen vor, woraus gefolgert werden kann, dass der WB nach dem Rücktritt von Van Suchtelen eine künstlerisch anregende Führung vermisst. Neuen Entwicklungen im Bücherfach werden ungenügend vorgegriffen, wodurch die WB in eine schwierige Position gerät und vom Verlag Becht übernommen wird. Durch die Übernahme gerät die Wereldbibliotheek in ein Abhängigkeitsverhältnis, wodurch der Akzent im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen sich von Dichtung und besserer Unterhaltungsliteratur auf die Unterhaltungsliteratur verlagert. Erst unter der Führung von Kat ab 1986 blüht die WB wieder auf und gewinnen künstlerisch und wissenschaftlich hochwertige Werk wieder an Bedeutung. Die engagierten Direktoren sind demnach vor allem Simons, Van Suchtelen und Kat (gewesen), welche bzw. die erste Hälfte des 20. Jahrhundert und die Wende des 21. Jahrhunderts geprägt haben.

Betreffs der deutschen Nichtfiktion dominieren populärwissenschaftliche Werke namentlich Anfang des 20. Jahrhunderts, denn Anfang des 20. Jahrhunderts ist das Anfangsstreben der WB aktuell, ein ungebildetes, neues Leserpublikum mit Einführungen in verschiedene Disziplinen zu lehren. Jedoch erscheinen auch Anfang des 20. Jahrhnderts verschiedene wissenschaftliche Werke. Zwischen 1916 und 1924 werden drei Werke von Freud ausgegeben, die dem Interesse des WB-Redakteurs Nico van Suchtelen zugeschrieben werden können. Ende des 20. Jahrhunderts herrscht die Ausgabe wissenschaftlicher Werke vor, was die Ausgabe des Oeuvre von Schopenhauer zeigt.

Das WB-Leserpublikum hat sich namentlich für die bessere Unterhaltungsliteratur, Dichtung und wissenschaftliche Ausgaben aus dem Deutschen interessiert. Vor allem die großen Erzähler Andreas Latzko und Ernst Zahn erfreuen sich großer Beliebtheit, und dies trifft auch für die Dichter Jakob Wassermann und Johann Wolfgang von Goethe zu. Überraschend ist außerdem, dass das Interesse des Leserpublikums für wissenschaftliche Werke dem Interesse für populärwissenschaftliche Werke überlegen ist. Namentlich das Oeuvre von Sigmund Freud wird oft verkauft.

Neben der Qualität der Ausgaben hat die Wereldbibliotheek den kommerziellen Aspekt der Ausgaben berücksichtigt, denn ein Verlag bewegt sich in seiner Beschaffenheit als kulturelle Institution und Betrieb zugleich in einem Spannungsfeld kultureller und kommerzieller Kräfte.

 

Ausblick

Um die Wende des 21. Jahrhunderts zeigt die Wereldbibliotheek sich was das Übersetzungsangebot aus dem Deutschen anbelangt noch immer als ein Verlag, der Dichtung und hochwertige Nichtfiktion bringt. Die Anwesenheit von Goethes Faust und die Werke von Freud und Schopenhauer im Verlagsprogramm um 2000 zeigt, dass die Wereldbibliotheek sich noch immer für die großen deutschen Dichter und Denker einsetzt. Klassische Ausgaben sind im 21. Jahrhundert übrigens nicht mehr auf das Anfangsstreben der WB nach Literatur- und Wissensverbreitung zurückzuführen. Im Übersetzungsangebot aus dem Deutschen ist im Jahre 2004 Jahrhunderts außerdem moderne deutsche Dichtung vertreten, was die Ausgabe der Werke von Julia Franck zeigt.

 

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[1] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 18.

[2] Ebd. S. 18.

[3] Ebd. S. 25.

[4] Ebd. S. 26.

[5] Janssen, Susanne.

2000 „Onderzoek naar twintigste-eeuwse literaire uitgeverijen: Een stand van zaken“. In: Hannie van Goinga (ed.). Jaarboek voor Nederlandse boekgeschiedenis. Leiden: Nederlandse Boekhistorische Vereniging. 7: 66.

[6] Horkheimer, M./Th. W. Adorno.

1981 Dialektik der Aufklärung. Frankfurt/Main. [urspr. 1947] S. 108-150.

Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 46.

[7] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 47.

[8] Ebd. S. 47.

[9] Schwenger, H.

1979 Literaturproduktion. Stuttgart.

[10] Bourdieu, P.

1977 „La production de la croyance“. Actes de la recherche en sciences sociales 13: 3-43. S. 5-6.

[11] Verdaasdonk, H.

1984 „De onderscheidenheid van het literaire titelaanbod“. In: Adriaansens, H./H. Verdaasdonk. De toekomst van het boek. Amsterdam. 83-116. S. 113.

[12] Verdaasdonk, H.

1989 „Literary reviews“. The IGEL conference 1987: aspects of the empirical study of art and media.;

Verdaasdonk, H.

1983 „Social and economic factors in the attribution of literary quality“. Poetics XII: 383-395. S. 393-395.;

Viehoff, R.

1981 Literaturkritik im Rundfunk: Eine empirische Untersuchung von Senderreihen des Westdeutschen Rundfunks Köln 1971-1973. Tübingen.;

Janssen, S.

1989 „Institutional factors influencing the selection made by literary reviewers“. The IGEL conference 1987. Aspects of the empirical study of art and media.

[13] Coser, L.A./Ch. Kadushin/ W.W. Powell.

1982 Books: The culture and commerce of publishing. New York: Basic Books. S. 4.

[14] Coser, L.A./Ch. Kadushin/W.W. Powell.

1982 Books: The culture and commerce of publishing. New York: Basic Books.

[15] Brink, dr. R.E.M. van den.

1987 Informatie over informatie: Handboek van de informatiemedia in Nederland 1938-1985, in het bijzonder over de uitgeverij. Leiden/Antwerpen: H.E. Stenfert Kroese.

[16] Kuitert, L.

1996 Het uiterlijk behang: Reeksen in de Nederlandse literatuur 1945-1996. Amsterdam.

[17] Voorst, Sandra van.

1997 Weten wat er in de wereld te koop is: Vier Nederlandse uitgeverijen en hun vertaalde fondsen 1945-1970. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur inEuropese context’]

[18] Janssen, S.. und  N. Olislagers.

1986 „De rol van literaire tijdschriften bij de beslissing van literaire uitgeverijen om Nederlandstalgie auteurs te laten debuteren“. TTT/Tijdschrift vor taal- en tekstwetenschap 6: 275-284.

[19] Janssen, Susanne.

2000 „Onderzoek naar twintigste-eeuwse literaire uitgeverijen: Een stand van zaken“. In: Hannie van Goinga (ed.). Jaarboek voor Nederlandse boekgeschiedenis. Leiden: Nederlandse Boekhistorische Vereniging. 7: 77.

[20] Voorst, Sandra van.

1997 Weten wat er in de wereld te koop is: Vier Nederlandse uitgeverijen en hun vertaalde fondsen 1945-1970. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur inEuropese context’] S. 6.

[21] Meyer-Dohm, P.

1970 „Verlegerische Berufsideale und Leitmaximen“. In: Werner Adrian. Das Buch in der dynamischen Gesellschaft. 136.

[22] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 27.

[23] Ebd. S. 35.

[24] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. Im Folgenden werde ich dieses Werk unter dem Sigel ‚Nieuwe lezers’ zitieren.

[25] Voorst, Sandra van.

1997 Weten wat er in de wereld te koop is: Vier Nederlandse uitgeverijen en hun vertaalde fondsen 1945-1970. Den Haag: Sdu Uitgevers.

[26] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 129.

[27] Elema, Hans.

1973 Literarischer Erfolg in sechzig Jahren: Eine Beschreibung der belletristischen Werke, die zwischen 1900 und 1960 aus dem Deutschen ins Holländische übersetzt wurden. Assen: Van Gorcum.

[28] Beutin, Wolfgang u.a..

2001 Deutsche Literaturgeschichte: Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart/Weimar: Metzler. [sechste, verbesserte und erweiterte Auflage mit 524 Abbildungen]

Sørensen, Bengt Algot.

1997 Geschichte der deutschen Literatur. München: C.H. Beck.

[29] Picarta ist aus dem ;Nederlandse Centrale Catalogus’ (NCC), spezialisierten Onlinedatenbanken, ‚Netfirst’ (einem Katalog mit Internetbrunnen), und einigen spezialisierten Beständen, wie dem ‚BNTL’ und dem ‚Repertorium Geschiedenis Nederland’ zusammengesetzt.

[30] Brink, R.E.M.

1978 Het geheim van de uitgever. Amsterdam. S. 162.

[31] Janssen, Susanne.

2000 „Onderzoek naar twintigste-eeuwse literaire uitgeverijen: Een stand van zaken“. In: Hannie van Goinga (ed.). Jaarboek voor Nederlandse boekgeschiedenis. Leiden: Nederlandse Boekhistorische Vereniging. 7: 65-79. S. 67.

[32] Brink, dr. R.E.M. van den.

1987 Informatie over informatie: Handboek van de informatiemedia in Nederland 1938-1985, in het bijzonder over de uitgeverij. Leiden/Antwerpen: H.E. Stenfert Kroese.S. 103.

[33] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 31, 32.

[34] Janssen, Susanne.

2000 „Onderzoek naar twintigste-eeuwse literaire uitgeverijen: Een stand van zaken“. In: Hannie van Goinga (ed.). Jaarboek voor Nederlandse boekgeschiedenis. Leiden: Nederlandse Boekhistorische Vereniging. 7: 74.

[35] Voorst, Sandra van.

1997 Weten wat er in de wereld te koop is: Vier Nederlandse uitgeverijen en hun vertaalde fondsen 1945-1970. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur inEuropese context’] S. 6.

[36] Krevelen, Laurens van.

2002 De stijl van de uitgever. Amsterdam: De Buitenkant. S. 64-65.

[37] Janssen, Susanne.

2000 „Onderzoek naar twintigste-eeuwse literaire uitgeverijen: Een stand van zaken“. In: Hannie van Goinga (ed.). Jaarboek voor Nederlandse boekgeschiedenis. Leiden: Nederlandse Boekhistorische Vereniging. 7: 75-76.

[38] Unwin, Stanley.

1946 De uitgeverij in haar ware gedaante. Maastricht: Leiter-Nypels. [Uit het Engels vertaald door J. Tersteeg] S. 19, 20, 284.

[39] Wie oben erwähnt, sind nach Van Krevelen jedoch die technischen Kenntnisse im Laufe des 20. Jahrhunderts weniger von Gewicht geworden. Unwin schreibt dies 1946.

[40] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 71.

[41] Brink, dr. R.E.M. van den.

1987 Informatie over informatie: Handboek van de informatiemedia in Nederland 1938-1985, in het bijzonder over de uitgeverij. Leiden/Antwerpen: H.E. Stenfert Kroese. S. 106, 108.

[42] Krevelen, Laurens van.

2002 De stijl van de uitgever. Amsterdam: De Buitenkant. S. 76.

[43] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 49.

[44] Ebd. S. 41.

[45] Voorst, Sandra van.

1997 Weten wat er in de wereld te koop is: Vier Nederlandse uitgeverijen en hun vertaalde fondsen 1945-1970. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur inEuropese context’] S. 215.

[46] Unwin, Stanley.

1946 De uitgeverij in haar ware gedaante. Maastricht: Leiter-Nypels. [Uit het Engels vertaald door J. Tersteeg] S. 11.

[47] Janssen, Susanne.

2000 „Onderzoek naar twintigste-eeuwse literaire uitgeverijen: Een stand van zaken“. In: Hannie van Goinga (ed.). Jaarboek voor Nederlandse boekgeschiedenis. Leiden: Nederlandse Boekhistorische Vereniging. 7: 71.

[48] Meyer-Dohm, P.

1970 „Verlegerische Berufsideale und Leitmaximen“. In: Werner Adrian. Das Buch in der dynamischen Gesellschaft. 133-153.

[49] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 44, 45.

[50] Janssen, Susanne.

2000 „Onderzoek naar twintigste-eeuwse literaire uitgeverijen: Een stand van zaken“. In: Hannie van Goinga (ed.). Jaarboek voor Nederlandse boekgeschiedenis. Leiden: Nederlandse Boekhistorische Vereniging. 7: 74.

[51] Brink, R.E.M. van den.

1978 „De toekomst van de uitgever“. In: Nuis, A. Het geheim van de uitgever: Verkenningen voor Rienk Visser. Amsterdam: Bert Bakker. 103-104.

[52] Krevelen, Laurens van.

2002 De stijl van de uitgever. Amsterdam: De Buitenkant. S. 55.

[53] Ebd. S. 32.

[54] Krevelen, Laurens van.

2002 De stijl van de uitgever. Amsterdam: De Buitenkant. S. 55.

[55] Ebd. S. 31.

[56] Schuyt, Kees und Ed Taverne.

2000 1950: Welvaart in zwart-wit. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur in Europese context’] S. 460.

[57] Ebd. S. 32, 33.

[58] Ebd. S. 65.

[59] Asscher, Maarten.

1998 „The cottage by the highway“. Logos.3: 131.

[60] Krevelen, Laurens van.

2002 De stijl van de uitgever. Amsterdam: De Buitenkant. S. 48.

[61] Glas, Frank de.

1984 Sociale spreiding van ‚kwaliteitsliteratuur’ en het literaire-kulturele veld. Uitgangspunten van de „Wereldbibliotheek” (1905-  ). Tilburg: Tilburg University. S. 3.

[62] Postema, Esther.

1999 „ ‚Een bronwel van beschaving en ontwikkeling’: De Wereldbibliotheek en de gewone man”. Groniek 146: 66.

[63] Arnold Toynbee (1852-1883) war ein britischer Wirtschaftshistoriker und Sozialreformer, der in London Wirtschaftsgeschichte lehrte. Er widmete sich in Gemeinschaftsarbeit mit dem Geistlichen Samuel A. Barnett und vielen Studenten der Bildung der Arbeiter in den Arbeitervierteln des Londoner East End. Das dazu gebaute Haus wurde nach Toynbees frühzeitigem Tod nach ihm „Toynbee Hall“ genannt, und die dort geleistete Volksentwicklungsarbeit wurde international unter dem Namen „Toynbee-werk“ bekannt.

Wiggers, Prof. Dr. A.J. (Herausgeber u..a.).

1974 Grote Winkler Prins: Encyclopedie in twintig delen. Amsterdam: Elsevier.

Glas, Frank de.

1984 Sociale spreiding van ‚kwaliteitsliteratuur’ en het literaire-kulturele veld. Uitgangspunten van de „Wereldbibliotheek” (1905-  ). Tilburg: Tilburg University. S. 4.

[64] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 66.

[65] Simons, Leo.

1915 „Het goedkoope boek“. In Leo Simons. Gedenkboek der Wereldbibliotheek 1905-1915. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. 18-19.

[66]Glas, Frank de.

1984 Sociale spreiding van ‚kwaliteitsliteratuur’ en het literaire-kulturele veld. Uitgangspunten van de „Wereldbibliotheek” (1905-  ). Tilburg: Tilburg University. S. 3.

[67] Ebd. S. 1.

[68] Ebd. S. 12.

[69] Ebd. S. 7.

[70] Ebd. S. 17.

[71] Richter, N.

1982 L’éducation ouvrière et le livre. De la Révolution à la Libération. Le Mans.

[72] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 57.

[73] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 68.

[74] Simons, Leo.

1913 „Goedkoope boeken en hun verspreiding“. Nieuwsblad voor den Boekhandel 8: 51-57. S. 54.

[75] Waal, J.C.

1905 De Maatschappij voor Goede en Goedkoope Lectuur en haar Wereldbibliotheek. Een onderhoud met den Directeur-Redacteur. Amsterdam: Maatschappij voor Goede en Goedkoope Lectuur. S. 2.

[76] Ebd. S. 164.

[77] Simons, Leo.

1930 „Een persoonlijk woord tot slot“. In: Leo Simons. Gedenkboek van het 25-jarig bestaan der Wereldbibliotheek. Amsterdam: Maatschappij tot Verspreiding van Goede en Goedkoope Lectuur. 40.

[78] Ebd. S. 2.

Simons, Leo u.a.

1915 „Het goedkoope boek“. In: Leo Simons. Gedenkboek der Wereldbibliotheek 1905-1915. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. 38.

[79] Ebd. 344.

[80] Werbung in L. Tolstoi, Kaukasische vertellingen, Amsterdam 1913.

[81] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 166.

[82] Simons, Leo.

1915 „Het goedkoope boek“. In: Leo Simons. Gedenkboek der Wereldbibliotheek 1905-1915. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. 39.

[83] Simons, Leo.

1911 “Boeken-schrijvers-lezers”. In: Leo Simons. Studies en lezingen. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. 354.

[84] Ebd. 353.

[85] Ebd. 399.

[86] Glas, Frank de.

1984 Sociale spreiding van ‚kwaliteitsliteratuur’ en het literaire-kulturele veld. Uitgangspunten van de „Wereldbibliotheek” (1905-  ). Tilburg: Tilburg University. S. 20.

[87] Ebd. S. 19.

[88] Postema, Esther.

1999 „ ‚Een bronwel van beschaving en ontwikkeling’: De Wereldbibliotheek en de gewone man”. Groniek 146: 75.

Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 102.

[89] Ebd. S. 75.

[90] Postema, Esther.

1999 „ ‚Een bronwel van beschaving en ontwikkeling’: De Wereldbibliotheek en de gewone man”. Groniek 146: 75.

Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 80.

[91] Ebd. S. 138.

[92] Ebd. S. 137.

[93] Ebd. S. 92.

[94] Ebd. S. 90.

[95] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 167.

[96] Simon Simons, Leo.

1911 „Boeken-schrijvers-lezers“. In: Leo Simons. Studies en Lezingen. Amsterdam: Mij voor Goede en Goekoope Lectuur. 400.

[97] Simons, Leo.

1915 „Het goedkoope boek“. In: Leo Simons. Gedenkboek der Wereldbibliotheek 1905-1915. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. 67.

[98] Postema, Esther.

1999 „ ‚Een bronwel van beschaving en ontwikkeling’: De Wereldbibliotheek en de gewone man”. Groniek 146: 65-78. S. 66.

[99] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 177.

[100] Simons, Leo und Nico van Suchtelen.

1930 „Na 25 jaren“. In: Leo Simons. Gedenkboek van het 25-jarig bestaan der Wereldbibliotheek. Amsterdam: Maatschappij tot Verspreiding van Goede en Goedkoope Lectuur. 25.

[101] Postema, Esther.

1999 „ ‚Een bronwel van beschaving en ontwikkeling’: De Wereldbibliotheek en de gewone man”. Groniek 146: 77.

[102] Glas, Frank de.

1984 Sociale spreiding van ‚kwaliteitsliteratuur’ en het literaire-kulturele veld. Uitgangspunten van de „Wereldbibliotheek” (1905-  ). Tilburg: Tilburg University. S. 23.

[103] Ebd. S. 24.

[104] Simons, Leo und Nico van Suchtelen.

1930 „Na 25 jaren“. In: Leo Simons. Gedenkboek van het 25-jarig bestaan der Wereldbibliotheek. Amsterdam: Maatschappij tot Verspreiding van Goede en Goedkoope Lectuur. 22.

Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 116, 117.

[105] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 80.

[106] Ebd. S. 160.

[107] Ebd. S. 160.

[108] Ebd. S. 160, 161.

[109] Nederlands Letterkundig Museum en Documentatiecentrum.

1936 Brief von Van Suchtelen an das Ehepaar Scharten-Antink, d.d. 3. Oktober 1936. [Zitiert in De vlam van het menselijk denken von Esther Blom, 1999. Daselbst S. 154.]

[110] Ebd. S. 164.

[111] Nederlands Letterkundig Museum.

1941 Vernehmung Sicherheitspolizie (von Van Suchtelen sofort aufgezeichnet) im Dossier Van Suchtelen. [Zitiert in De vlam van het menselijk denken von Esther Blom. Daselbst S. 171]

[112] Blom, Esther.

1999 De vlam van het menselijk denken: Nico van Suchtelen (1878-1949). Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 173.

[113] Ebd. S. 173.

[114] Janssen, Christiaan.

2003 Abgrenzung und Anpassung: Deutsche Kultur zwischen 1930 und 1945 im Spiegel der Referatenorgane ‚Het Duitsche Boek’ und ‚De Weegschaal’. Münster/New York/München/Berlin: Waxmann. [Im Rahmen der Studien zur Geschichte und Kultur Westeuropas herausgegeben von Horst Lademacher] S. 183.

[115] Ebd. S. 206.

[116] Ebd. S. 293.

[117] Ebd. S. 109.

[118] Ebd. S. 109.

[119] Miedema, Niek.

1995 Een dampkring van cultuur: De Prämie-uitgaven van de Wereldbibliotheekvereniging 1925-1986. Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 23.

[120] Ebd. S. 23.

[121] Ebd. S. 52.

[122] Ebd. S. 72.

[123] Postema, Esther.

1999 „ ‚Een bronwel van beschaving en ontwikkeling’: De Wereldbibliotheek en de gewone man”. Groniek 146: 78.

[124] Postema, Esther.

1999 „ ‚Een bronwel van beschaving en ontwikkeling’: De Wereldbibliotheek en de gewone man”. Groniek 146: 65-78. S. 77.

[125] Ebd. S. 77.

[126] Blom, Esther.

1999 De vlam van het menselijk denken: Nico van Suchtelen (1878-1949). Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 81.

[127] Ebd. 78.

[128] Bank, Jan und Maarten van Buuren.

2000 1900: Hoogtij van burgerlijke cultuur. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur in Europese context’]

Schuyt, Kees und Ed Taverne.

2000 1950: Welvaart in zwart-wit. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur in Europese context’]

[129] Bank, Jan und Maarten van Buuren.

2000 1900: Hoogtij van burgerlijke cultuur. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur in Europese context’] S. 568.

[130] Heilbron, Johan.

1995 „Nederlandse vertalingen wereldwijd: Kleine landen en culturele mondialisering“. In: Wilma Tichelaar (red.). Waarin een klein land: Nederlandse cultuur in internationaal verband. Amsterdam: Prometheus. 217.

[131] Ebd. S. 214, 216, 217.

[132] Krevelen, Laurens van.

2002 De stijl van de uitgever. Amsterdam: De Buitenkant. S. 99.

[133] Voorst, Sandra van.

1997 Weten wat er in de wereld te koop is: Vier Nederlandse uitgeverijen en hun vertaalde fondsen 1945-1970. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur inEuropese context’] S. 22.

[134] Heilbron, Johan.

1995 „Nederlandse vertalingen wereldwijd: Kleine landen en culturele mondialisering“. In: Wilma Tichelaar (red.). Waarin een klein land: Nederlandse cultuur in internationaal verband. Amsterdam: Prometheus. 218.

[135] Voorst, Sandra van.

1997 Weten wat er in de wereld te koop is: Vier Nederlandse uitgeverijen en hun vertaalde fondsen 1945-1970. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur inEuropese context’] S. 22.

[136] Ebd. S. 219.

[137] Heilbron, Johan.

1995 „Nederlandse vertalingen wereldwijd: Kleine landen en culturele mondialisering“. In: Wilma Tichelaar (red.). Waarin een klein land: Nederlandse cultuur in internationaal verband. Amsterdam: Prometheus. 218.

[138] Von einigen wenigen Ausgaben habe ich die ursprüngliche Sprache nicht bestimmen können. Weiterhin hat die Wereldbibliotheek einige Sammelbände mit Erzählungen, die aus verschiedenen Sprachen stammen, ausgegeben. Diese Sammelbände habe ich nicht der Sprache nach gegliedert. Sie werden das allgemeine Bild jedoch nicht ändern, denn ihre Zahl ist gering. In den Sammelbänden sind die Sprachen Niederländisch, Englisch, Deutsch, Französisch, Russisch, Italienisch, Spanisch, Griechisch, Jiddisch und Chinesisch vertreten.

[139] In den Anhang ist eine Liste ausgegebener Werke der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004 aufgenommen worden.

[140] Heilbron, Johan.

1995 „Nederlandse vertalingen wereldwijd: Kleine landen en culturele mondialisering“. In: Wilma Tichelaar (red.). Waarin een klein land: Nederlandse cultuur in internationaal verband. Amsterdam: Prometheus. 217, 219, 222, 223.

[141] Heilbron, Johan.

1995 „Nederlandse vertalingen wereldwijd: Kleine landen en culturele mondialisering“. In: Wilma Tichelaar (red.). Waarin een klein land: Nederlandse cultuur in internationaal verband. Amsterdam: Prometheus. 219.

Voorst, Sandra van.

1997 Weten wat er in de wereld te koop is: Vier Nederlandse uitgeverijen en hun vertaalde fondsen 1945-1970. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur inEuropese context’] S. 23.

[142] Ebd. S. 219.

[143] Nur der Zeitabschnitt 1955-1959 weicht von diesem Bild ab.

[144] Nur in den Zeitabschnitten 1905-1909 und 1975-1979 beträgt dies bzw. 18 und 19 Prozent, aber dies ist nicht als eine deutliche Abweichung anzusehen.

[145] Voorst, Sandra van.

1997 Weten wat er in de wereld te koop is: Vier Nederlandse uitgeverijen en hun vertaalde fondsen 1945-1970. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur inEuropese context’] S. 23.

[146] Heilbron, Johan.

1995 „Nederlandse vertalingen wereldwijd: Kleine landen en culturele mondialisering“. In: Wilma Tichelaar (red.). Waarin een klein land: Nederlandse cultuur in internationaal verband. Amsterdam: Prometheus. 219.

[147] Elema, Hans.

1973 Literarischer Erfolg in sechzig Jahren: Eine Beschreibung der belletristischen Werke, die zwischen 1900 und 1960 aus dem Deutschen ins Holländische übersetzt wurden. Assen: Van Gorcum.

[148] Ebd. S. 179-180.

[149] Heilbron, Johan.

1995 „Nederlandse vertalingen wereldwijd: Kleine landen en culturele mondialisering“. In: Wilma Tichelaar (red.). Waarin een klein land: Nederlandse cultuur in internationaal verband. Amsterdam: Prometheus. 219.

Voorst, Sandra van.

1997 Weten wat er in de wereld te koop is: Vier Nederlandse uitgeverijen en hun vertaalde fondsen 1945-1970. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur inEuropese context’] S. 23.

[150] Buurman, Paul.

1996 Duitse literatuur in de Nederlandse dagbladpers 1930-1955: Een historisch-documentair receptie-onderzoek. Amsterdam: P. Buurman.

[151] Elema, Hans.

1973 Literarischer Erfolg in sechzig Jahren: Eine Beschreibung der belletristischen Werke, die zwischen 1900 und 1960 aus dem Deutschen ins Holländische übersetzt wurden. Assen: Van Gorcum.

[152] Ebd. S. 306.

[153] Ebd. S. 227-28.

[154] Ebd. S. 232.

[155] Ebd. S. 277.

[156] Ebd. S. 282.

[157] Eine Übersicht des totalen Übersetzungsangebots aus dem Deutschen der Wereldbibliotheek zwischen 1905 und 2004 ist als Anhang aufgenommen worden.

[158] Die 1925 gegründete Wereldbibliotheek-Vereniging bietet ihren Mitgliedern viele Geschenkbücher oder Prämien an. Diese Geschenkbücher werden in die verschiedenen Analysen mit einbezogen. Die Vereinigung ist nämlich eng mit dem Verlag verbunden gewesen, denn sie fördert die Arbeit der Wereldbibliotheek auf viele Weisen. Außerdem sind der Vorstand der Wereldbibliotheek -Vereniging und der der Wereldbibliotheek teilweise gleich gewesen. Schließlich ist von Bedeutung, dass die Mitglieder der WB-Vereniging den Kern des WB-Leserpublikums gebildet haben.

[159] Glas, Frank de.

1989 Nieuwe lezers voor het goede boek: De Wereldbibliotheek en Ontwikkeling/De Arbeiderspers voor 1940. Amsterdam: Wereldbibliotheek.

Voorst, Sandra van.

1997 Weten wat er in de wereld te koop is: Vier Nederlandse uitgeverijen en hun vertaalde fondsen 1945-1970. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur inEuropese context’]

[160] Elema, Hans.

1973 Literarischer Erfolg in sechzig Jahren: Eine Beschreibung der belletristischen Werke, die zwischen 1900 und 1960 aus dem Deutschen ins Holländische übersetzt wurden. Assen: Van Gorcum. S. 14, 40.

[161] In der Einführung ist schon beschrieben, wie diese Einteilung hantiert wird.

[162] Auf die Frage, wie diese Begriffe definiert und hantiert werden, wurde in der Einführung zu dieser Studie schon eingegangen.

[163] In den Anhang ist eine ausführliche Beschreibung der Oeuvreautoren unter dem Titel Schriftstellerporträts” aufgenommen worden.

[164] Im Anhang werden die für die Ausgaben aus dem Deutschen verantwortlichen Übersetzer aufgelistet.

[165] Voorst, Sandra van.

1997 Weten wat er in de wereld te koop is: Vier Nederlandse uitgeverijen en hun vertaalde fondsen 1945-1970. Den Haag: Sdu Uitgevers. [Teil der Serie ‚Nederlandse cultuur inEuropese context’] S. 26, 30.

[166] Heilbron, Johan.

1995 „Nederlandse vertalingen wereldwijd: Kleine landen en culturele mondialisering“. In: Wilma Tichelaar (red.). Waarin een klein land: Nederlandse cultuur in internationaal verband. Amsterdam: Prometheus. 223, 225.

[167] Die Bezeichnung ‚Mischform’ habe ich aufnehmen müssen, weil im Übersetzungsangebot zwei Werke vorkommen, die sowohl epische als auch lyrische Texte enthalten, nämlich De genius van den zang (1941) von Novalis Friedrich Hölderlin: Een portret van den dichter uit zijn leven en werken (1943).

[168] Siehe: Anhang unter dem Titel ‚Schriftstellerporträts’.

[169] Der Übersichtlichkeit zuliebe wird die Graphik in vereinfachter Form wiederholt. Wenn nötig wird dieses Verfahren auch im Folgenden angewendet.

[170] Beutin, Wolfgang u.a..

2001 Deutsche Literaturgeschichte: Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart/Weimar: Metzler. [6., verbesserte und erweiterte Auflage mit 524 Abbildungen] S. 182 ff.

[171] Siehe: Anhang „Schriftstellerporträts“ den Paragraphen zu Zahn und Heimatdichtung.

[172] Blom, Esther.

1999 De vlam van het menselijk denken: Nico van Suchtelen (1878-1949). Amsterdam: Wereldbibliotheek. S. 165.

[173] In Figur 8 sind auch die Oeuvres aus dem Bereich der Nichtfiktion einbezogen worden, denn Werke aus dem Bereich der Nichtfiktion sind zwar keiner literarischen Strömung zuzuordnen, sie sind dagegen schon mit einer Periode verbunden und können demnach als ‚zeitgenössich’ oder ‚nichtzeitgenössisch’ bezeichnet werden.

[174] Simons, Leo und Nico van Suchtelen.

1930 „Na 25 jaren“. In: Leo Simons. Gedenkboek van het 25-jarig bestaan der Wereldbibliotheek. Amsterdam: Maatschappij tot Verspreiding van Goede en Goedkoope Lectuur. 25.

[175] Ebd. S. 226.

[176] Die Prämien, die die Wereldibibliotheek-Vereinigung zwischen 1925 und 1986 ihren Mitgliedern herausgibt, sind nicht in diese Analyse miteinbezogen, weil sie als Geschenkbücher den Mitgliedern kostenlos zugeschickt wurden. Außerdem sei darauf hingewiesen, dass die Liste die Zeitspanne nicht berücksichtigt. Dadurch kann der Erfolg neulich erschienener Ausgaben nicht mit in Betracht gezogen werden.

[177] Wenn die durchschnittliche Verkaufzahl mit in Betracht gezogen wird, stellt Wassermann jedoch der erfolgreichste Dichter des Übersetzungsangebots dar. Jedenfalls baut Zahn das größte Oeuvre auf, das außerdem sehr erfolgreich gewesen ist.

[178] Elema, Hans.

1973 Literarischer Erfolg in sechzig Jahren: Eine Beschreibung der belletristischen Werke, die zwischen 1900 und 1960 aus dem Deutschen ins Holländische übersetzt wurden. Assen: Van Gorcum. S. 259 ff.

[179] Klappentext zu Buiklanding, 2002.

[180] Westerman Holstijn, dr. A.J.

1951 „Inleiding“. In: Totem en taboe. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. S. 6. [Urspr. Titel: Totem und Tabu]

[181] Hen, I.

1906 „Inleiding“. In: De verdronken klok. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. S. VI.

[182] Suchtelen, Nico van.

1918 „Voorwoord“. In: Ideeën: Het Boek Le Grand. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. S. 40.

[183] Suchtelen, Nico van.

1940 „Voorwoord“. In: Michael Kohlhaas. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. S. 6. [Urspr. Titel: Michael Kohlhaas, 1808]

Simons, Leo.

1911 „Heinrich von Kleist“. In: Kate van Heilbronn. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. S. X. [Urspr. Titel: Das Käthchen von Heilbronn, 1807-08]

[184] Klappentext zu Charlotte in Weimar, 1955.

[185] Klappentext zu Vlucht in de schemering, 1964.

[186] Klappentext zu De spelbreker (1966).

[187] Klappentext zu bzw. Bloemenhel aan de Jacinto (1936) und De indiaan sterft (1955).

[188] Klappentext zu Vonk in het sprokkelhout (1964).

[189] Klappentext zu Aslan Norval (1961).

[190] Klappentext zu Christophorus Columbus (1934).

[191] Wit, Augusta de.

1908 „Inleiding“. In: Het gezin van Lukas Hochstraszer. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. S. 14.

[192] Indestege, Luc.

1949 „Inleiding“. In: De christenheid of Europa. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. S. 12. [Urpsr. Titel: Die Christenheit oder Europa, 1826]

[193] Klappentext zu Aslan Norval, 1961.

[194] Klappentext zu Hoort naar mijne stem, 1946.

[195] WB-Redaktion.

1927 „Voorbericht van de redactie der Wereldbibliotheek“. In: Barok en Rococo: De neo-stijlen en de hedendaagsche bouwkunst. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. S. 5.

[196] WB-Redaktion.

1930 „Ter inleiding“. In: Opvoeding tot persoonlijkheid. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. S. 8. [Urspr. Titel: Grundbegriffe der Individualpsychologie und ihre Anwendung in der Erziehung]

[197] Klappentext zu Karakterkunde van de jeugd (1953).

[198] Roose, J.C.

1952 Inleiding”. In: Jan Winterink (Hrsg.). Karaktervorming door zelfopvoeding. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkope Lectuur. 9.

Klappentext Inleiding tot de karakterkunde, 1964.

[199] Werbungstext zu De Vrouwen van Tannö.

[200] Klappentext zu Levensstrijd.

[201] Groenewegen, H.Y.

1918 „Een woord vooraf“. In: Godsdienst en Godsdiensten. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. S. XVII.

[202] Polak, Leo.

1911 „Woord vooraf van de vertaler“. In: Geestelijke en sociale stroomingen der negentiende eeuw. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. S. VII.

[203] Simons, Leo.

1920 „In Dank“. In: Goethes Faust: Het tweede deel. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur.

[204] Klappentext zu Goethes Faust I en II, 1982.

[205] Klappentext zu Korte verhalen (1949).

[206] Simons, Leo.

1924 „Voorwoord“. In: Moederlegende. Amsterdam: Mij voor Goede en Goedkoope Lectuur. [Urspr. Titel: Mutterlegende] S. 5-6.

Klappentext zu Christiaan Wahnschaffe, 1925.